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In einer kleinen Stadt, weit entfernt von dem Ort, an dem wir leben, zu einer Zeit, die längst vergangen ist, lebt Muhar, der Kleine. Mit einem eigenen Schmuckladen, einem kleinen Häuschen und einem Pferd führt er ein bescheidenes, glückliches Leben. Muhar wird "der Kleine" genannt, weil in der Straße, in der sich Muhars winziger Laden befindet, auch ein anderer Schmuckhändler mit Namen Muhar wohnt. Dieser wird jedoch "Muhar der Große" genannt, weil er reich ist und den größten Laden in der Straße besitzt. Als der kleine Muhar eines Tages vom Dach seines kleinen Hauses in den Garten seines Nachbarn schaut, erblickt er dort ein Mädchen, in das er sich sofort unsterblich verliebt. Er hält bei dem Vater des Mädchens um ihre Hand an, doch der lacht nur, und das Mädchen selbst weist Muhar schnippisch zurück, weil er arm ist und ihr nichts bieten kann. Yasmina - so heißt die Schöne - entscheidet sich für den großen Muhar und seine Reichtümer.
Der zurückgewiesene Junge ist verzweifelt, isst und spricht nicht mehr vor Liebeskummer. Doch dann geschieht etwas: In einem Traum teilt eine Stimme Muhar mit, er solle Richtung Norden in die Stadt Elsada reiten, denn dort werde er einen Schatz finden. Muhar macht sich umgehend auf den Weg, in Gedanken schon als reicher Mann um Yasminas Hand anhaltend. Der Weg stellt sich als gefahrvoll und beschwerlich heraus, und der junge Mann muss einige Abenteuer bestehen, bis er Elsada erreicht. Und wie soll er den Schatz aus seinem Traum finden?
Als erwachsener Zuhörer ahnt man es schon früh: Dieses schöne Märchen von Paul Maar birgt die einfache, aber wichtige Erkenntnis, dass man nicht in die Ferne schweifen muss, um sein Glück zu finden, dass Reichtum und Geld nicht immer glücklich machen und dass "Schätze" nicht nur aus Juwelen und Gold bestehen. Auch Kinder begreifen schnell, dass die Zurückweisung durch die schöne, aber oberflächliche und kaltherzige Yasmina nicht richtig ist, und dass Muhar erst durch eine Reise in die Ferne lernen muss, die Bedeutung des wahren Glücks zu erkennen.
Bei der hier rezensierten Version von "Der verborgene Schatz" handelt es sich um ein Hörspiel mit einer Länge von knapp 70 Minuten. Der Verlag Igel Records hat sich für die Geschichte des Autors Paul Maar - bekannt als der Schöpfer des "Sams" - etwas Hübsches ausgedacht und sie sowohl als Hörspiel als auch als Hörbuch herausgebracht (ISBN des Hörspiels: 3893539662, ISBN des Hörbuchs: 3893539999). Beide Fassungen sind sehr empfehlenswert, Kinder werden das Hörspiel wahrscheinlich interessanter finden, weil es von mehreren Stimmen gesprochen wird. Wer prinzipiell keine Hörspiele mag, greift einfach zum Hörbuch.
Die Altersfreigabe liegt bei sechs Jahren, jedoch werden auch Erwachsene ihren Spaß an dieser gradlinigen Erzählung haben. Die Geschichte entwickelt sich insgesamt eher ruhig, angepasst an die Auffassungsgabe von Kindern; sie bietet aber für kleine Zuhörer auch einige sehr spannende Momente, etwa wenn Muhar vor Wölfen oder Wüstenräubern fliehen muss. Die Anzahl der Personen, die im Lauf der Erzählung auftauchen, ist überschaubar, so dass auch kleinere Kinder nicht überfordert werden. Dennoch ist "Der verborgene Schatz" keine reine Kindergeschichte, sondern eine hörenswerte Parabel auf die Werte, die im Leben wichtig sind. Das Suchen und Finden vom Glück ist ein zeitloses Thema, das auch Erwachsene unterhalten und erfreuen wird. Gleichzeitig bietet das Hörspiel gerade für Ältere eine schöne Erinnerung an Kindertage, weil es sehr klassisch und liebevoll umgesetzt ist.
Wer lässt sich nicht gerne Märchen vorlesen, vor allem mit einer so schönen Erzählstimme? Herauszuheben ist in jedem Fall der Erzähler Horst Bollmann, der über die Gabe einer perfekten Märchenerzähler-Stimme verfügt. Auch die anderen Sprecher machen ihre Sache durchaus gut, stehen jedoch teilweise etwas hinter dem ausgezeichneten Bollmann zurück. Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall noch Barbara Ratthey als herrlich fiese Mama Be-Kar. Das Hörspiel ist durchgehend stimmig untermalt von orientalischer Musik, und die dezente Geräuschkulisse - Pferdeschnauben, Flötenspiel, Wüstenwind - erzeugt die richtige Atmosphäre. Das Hörbuch, also die alternative Fassung, wird von Friedhelm Ptok gelesen, auch er ist ein fantastischer Erzähler, dem man sehr gern zuhört.
Fazit: Ein schönes, poetisches Märchen nach orientalischen Motiven, gleichzeitig eine kluge Parabel über das Glück. Die ausgezeichnete Geräuschkulisse und die arabische Musik machen das Hörspiel ebenso zu einem Erlebnis für große und kleine Hörspielfans wie die gut gewählten Sprecher. Alternativ gibt es die Geschichte als Hörbuch. Beide Fassungen sind zu empfehlen, zumal der Preis für den Hörspaß mit knapp 13 Euro je Fassung relativ günstig ist!