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Isabelle Treslove-Fawcett ist die Tochter eines Archäologenehepaars - sie ist aufgewachsen in England in einem großen Haus, vollgestopft mit wertvollen, aber furchtbar langweiligen und staubigen Antiquitäten. Ihre aus Frankreich stammende Mutter verstarb vor einigen Jahren an Krebs. Isabelle, Izzy genannt, hat ihre Elternhaus jedoch schon vor Jahren verlassen. Sie fühlte sich dort nicht wohl, hatte eher das Gefühl, sie würde ihre Eltern "stören" - wie konnten sie nur je die Idee haben, ein Kind zu bekommen? So wild Izzy als Kind war - heute merkt man davon nichts mehr. Sie ist angepasst, trägt schlichte, aber teure Designermode, ist in ihrem Job in einer Steuerkanzlei äußerst erfolgreich und lebt allein.
Als ihr Vater verstirbt und sie das verhasste Haus ihrer Eltern mitsamt aller Kunstgegenstände erbt, findet sie sich außerdem einer geheimnisvollen Nachricht ihres Vaters gegenüber: Auf dem Dachboden stünde eine Kiste mit ihrem Namen darauf. Wenn sie die Wahrheit erfahren möchte, solle sie diese Kiste öffnen, es sei denn, sie möchte keine schlafenden Hunde wecken. Das schwere, silberne Amulett, das Izzy schließlich in der Kiste findet, hat seinen Ursprung in Marokko, es stammt aus dem Grab einer Tuareg-Prinzessin. Was nur soll dies aber über sie selbst offenbaren? Die junge Frau und passionierte Kletterin gibt dem plötzlichen Sog nach und reist mit ihrer Freundin nach Marokko, um dort in den Bergen zu klettern. Ihr steht jedoch ein ganz anderes Abenteuer bevor, welches in dem Moment beginnt, wo sie auf den attraktiven Berber Taïb trifft.
Neben der von Izzy erzählt dieser Roman die Geschichte Mariatas - einer direkten Nachfahrin der Tuareg-Königin Tin Hinan. Mariata, die aus dem Süden kam und die große Wüste durchquerte, um in einer für sie neuen Dorfgemeinschaft Fuß zu fassen. Ausgerechnet in den scheinbar besessenen Amastan verliebt sie sich, der unter Verdacht steht, seine Verlobte getötet zu haben. Aber ist dies wirklich geschehen, als Amastan seiner Verlobten in ihre Heimat gefolgt ist? Mariata schafft es, ihn aus seiner Lethargie zu reißen und stellt schnell fest, dass Amastan zu Unrecht beschuldigt wurde. Tatsächlich hat er Furchtbares erlebt und trotzdem finden die beiden zueinander. Ihnen wird jedoch ein sehr schweres Schicksal prophezeit. Wird dieses eintreffen und eine Katastrophe über das Lager hereinbrechen?
Nachdem vor zwei Jahren Jane Johnsons Roman "Die zehnte Gabe" in Deutschland erschien, in dem das Schicksal einer Frau im Vordergrund steht, die im 17. Jahrhundert aus Cornwall nach Marokko entführt wurde, folgt diesem jetzt ihr neues Buch "Die Seele der Wüste" nach. Wieder zieht der Roman die Leser auf den afrikanischen Kontinent, dieses Mal konzentriert sich die Handlung aber auf die große Wüste - die Sahara.
Selbst lebt die Autorin sowohl in England als auch in einem Berberdorf in Marokko, nachdem sie bei Recherchearbeiten zu ihrem vorherigen Roman einen Marokkaner, ihren heutigen Ehemann, kennen und lieben lernte. Diese Nähe zur Kultur der Tuareg merkt man dem Roman an, die Begebenheiten wurden gut recherchiert und in die jeweils aktuelle politische Lage des Landes eingebettet. Am Ende des Romans findet sich eine weiterführende Literaturliste, die den interessierten Leser mit Titeln versorgt, um sich tiefergehend mit dem Thema der Tuareg-Verfolgung und dem Leben der freien Völker zu beschäftigen.
Trotzdem kann diese Erzählung, die über das Leben zweier so unterschiedlicher Frauen in verschiedenen Zeiten berichtet, sich eines gewissen Kitschfaktors nicht erwehren. Dieser ist jedoch während der gesamten Handlung eher im Hintergrund, am Ende jedoch schlägt er so richtig zu. Wer sich aber auf diese Geschichte einlässt, wird überrascht feststellen, dass der Roman doch eher auf fesselnde Art von dem Schicksal der Protagonistinnen erzählt als sich in kitschigen Liebesszenen zu verzetteln. Dass dieses Buch dann doch auf einer recht konstruierten Story basiert und ein nicht unbedingt literarisch anspruchsvolles, aber doch mit Wohlfühlfaktor versehenes Happy End bietet, wird viele Leserinnen sicher eher freuen als enttäuschen!
Ein interessantes Buch über eine zu wenig Beachtung findende Kultur, wenn auch mit leichtem Kitsch verquirlt, aber perfekt für den nächsten Urlaub in der Sonne oder auch als Sehnsuchtslektüre, wenn im Winter die Sonnenwärme noch fern ist.
Ein Special zum Buch inklusive einer Leseprobe findet sich auf der Website des Verlags Page & Turner.