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Gerade in Zeiten, da hierzulande wieder viel über den Islam und seine Gegensätze zum Christentum debattiert wird, lohnt sich ein Blick zurück in die Geschichte - ins finstere Mittelalter, als das christliche Europa mehrere groß angelegte Eroberungszüge in das sogenannte "Heilige Land" organisierte. Die Rede ist von den Kreuzzügen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, ausgerufen von Päpsten, Kaisern und Königen, die den Konflikt der zwei Weltreligionen auf die Spitze trieben und dabei gewaltige Heere auf die Beine stellten.
Die Ursache dieser (militärisch wie logistisch gewaltigen) Unternehmen war freilich nicht allein religiöser Natur; strategische, taktische und wirtschaftliche Interessen begleiteten die Kreuzzüge von Anfang an und führten unter anderem zur Verwüstung Konstantinopels durch christliche (!) Kreuzfahrer und unzähligen Judenpogromen während der Reise fanatischer Söldner ins Heilige Land.
Aber auch die Kriege gegen die "Mohammedaner" und die Errichtung der Kreuzfahrerkönigreiche waren von enormer Brutalität gezeichnet (auf beiden Seiten), und sie stürzten den Nahen Osten in ein anhaltendes Blutbad, das fortan das Verhältnis zwischen Islam und Christentum entscheidend prägte.
Mit eben dieser Epoche beschäftigt sich eine Filmdokumentation des deutschsprachigen History Channel: "Die Kreuzzüge. Halbmond & Kreuz". Unter der Regie von Mark Lewis entstand eine aufwendige, knapp dreistündige Darstellung der großen drei Kreuzzüge des Mittelalters. Unterteilt ist der Film in vier einzelne, chronologisch geordnete Episoden.
Erzählt wird mit den gängigen Stilmitteln der modernen Historiendokumentation: Die Erzählung der Ereignisse durch einen Sprecher wird durch nachgestellte Szenen illustriert (darunter aufwendige Schlacht- und Pilgerszenen, meist aber Innenaufnahmen und Ambientszenen); gelegentlich melden sich Mediävisten zu Wort und flechten ihre Sicht der Dinge über die Kreuzzüge ein. Diese Mischung funktioniert ganz passabel; Langeweile kommt dank der sehr abwechslungsreichen Darstellung nicht auf, auch wenn man der Produktion stellenweise das niedrige Budget ansieht. Mit thematisch ähnlich gelagerten Dokumentationen der britischen BBC etwa kann sie leider nicht mithalten, etwa der (trotz ihres Alters) optisch frischeren und humorvolleren Reihe von Terry Jones. Und natürlich wird die Epoche der Kreuzzüge alles in allem eher oberflächlich dargestellt; wer schon etwas Vorwissen mitbringt, wird viele der dargebotenen Informationen bereits kennen und sich selten überrascht fühlen.
Bild und Ton übrigens sind solide, es lässt sich neben der deutschen auch eine englische Tonspur aktivieren. Das Menü hingegen ist lieblos und schlecht aufgelöst, und als einziges Extra findet sich eine recht überschaubare Zeittafel der Kreuzzüge, die man genauso gut (oder besser) im Internet nachschlagen kann. Hier darf man doch etwas mehr Sorgfalt und Detailliebe von den Produzenten erwarten ...
Somit ist die "Kreuzzüge"-Dokumentation von Mark Lewis zwar grundsolide und wahrlich nicht schlecht, ganz gewiss aber auch keine Sternstunde der historischen Fernsehdokumentation. Wer sich für die Epoche der Kreuzzüge interessiert, kann dennoch zuschlagen und sich über 180 Minuten gut aufbereitetes Geschichtsmaterial freuen - sofern er seine Erwartungen nicht allzu hoch ansetzt.