Gesamt |
|
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Eines der Merkmale der Urban Fantasy ist das Vorhandensein einer phantastischen Welt neben der normalen realen Umgebung. Da gibt es eine ganze Welt unterhalb Londons in Neil Gaimans
"Niemalsland", die Existenz von Magiern in der Welt von
"Harry Potter" oder auch die von Simon R. Green geschaffene
"Nightside", eine in London existierende Schattenwelt. Die neue Trilogie "Feenland" von Holly Black und Ted Naifeh reiht sich genau in diese Genreausprägung der Fantasy ein.
Rue ist am Boden zerstört - ihre Mutter ist seit drei Wochen verschwunden und ihr Vater verlässt seitdem das Haus nicht mehr, obwohl er als Professor eigentlich Vorlesungen an der Uni halten sollte. Und noch etwas hat sich wesentlich in Rues Leben geändert: Seit dem verhängnisvollen Tag vor drei Wochen sieht sie Dinge, die unmöglich sein können. Überall sind merkwürdige Wesen unterwegs, sie haben spitze Ohren, Tierköpfe oder sogar Flügel und niemand außer ihr scheint sie zu sehen. Wird sie verrückt? Aber warum wächst plötzlich alles mit Efeu zu, man kann fast dabei zuschauen so schnell geht es. Und als dann auch noch ihr Vater des Mordes an ihrer Mutter und einer seiner Studentinnen beschuldigt wird, muss Rue der Sache endlich genauer auf den Grund gehen, denn ein Mörder ist ihr Vater ganz sicher nicht ...
"Der gebrochene Schwur" ist der erste Band der neuen Trilogie der erfolgreichen Jugendbuchautorin Holly Black, die durch
"Die Spiderwick Geheimnisse" und ihre Romane
"Elfentochter",
"Elfenkönigin" und
"Elfenherz" bekannt wurde. Dieses Mal handelt es sich nicht (nur) um einen Roman, sondern um eine "Graphic Novel", also einen graphischen Roman, einen Comic. Ted Naifeh, der unter anderem durch seine Arbeiten für
"Polly & die Piraten" und
"Courtney Crumrin" auch in Deutschland bekannt wurde, steuerte die Zeichnungen bei. Der Comic ist komplett in schwarzweiß und entsprechenden Grauschattierungen gehalten, durch das Fehlen von Farben aber keineswegs ausdruckslos. Vermutlich ist nur in diesem Format auch ein derart günstiger Verkaufspreis von unter zehn Euro bei über 120 Seiten im größeren Softcover-Format möglich. Die Qualität der Bindung, des Papiers und überhaupt der gesamten Aufmachung hat unter dem günstigen Preis nicht gelitten. Auch nach dem Lesen bleibt der Band wunderbar in Form und lässt so ohne weiteres mehrmaliges Lesen zu, ohne dass sich Seiten lösen.
Die Geschichte beginnt langsam - scheint zunächst nicht sehr facettenreich zu sein -, steigert sich aber bereits nach der Hälfte enorm. Das Geheimnis um das Verschwinden von Rues Mutter wird zum Teil bereits in diesem ersten Band enthüllt, doch es ergeben sich daraus nur neue überraschende Wahrheiten über Rue. Die Graphic Novel schafft es aufgrund der spannenden und abwechslungsreichen Story, die Leser durchgehend zu fesseln. Die überaus faszinierenden Zeichnungen Ted Naifehs, und besonders die der Feenwesen und der ruhigen Straßen- und Stadtansichten, sind an dem guten Gesamteindruck nicht unschuldig. Die Darstellung der Menschen wirkt manchmal etwas plump und gedrängt, wodurch die hochgewachsenen Feen im Vergleich allerdings noch schlanker und "unmenschlicher" wirken. Vielleicht ist dies also ein bewusst angewandter Kniff des Illustrators.
Band eins endet mit einem Cliffhanger, am besten sollte daher der zweite Band schon griffbereit liegen. Leider ist der abschließende dritte Band auch im englischen Original noch nicht erschienen.
Obwohl die Graphic Novel im Jugendbuchsektor erschienen ist, kann sie neben Jugendlichen auf jeden Fall auch Erwachsenen mit einem Faible für etwas düstere Fantasy gefallen. Und bei einem solch günstigen Preis können auch Leser, die sich erstmals an einem Comic versuchen wollen, zugreifen und sich mitreißen lassen.
Auf der Verlagswebseite lädt eine Leseprobe zum Durchblättern ein: Zur Leseprobe