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 Futter für die Bestie

Grusel-Geschichten


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In der vorliegenden Sammlung finden sich insgesamt 24 Gruselgeschichten deutschsprachiger Schriftsteller, ausgesucht und herausgegeben von Andreas Schröter. Die Geschichten umfassen zwischen zwei und achtzehn Seiten, und sie alle befassen sich mit Schaurigem, Mysteriösem, Rätselhaftem.

Die Inhalte der Kurzgeschichten sind mannigfaltig. In der ersten Story, "Bruders Hüter", lernt der Leser eine bizarre Jahrmarktssensation mitsamt Bruder kennen. "Simon" erzählt die düstere Geschichte eines Kirchenmannes, dessen Sünde ihn zu verschlingen droht. Die Hauptfigur Verena in "Inkasso" muss mit den Konsequenzen leben, die die Beschwörung eines Dämons mit sich bringt. In "Bitch" begleitet der Leser die schaurigen Erlebnisse eines deutschen Pärchens im Amerikaurlaub zur Weihnachtszeit. Derweil macht Antonia in "Gefährlicher Zauber" unliebsame Bekanntschaft mit einer Voodoo-Puppe. Die Story, die der vorliegenden Anthologie den Namen verliehen hat, erzählt von einer Waldlichtung mit düsterer Vergangenheit. In "Saubere Wäsche" ist eine Waschmaschine Mittelpunkt des gruseligen Geschehens, bei "Ketchup" eine dämonische Tomate. "Der Gast" in der gleichnamigen Geschichte jagt einer Herbergsbesitzerin und ihrer Stieftochter einen ganz schönen Schrecken ein. Um eine radioaktiv verstrahlte Gegend, in der Seltsames geschieht, geht es in "Hanford". "Essen vom Nachbarn" berichtet von einem Paar, das in eine neue Gegend zieht und unerfreuliche Dinge im neuen Haus findet. Dass man sich nicht mit finsteren Mächten einlassen soll, erkennt der Ich-Erzähler in "Der Preis der Magie". Der Titel "Acht Augen" bezieht sich auf die Sehorgane von Spinnen, die die Hauptfiguren in dieser Story sind. In "Paris bei Nacht" hat eine deutsche Touristin eine unheimliche Begegnung in der Metro. "Am See" erregen zwei junge Leute die Aufmerksamkeit einer dunklen Gefahr im Wasser. Lea entdeckt in "Das Haus am Meer", dass auf der kleinen Insel, auf der sie leben, etwas Schreckliches geschehen sein muss. Gegen eine Hexe aus der Vergangenheit muss sich Waleah in "Blutzoll" zur Wehr setzen. "Die Hände" erzählt die dunkle Geschichte einer eingesperrten, blutgierigen alten Fürstin. In "Mutterliebe" geht es um die Bindung zwischen Mutter und Tochter, die von nichts getrennt werden kann. Das Leben und Sterben von Ratten ist das Thema von "Der Schrei". In "Die Dienstreise" soll Michael an einer Fachtagung teilnehmen, doch der Ort dieser Tagung birgt ein schreckliches Geheimnis. In "Der Rechthaber" wird die Ich-Erzählerin nicht nur von der Erinnerung an ihre Dummheiten befreit. Von der makabren Kreativität einer Witwe ist in "Magdas kreative Phase" zu lesen. In "Größenwahn" wird erzählt, wie das Leben von Herr Paulsen sich perspektivisch ändert.

Das Vorwort erzählt informativ, wie es zu der Auswahl dieser Sammlung kam, und gibt auch eine E-Mailadresse an, zu der man seine Meinung über das Buch schicken soll. Im Anschluss an die Storys findet man Autorenportraits zu allen vertretenen Schriftstellern; die meisten davon sind aufschlussreich und geben mit Internet- oder E-Mailadressen die Möglichkeit, sich bei Interesse weitergehend zu informieren.

Die Gruselgeschichten sind inhaltlich gut ausgewählt, die dargestellten Szenarien größtenteils abwechslungsreich und originell. Ob makaber, humorvoll, spannend, ironisch, grotesk oder klassisch, der kleine gruselige Schauer für zwischendurch wird auf vielfältige Weise präsentiert. Die Form - zum Beispiel die Perspektive des Erzählers, die Erzählzeit, Ort und Zeit der Handlung und dergleichen mehr - ist häufig unterschiedlich und unterstreicht die Individualität und Ausgeglichenheit. Trotz dieser Unterschiede zwischen den Geschichten bleibt die Anthologie harmonisch. Die Kürze der Geschichten ist ebenfalls sehr angenehm, keine einzige erscheint langatmig oder zu weitschweifig.
Leider sind nicht alle Storys von der gleichen Qualität, was die Ausgewogenheit etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Manches ist doch zu seicht oder nicht ansprechend genug, da es ab und zu verpasst wird, die beinahe obligatorische Pointe einer solchen Kurzgeschichte interessant anzubieten. Schließlich ist es gerade die Kurzgeschichte, die einen gewissen Knalleffekt haben sollte, da es nicht einfach ist, auf so wenigen Seiten die Intensität einer Novelle oder eines Romans zu erzeugen.

Auch wenn nicht alle Storys zünden und qualitativ auf einer Ebene sind, die Anthologie lässt sich gut lesen, und durch die Kürze der Gruselgeschichten ist sie nette Unterhaltung für zwischendurch.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2004 | ISBN: 3980827836 | Preis: 9,90 Euro | 248 Seiten | Sprache: Deutsch

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