Für Hauptkommissar Paul Lenz beginnt ein ganz neuer Abschnitt seines Lebens. Endlich hat seine langjährige Geliebte Maria ihren Mann verlassen und ist zu ihm gezogen. Natürlich beginnt damit auch für sie eine schwere Zeit, da die Konfrontation mit ihrem Mann an ihren Nerven zehrt und sie erst am Anfang des Scheidungskriegs steht. All diese Probleme werden dadurch erschwert, dass Marias Mann der Kasseler Oberbürgermeister ist, der nichts unversucht lässt, seine Frau wieder zurück zu gewinnen. Das junge Glück wird nicht nur von Reportern verfolgt, sondern Paul Lenz erhält sogar von Vorgesetzten den Rat, Maria wieder gehen zu lassen.

Mitten in dieses emotionale Spektakel platzt ein Mord. Das Opfer ist Dieter Bauer, der an just diesem Tag von der Beerdigung seiner Frau nach Hause zurückgekehrt ist. Ihm hat man einen Halswirbel gebrochen und ihm dann mehrere Wunden zugefügt, bis er starb. Doch es gibt keinerlei Spuren eines Einbruchs und Wertgegenstände fehlen ebenfalls keine. Kurz darauf entdeckt die Polizei Ruth Liebusch tot in ihrer Wohnung, ebenfalls mit gebrochenem Halswirbel. Es zeigt sich, dass beide Opfer um ungefähr die gleiche Zeit starben.

Doch Ruth Liebusch und Dieter Bauer besitzen noch eine weitere Gemeinsamkeit. Sie waren beide zur gleichen Zeit Erzieher im Karlshof, einem Jugendheim in Wabern. Dies war ein Sammelbecken für Jugendliche, die straffällig geworden waren oder in irgendeiner anderen Weise auffällig waren. Paul Lenz vermutet, dass hinter diesem gemeinsamen Arbeitsplatz die Ursache für die Ermordung der beiden Erzieher zu finden ist. Allerdings scheinen die Ermittlungen zu Anfang im Sande zu verlaufen.

"Schmuddelkinder" ist nun der sechste Kriminalroman von Matthias P. Gibert, in dem Paul Lenz die Hauptfigur spielt. Aus diesem Grund liegt auch ein relativ großer Fokus des Buches auf dessen Privatleben, der sich vertiefende Beziehung zu Maria und den bekannten Gesichtern auf dem Polizeirevier. All diese kleinen Details bereichern den Kriminalfall damit um Leben und Tiefe und machen die Geschichte viel dichter als sie schon ist. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb sich die Geschichte nicht einfach so weglesen lässt, sondern länger im Gedächtnis haften bleibt.

Interessant ist aber natürlich auch der konstruierte Kriminalfall. Da beide Morde zu fast der gleichen Zeit geschehen sind, ist die Suche nach den Mördern nicht allzu einfach. Hier gilt es erst einmal die kleinen Puzzleteile der Vergangenheit des Jugendheims zusammen zu suchen und miteinander zu verknüpfen. Hierbei werden allerdings ebenfalls auch sehr schmutzige Details dieser Zeit wieder aufgedeckt, wodurch der Leser immer zwiegespaltener in seiner Meinung wird. Denn in gewisser Weise hat zumindest das eine Opfer durch seine früheren Taten nicht unverdient ein so schreckliches Ende gefunden. Diese Puzzlesuche, vermengt mit der Verfolgung von Marias Ehemann, hält Paul Lenz so auf Trab, dass ein Krimi entstanden ist, der den Leser in allen Belangen zu fesseln vermag.