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Thomas Gsella nimmt nichts ernst. Oder nimmt er alles ernst, nur die Welt ist so skurril? Eins von beiden muss es sein, denkt sich der Leser des ersten Prosa-Bands des ebenso verhassten wie verehrten Titanic-Chef-Lyrikers Thomas Gsella.
Der Hardcover-Band versammelt zahlreiche Prosastücke und -schnipsel aus mehreren Jahren des Titanic-Schaffens und gibt somit einen Überblick über das Werk des facettenreichen Satire-Genies. Ein solches ist Gsella ohne Zweifel. Gsella hat nicht bloß eine Satireseite, denn er macht nichts, was nicht Satire ist. Mal übt er sich in haarscharfen Beobachtungen von Alltagsspießern und zieht lächerliches, abgehobenes Gehabe (zum Beispiel von Künstern und Galeriebesuchern) durch den Kakao, mal macht er sich über sein eigenes Leben als Redakteur lustig. Ob es längere drei- bis vierseitige Kurzgeschichten sind, die er aus seinem Leben als Redakteur, seinen Berufsanfängen oder auch seiner frühesten Kindheit erzählt oder aber kurze Textschnipsel aus seinem Notizblock, Gsella haut drauf und zieht alles ins Absurde. Zum Beispiel in der titelgebenden Geschichte, in der er von seinen Erlebnissen in einer Kunstausstellung erzählt und satirisch über den Habitus eines Künstlers herzieht, um dann aber letztendlich vollständig den Bogen zu überspannen. Genau letzteres ist es, was Gsella von einem scharfzüngigen Kaberettisten unterscheidet.
Die Satire von Thomas Gsella ist schwierig einzuordnen - mit diesem Band ist endgültig klar, dass dies nicht nur für seine Gedichte, sondern auch für seine Prosa gilt. Gsella haut auf alles drauf, was er finden kann. Er schreckt vor nichts zurück. Ob es abgehobene Spießer sind oder pseudo-intellektuelle Alternative. Jeder wird aufs Korn genommen und vermutlich verzieht sich die Miene eines jeden Lesers exakt dann, wenn er sich selbst in den Texten beobachtet. Neben diesen recht scharfsinnigen Darstellungen von Alltagszenen schreckt Gsella natürlich auch nicht vor Wortspielen jeder Art und überhaupt vor keiner Pointe zurück - so billig und offensichtlich sie auch ist. Das fällt schon am Untertitel auf ("Gsellammelte Prosa" - Hihihi), der - und da ist man sich bei Gsella leider immer nicht so sicher - hoffentlich selbstironisch die eigenen Wortspielchen aufs Korn nimmt. Diese kann man mögen oder nicht, klar ist aber, dass ein Buch hierfür das falsche Medium ist. Mögen einzelne Texte sehr erheiternd sein, wenn man viele von ihnen am Stück liest und sich die Albernheiten in jedem Text überbieten, kommt man recht schnell zu dem Punkt, ab dem es irgendwie auch nur noch nervt. Man fragt sich, ob die Satire noch in dem Textinhalt selbst steckt, oder ob die eigentliche Satire ist, dass Gsella vor Einfallslosigkeit belanglose Flachheiten auf Papier rotzt und Leser dann dafür Geld ausgeben?
Und so scheint es auch, als sei vor allem der stolze Preis von 17,95 Euro bei 240 großzügig bedruckten Seiten vor allem der Satire verpflichtet. Man sieht bereits Gsella vor seiner Schreibmaschine, wie er sich im Vorwort des zweiten Bands über die Käufer des ersten lustig macht.