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Isabell ist gerade mal 15 Jahre alt, als sie mit Atemnot in die Notaufnahme der Bonner Kinderklinik eingeliefert wird.
Dort erhalten sie, ihre Eltern und ihre beiden Brüder Christian und Matthias eine erschütternde Diagnose: Isabell hat Krebs und wäre fast an einer Lungenembolie gestorben.
Nun beginnt Isabell um ihr Leben zu kämpfen und das Martyrium der langen Therapie zu überstehen. Das Leben der Familie Zachert ändert sich radikal, denn in den schweren Stunden möchten alle Isabell beistehen. Schwer zu schaffen machen ihr und ihrer Familie die wechselnden Aufenthalte im Bonner und Kölner Krankenhaus, was bald stark an die Kraftreserven aller Beteiligten geht.
Durch Höhen und Tiefen treibt Isabell. Und als sie durch die zehrende Bestrahlung auch noch ihre geliebten langen Haare verliert, driftet sie ab in verzweifelte Melancholie, die sie fast zur Selbstaufgabe treibt.
Doch durch die Krankheit und die wechselnden Aufenthalte in Bonn und Köln reift Isabell zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit heran. In Bonn verliebt sie sich in Dr. Töbelius, ihren behandelten Arzt. In manchen Momenten schwebt Isabell voll im Glück. Und als Töbi, wie sie ihn liebevoll nennt, zu einer Reise nach Tibet aufbricht, verspricht sie ihm, keinen Unsinn anzustellen. Zuerst scheint dies auch zu klappen.
Aber Isabell merkt bald, dass ihre Zeit um ist, und so ergibt sie sich schließlich ihrem unvermeidlichen Schicksal, nicht ohne Abschied von ihren Lieben zu nehmen.
Der Tumor siegt schließlich - nach einem letzten Lebensjahr voller Glücksmomente und schweren Tiefen.
In der Buchreihe "Erfahrungen" schildert die Hauptautorin, Isabells Mutter, in einem 236-seitigen Taschenbuch die Geschichte von Isabells letztem Lebensjahr.
Was dem Leser eigentlich direkt anspringen wird, ist das Coverbild, welches ein Foto von Isabell nach den Bestrahlungen zeigt. Es ist ein sehr erschreckendes, aber dennoch schönes Bild, das durch die Schlichtheit der restlichen Gestaltung hervorgehoben wird und das von ihrem Onkel Sigfried Fournes gemacht wurde.
Das vorliegende Buch ist bereits die sechste Auflage, die im September 1997 erschien.
Der Schreibstil des Buches ist gut lesbar und wechselt von Teilen, die von der Mutter erzählt werden, zu Briefen, die Isabell und ihre Lieben sich während der ganzen Zeit geschrieben haben und die von der Mutter gelungen in ihre Erzählung mit eingeflochten wurden.
Am Schluss des Buches ist Isabells Tagebuch eingefügt, in das sie in ihren letzten Monaten fast täglich geschrieben hatte, und das wirklich sehr rührend und voller Emotionen ist.
Trotzdem merkt man dem Buch an, dass es von einem Laienautor geschrieben wurde, was aber nicht schlimm ist und den Lesespaß, wenn man es bei einer solchen Thematik überhaupt so nennen darf, nicht im Geringsten mindert.
Die angesprochene Thematik, mit der sich das Buch befasst, ist wohl zur damaligen Zeit sehr heikel gewesen, vor allem da es gerade für betroffene Familien kaum psychologische Unterstützung gab, was ja heute glücklicherweise schon fast Standard ist. Somit schildert die Geschichte auf eindrucksvolle Weise, was sich zwischen den Jahren des Erscheinens und heute in medizinischer und psychologischer Hinsicht getan hat.
Christel Zachert, die das Buch nach Isabells Tod verfasst hat, beschreibt das letzte Jahr ihrer Tochter sehr rührend und emotional. Zu bedenken ist an dieser Stelle, dass es wirklich nicht einfach ist, mit solch einem schweren Schicksalsschlag zu Recht zu kommen und trotzdem noch einen halbwegs tauglichen Familienalltag zu bewahren. Dies zeugt von viel Mut, Engagement und Aufopferung, was man als Leser eigentlich nur bewundern kann und dem man viel Respekt zollen sollte.
Die Beschreibungen der einzelnen Symptome oder auch der ergriffenen medizinischen Maßnahmen erschließen sich dem Leser in diesem Buch gut, da die Autorin am unteren Buchrand oft Anmerkungen anbringen ließ, um dem Leser Dinge zu erklären und zu verdeutlichen, was gemeint ist. Somit informiert dieses Buch wirklich gut über medizinische Hintergründe - auch wenn es nur in Kürze geschieht, denn im Vordergrund steht ja die Geschichte.
Was für den Leser vielleicht auch sehr gut verständlich ist, sind die vielen unterschiedlichen Reaktionen aus Isabells Umfeld, sowohl von Seiten des Personals im Krankenhaus als auch von ihrer Familie, die einem zum Teil schon sehr nahe gehen. Die Reaktionen sind einfühlsam und voll tiefer Betroffenheit, an mancher Stelle aber auch abweisend, was wohl aus dem Unverständnis über ihre Krankheit resultiert. Aus diesem Grund bietet dieses Buch ein hohes Identifikationspotenzial, gerade mit den Eltern und den Geschwistern, in deren Lage und Gefühlswelt man sich gut hineinversetzen kann.
Fazit:
Ein emotional sehr ergreifendes Buch, das jedoch nichts für sehr sensible Leser ist, da der "Tränenfaktor" insgesamt sehr hoch ist. Es spricht einfach sehr gut die Gefühlswelt des Lesers an und entführt ihn zudem in ein Thema, das für die meisten Nicht-Betroffenen nicht alltäglich und daher brisant ist.
Ich denke, dass die Mutter, die das Buch geschrieben hat, ihrer Tochter ein Denkmal setzen wollte und auch versucht anderen Eltern, die das gleiche Schicksal heimsucht, Kraft, Mut und Willensstärke in schweren Zeiten zu spenden. Zudem wollte die Autorin die Situation von tumorkranken Kindern und deren Angehörigen verbessern, was ihr bis dato auch gelungen ist.
Somit dient das Buch meiner Meinung nach zum Aufrütteln der Gesellschaft und macht darauf aufmerksam, dass man viel bewusster leben sollte - denn das Leben geht doch manchmal viel zu schnell vorbei.