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Abacusspiele legt mit "Jerusalem" ein Brettspiel im Kreuzzüge-Design vor. Viele Spieler erwarten daher ein Spiel mit militärischen Elementen, dabei handelt es sich mehr um eine Wirtschafts- und Politiksimulation. Eine auf jeden Fall mutige Mischung: ein historischer Hintergrund, der heutzutage eher mit kriegerischen Auseinandersetzungen assoziiert wird, und ein Spielmechanismus, der eher darauf aus ist mit unmilitärischen Mitteln seinen Einfluss zu vermehren.
Das Ziel des Spieles ist es den höchsten Turm in Jerusalem zu bauen. Dafür haben die zwei bis vier Spieler fünf Runden Zeit. Jede Runde besteht aus vier Zügen. Im ersten Zug bieten die Spieler nach einem bestimmten Verfahren auf Ämter. Jedes Amt bringt diverse Vor- und Nachteile. Sind alle Ämter ersteigert, beginnt der zweite Zug. Jeder Spieler erhält eine bestimmte Anzahl an Knappen und eine Aktionskarte. Das jeweilige Amt bestimmt die Anzahl der Knappen. Zusätzlich kann sich jeder Spieler mit seinem Geldvorrat zusätzliche Knappen kaufen. Die Aktionskarten bringen einmalige Vorteile, wenn man sie ausspielt, meistens zusätzliches Geld oder zusätzliche Knappen.
Im nächsten Zug dürfen die Spieler in der Reihenfolge ihrer Ämterhierachie ihre Knappen auf das Spielbrett verteilen. Das Brett besteht aus mehreren Machtbereichen, zum Beispiel dem Patriachat, dem Königspalast, dem Markt etc., die wiederum in jeweils drei Unterbereiche eingeteilt sind. Hat ein Spieler am Ende einer Spielrunde die Mehrheit in einem Machtbereich, erhält er Privilegien, also bestimmte Rechte, die ihm Vorteile einbringen und den Gegenspielern vielleicht Nachteile. Die Mehrheit in einem der Unterbereiche bringt den Spielern Einkommen. Einkommen kann Geld, Knappen oder Prestige bedeuten. Mit jedem Prestigepunkt darf ein Spieler seine Figur auf einer Prestigeskala vorrücken lassen.
Im letzten Zug einer Spielrunde muss jeder Spieler sein Prestige gegen Turmbausteine nach einem bestimmten Wechselkurs eintauschen. Danach beginnt die nächste Runde. Wer am Ende der Runde fünf den höchsten Turm besitzt, hat gewonnen.
In den Runden zwei, drei und vier gibt es nach den Zugphasen je ein Zufallsereignis, welches in einzelnen Machtbereichen des Spielfeldes zu massiven Veränderungen führt. So kann es beispielsweise einem Spieler passieren, in einem Machtbereich klar zu dominieren und durch ein solches Ereignis seinen Einfluss dort gänzlich zu verlieren. Diese Ereignisse bringen ein unberechenbares Element ins Spiel und können mitunter die Dynamik für oder gegen einen Spieler kippen.
"Jerusalem" ist ein solides Strategiespiel, das durchaus für einen spannenden Spieleabend geeignet ist. Durch die vielen möglichen Strategien, seinen Einfluss auf dem Spielbrett zu vermehren und an Prestige und damit an Turmbausteine zu kommen, sind viele verschiedene Spielabläufe möglich. Daher bleibt das Spiel auch nach mehreren Partien noch interessant. Der Spielmechanismus ist durchdacht und auf vielfältige strategische Ansätze ausgerichtet. Die Zufallsereignisse bringen einen Moment der Unberechenbarkeit ins Spiel und erhöhen damit die Spannung einer Partie.
Das Regelwerk ist nicht allzu kompliziert, es gibt aber durchaus Spiele, dessen Regelwerk schlanker ist. Jerusalem gehört also nicht zu den ganz einfachen Spielen, aber auch nicht zu den zu komplizierten. Nach einer Partie sollte jeder Spieler das Regelwerk erfasst haben.
Ein großes Manko des Spieles ist die Ausstattung. Es fehlen sowohl genügend Knappen wie auch genügend Turmbausteine. In der Anleitung steht sogar, dass für Turmbausteine noch irgendwelche anderen Gegenstände griffbereit vorhanden sein sollten. Für 39,99 Euro sollten Käufer aber schon verlangen können, dass genügend Spielmaterial mitgeliefert wird, vor allem, weil sowohl Knappen als auch Turmbausteine nur durch einfache farbige Holzteilchen dargestellt werden. Ein paar kleine Holzquader mehr hätte Abacus schon drauflegen können.
Insgesamt ist das Spiel aber durchaus gelungen. Das Jerusalem-Design aus der Zeit der Kreuzzüge ist nett anzuschauen, wenn auch nichts Bahnbrechendes im Brettspieldesign. Der Spielmechanismus ist durchaus für einen spannenden Spieleabend geeignet. Nur das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht angesichts des mangelnden mitgelieferten Spielmaterials.