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Die Welt der Börse ist nicht nur von Männern dominiert, sondern auch knallhart und fast schon brutal zu nennen. Nicht unbedingt ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen, doch Venetia Thompson lässt sich nicht so leicht abschrecken. Mit gerade einmal dreiundzwanzig Jahren wagt sie den Sprung als Quereinsteigerin in die Londoner Börse. Fortan ist nichts mehr in ihrem Leben, wie es mal war.
Als Brokerin zieht sie eiskalt Geschäfte durch, verhandelt, spekuliert, hat Kontakt mit Kunden aus der ganzen Welt. Dazu gehört auch ein Luxusleben mit entsprechender Kleidung, exklusiven Restaurants und Clubs. Es fließt viel Alkohol und Venetia bekommt bald schon mit, dass dieser nicht das einzige Rauschmittel ist.
Selbst lässt sie zwar die Finger von Drogen, pusht sich aber mit reichlich Koffein, trinkt Wein, Champagner und andere Alkoholika, die nur vom Feinsten sind. Doch das stressige Leben fordert bald schon seinen Tribut und Venetia landet mit einer schweren Nierenbeckenentzündung im Krankenhaus.
Für sie ist es schrecklich, nicht arbeiten zu können. Halbwegs wieder genesen kehrt sie sofort an die Börse zurück und macht weiter, ohne Rücksicht auf Verluste und eigene Bedürfnisse. Es ist für sie wie eine Art Rausch, auch wenn sie gestresst oder genervt ist, geht sie völlig in dieser Tätigkeit auf.
Doch dann beginnt die Finanzkrise, die auch Venetia zu spüren bekommt. Das viele Geld war für sie der Anreiz, all die Strapazen auf sich zu nehmen. Sie beschließt, etwas zu ändern und schafft es, einiges an Wellen aufzuwirbeln, als sie über die Arbeitsbedingungen öffentlich einen Artikel schreibt.
Dieses Buch ist kein fiktiver Roman, sondern die wahre Geschichte von Venetia Thompson. Der Titel trifft es dabei ausgezeichnet, denn Venetia befindet sich wirklich in einer Art Rausch. Immer mehr Geschäfte will sie abschließen, immer mehr Geld verdienen. Dabei passt sie sich dem harten Leben an, trinkt oft zu viel Alkohol, nimmt Medikamente, ignoriert die Warnsignale ihres Körpers und geht an ihre Grenzen. Und auch darüber hinaus.
Das liest sich einerseits faszinierend, andererseits kommt aber auch Unverständnis darüber auf, was Venetia alles in Kauf nimmt und sich selbst antut. Denn als die körperlichen Symptome nicht länger zu ignorieren sind, merkt sie irgendwann auch selbst, dass sie auf dem besten Weg ist, sich kaputt zu machen. Allerdings ist sie da bereits an einem Punkt, an dem ihr das egal ist. Ausschlaggebend ist für sie nur das viele Geld.
Venetia erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive, was bei einer wahren Begebenheit natürlich perfekt passt. Wirkliche Sympathie oder Verständnis werden die meisten Leser für sie wohl nicht aufbringen können; dazu ist ihr Jahr an der Börse allem normalem Leben einfach viel zu fern. Auch wenn sie alles so beschreibt, dass man es sich gut vorstellen kann, bedeutet es nicht, ihre Handlungen und Entscheidungen auch nachvollziehen zu können. Dennoch ist es faszinierend, über ihre Erlebnisse zu lesen. Die Geschichte bezieht ihre Spannung vor allem aus der Frage, was sich Venetia noch alles antun wird. Die anderen vorkommenden Personen bleiben eher blass und kommen überwiegend sehr unsympathisch rüber, was bei den meisten wohl auch genau so beabsichtigt ist.
Der Schreibstil ist nicht überragend, aber der Geschichte angemessen und sehr flüssig zu lesen. Hinten im Buch gibt es ein Glossar für die Börsen-Begriffe, in dem ausführlich erklärt wird, was mit CDO, Fill or Kill, Trader und anderen in der Geschichte vorkommenden Fachbegriffen gemeint ist.