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Er ist groß, sieht gut aus und versprüht einen übertrieben männlichen Charme. Ein Imponiergehabe, das Frauen mögen und den meisten Männern einfach nur auf die Nerven geht. Mick Brisgau heißt der coole Typ, der nach einem Polizeieinsatz Ende der Achtziger mit einer Schussverletzung am Kopf ins Koma fiel. Wieder erwacht, kehrt er nun nach 20 verlorenen Jahren in sein altes Leben zurück, das sich zwischenzeitlich völlig verändert hat. Die Polizeiarbeit wurde revolutioniert und stützt sich immer mehr auf wissenschaftliche Details, das Internet trat einen unvergleichlichen Siegeszug an und beherrscht nicht nur den privaten Bereich, und seine einst auf allen Vieren krabbelnde Tochter ist erwachsen geworden.
Doch als wenn das nicht reicht, hat sich auch noch seine Frau Lisa von ihm abgewandt und lebt seit vielen Jahren mit einem Mann zusammen, der in Brisgaus Augen ein wahres Weichei ist. Eine grauenvolle Situation, die der raubeinige Bulle auf seine Art zu meistern weiß. Mit Sprüchen, die hart an der Grenze des Erträglichen sind und Methoden, die aus der Steinzeit kommen, geht er dabei zuwerke und verzeichnet gute Erfolge, muss allerdings auch eine Menge Schlappen einstecken. So gelingt es ihm unter Ausnutzung seiner Muskelkraft etliche Mörder zur Strecke zu bringen, er schafft es aber nicht, seine Frau von sich zu überzeugen. Ein wahres Dilemma, das der gestandene Mann ausgerechnet mit einer Psychologin aufarbeiten muss, deren Arbeit er als nebensächlich betrachtet. Doch nicht nur sie tut sich mit dem draufgängerischen Verhalten des wieder erwachten Polizisten schwer, auch sein überaus korrekter Partner Andreas Kringge leidet unter seiner inkorrekten Art und würde am liebsten das Handtuch schmeißen.
"Der letzte Bulle" ist ein gekonnter Mix aus Krimi und Komödie, der vor allem von einer guten Idee und hervorragend gewählten Schauspielern lebt. Während der von den Medien als "Koma-Kommissar" bezeichnete Polizist mit einer gut gespielten Verzweiflung versucht, in seinem neuen Leben zurecht zu kommen, sind die Verbrecher in der Gegend immer noch die Gleichen. Hart und skrupellos sind sie zur Stelle, wenn es darum geht, zu betrügen, zu morden oder einen Diebstahl zu begehen. Doch Brisgau kennt ihre Schwächen und weiß sie gnadenlos für sich auszunutzen. Ein harter Kerl, den der Schauspieler Henning Baum überaus lebensecht verkörpert. Aber auch harte Kerle haben einen weichen Kern und wissen manchmal nicht mehr weiter. Situationen, die Henning Baum zu kennen scheint. Denn auch in dieser Rolle fühlt er sich wohl und überzeugt trotz massiver Manneskraft mit viel Gefühl. Ergänzt wird der Part des raubeinigen Machopolizisten von Maximilian Grill, der als Brisgaus neuer Partner überaus steif und korrekt daherkommt und arge Probleme mit Brisgaus ignoranter Art hat. Aber auch Proschat Madani als Psychologin Tanja Haffner weiß zu überzeugen und verleiht dem männlichen Kompetenzgerangel eine nicht zu unterschätzende weibliche Note. Ein Konzept, das funktioniert und durch ironische Dialoge und witzige Szenen gut zu unterhalten weiß. So kann sich der Zuschauer kaum das Lachen verkneifen, wenn Brisgau wie ein glückliches Kind mit dem Sender des Dienstautos spielt und sein Partner es nicht schafft, die Fahrertür zu öffnen. Oder wenn der bärbeißige Charmeur seine Unwissenheit mit klugen Machosprüchen überspielt.
Optisch überzeugen die 13 Episoden der ersten Staffel mit einer natürlichen Farbgebung und guten Kontrasten. Ein solider Ton und verständliche Dialoge ergänzen die sehenswerte Produktion, die mit einer Vielzahl von Songs aus den 80iger Jahren eine Menge altbackenen Charme versprüht. Insgesamt sind es 570 Minuten spaßige Krimiunterhaltung, die, auf 3 DVDs gepackt, gut unterhält. Die Silberlinge befinden sich in einem aufklappbaren Digipak, welches in einem stabilen Schuber steckt und darüber hinaus ein achtseitiges Booklet mit einem ansprechenden Serienführer beinhaltet. Weitere Extras gibt es leider nicht.
Fazit:
"Der letzte Bulle" ist eine witzige und zugleich spannende Kriminalserie, die vor allem von treffenden Dialogen und einem guten Zusammenspiel völlig gegensätzlicher Schauspieler lebt. Eine Empfehlung für alle, die es nicht so ernst mit der Jagd nach Verbrechern nehmen und lieber die Menschen kennenlernen wollen, die diese zur Strecke bringen.
Episoden: 01 Die letzte Runde (Pilotfilm)
02 Der Weihnachtsmann ist tot
03 Überlebenstraining
04 Nachtschicht
05 Im Schatten von Feng-Shui
06 Der verlorene Sohn
07 Ich hab sie alle gehabt
08 Das Runde muss ins Eckige
09 Fremdgehen für Anfänger
10 Gepflegter Tod
11 Klassentreffen
12 Bei Kuscheln Mord
13 Ein Stern über Essen