Reiseführer über Italien und einen der bekanntesten italienischen Seen – den Gardasee – gibt es wahrlich reichlich. Das Buch "Zweite Heimat Gardasee", erschienen im Wiesenburg Verlag, nähert sich dem Thema auf etwas andere Weise.
Hier bestimmen nicht klassische Reiseführerinhalte das Buch, sondern Reisebeschreibungen und Anekdoten. Neben den Städtchen und Dörfern, die direkt am Gardasee gelegen sind, nimmt der Autor dabei auch auf das weiträumige Umland bis hin zu Triest, Verona und Genua Bezug.

Das Buch ist in zwei Kapitel eingeteilt, die wiederum mehrere Unterkapitel beinhalten. Der erste Teil des Buches enthält Reisebeschreibungen über Aufenthalte am Gardasee des Autors aus den Jahren 1999 bis 2009. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Erzählungen über das weitere Umland aus den Jahren 1974 bis 2009.

Bedauerlicherweise ist das Buch nicht ganz einfach zu lesen. Dies liegt einerseits daran, dass der Autor eine sehr eigentümliche Schreibweise verwendet und auch vor zahlreichen eigenwilligen Neologismen nicht Halt macht. So finden sich Worte wie "GletscherSchliffKuhlen", "KirchGlockenSpielern", "AbschiedsPizza" oder "DienstleistungsVerhältnis". Aber auch Begriffen wie "KirchTraumSpiel", "Eßklang" oder "angeschmaus und angetrinks" findet sich der Leser gegenübergestellt. Diese Eigentümlichkeiten sind leider nicht sparsam eingesetzt, sondern lassen sich auf beinahe jeder Seite in vielfältigen Formen entdecken. Weiterhin kommt noch dazu, dass die Texte an vielen Stellen mehr Aneinanderreihungen von Gedankenfetzen und Fragmenten gleichen als vollständig ausgearbeiteten Abschnitten, was das flüssige Lesen zusätzlich erschwert.

Die gezielte Suche nach bestimmten Informationen oder Beschreibungen ist eigentlich nicht möglich, da weder das Inhaltsverzeichnis genügend Aufschluss über die eigentlichen Inhalte gibt, noch ein Stichwortregister vorhanden ist. So bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als ganze Kapitel zu lesen oder zumindest zu überfliegen, um die interessanten Informationen herauszufiltern. Zwar gibt es im Buch immer wieder Hinweise und Tipps zu interessanten Sehenswürdigkeiten oder Ortspunkten, allerdings werden diese häufig nicht näher ausgeführt, sondern lediglich ein oder zwei kleine Dinge eher beiläufig erwähnt.

Aus diesem Grund sollte das Buch eher als literarische Ergänzung zu einem Reiseführer betrachtet werden, der eine schöne Einstimmung auf einen Urlaub am Gardasee bietet. Interessant kann es außerdem für solche Reisenden sein, die die Gegend um den Gardasee bereits kennen und auf der Suche nach der einen oder anderen Anregung sind. Der Autor bereist den Gardasee sehr regelmäßig und kennt sich dort sehr gut aus. Seine beschriebenen Erlebnisse geben immer wieder Schönes von Land und Leuten preis, auch Sprichwörter und Zitate werden dabei von dem Autor gerne zur Untermauerung seiner Aussagen herangezogen. Wen die sprachlichen Besonderheiten nicht stören, der kann bestimmt einige nette Stunden mit diesem Band verbringen. Zumal sich immer wieder die Gedanken "Ach, das kennen wir auch" oder "Genau das haben wir auch erlebt" einstellen werden und sich so schön in Urlaubserinnerungen schwelgen lässt.