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London 1823. Dieb Peter hat gerade einen Raubzug erfolgreich beendet, da kommen ihm einige Maskierte dazwischen und entführen ihn. Der Student Mike hingegen besucht die reizende Elizabeth, indem er des Nachts ihren Balkon erklimmt, als auch er von einem Trupp maskierter Männer betäubt und fortgeschleppt wird. Ebenso wird Lydia, die Anführerin einer Verbrecherbande mit Gewalt an einen unbekannten Ort verschleppt. Auch Maryline und Curtis, die sich bei einer Schatzsuche ins Gehege kommen, finden sich in den Fängen eines Geheimbundes wieder. Neben ihnen scheinen noch Dutzende, wenn nicht Hunderte Personen gekidnappt worden zu sein. Doch zu welchem Zweck? Und warum geben sich die Entführer nicht zu erkennen?
Die Fünf finden sich als Zufallsgemeinschaft wieder, die dem Gefängnis zu entkommen trachten. Sie ahnen nicht, dass alles was sie tun, eine Art Prüfung ist, die die Besten der Besten herausfiltern soll. Alle anderen, so finden die fünf Flüchtenden heraus, werden durch ein perfides Medikament zwangsweise ihrer Erinnerung beraubt. Aber was erwartet die "Sieger" dieser Prüfungen? Was für Eigenschaften haben sie, die der Geheimbund offensichtlich so dringend bedarf?
Der Auftaktband der Serie "Die Korsaren der Alkibiades" ist ein seltsames Sammelsurium. Was haben sich Szenarist
Denis-Pierre Filippi und Illustrator
Èric Liberge dabei gedacht, viele Bruchstücke aneinanderzureihen, ohne dieselben zu verbinden? Warum werden keinerlei Fragen beantwortet, aber gleich Dutzende gestellt? Was ist der Sinn einer Serie, wenn der erste Band nichts von den Zielen verrät oder der Stoßrichtung der Geschichte preisgibt?
Allenfalls dunkle Andeutungen kann der Leser herauspicken - wenn er genau aufpasst und mehrmals zurückblättert. Immer wieder bricht die Geschichte ab, fängt an anderer Stelle erneut an, ohne den Faden je wieder aufzunehmen. Immer aufs Neue werden weitere Personen eingeführt, die keine Rolle mehr spielen oder wieder in der Versenkung verschwinden.
Dabei sind leider die fünf zentralen Handlungsträger Abziehbilder ohne Charakter, Tiefe und Sinn. Ihr Vorleben interessiert nicht, ihr Werdegang auch nicht, ihre Fähigkeiten bleiben im Dunklen.
So stolpert der Leser mit diesen fünf Unbekannten durch ein Szenario, dass wirr und sinnlos erscheint. Technische Sperenzien, die nicht in die Zeit passen, wechseln mit unterirdischen Laboren ab, die ihre Bestimmung nicht preisgeben. Die Erklärungen, die - selten genug - gelegentlich eingestreut werden, verdunkeln eher, als das sie die Story erhellen. Erst zum Ende hin beginnt man sich mit dem seltsamen Szenario anzufreunden - zu spät, um zu überzeugen!
Nein, dieser Auftaktband ist schwach und macht erst auf den letzten Seiten neugierig auf Band zwei. Man möchte eigentlich nicht wissen, was Maryline, Curtis, Lydia, Peter oder Mike erwartet - dafür sind sie zu wenig sympathisch. Und leider machen auch die Zeichnungen von Liberge aus dem Chaos keinen Hochglanzcomic. Dafür sind die Personen nicht detailliert genug gezeichnet. Einzig die Hintergründe sind immer wieder ein echter Hingucker. Seine großformatigen Bilder seltsamer Gerätschaften, die unterirdischen Kammern und die Szenen auf See sind Lichtblicke in diesem enttäuschenden ersten Band der Reihe. So wird "Geheime Eliten", der in der Originalausgabe bereits 2004 erschienen ist, kaum Leser in Deutschland für die Serie begeistern.
Bleibt die Hoffnung, dass Band zwei, der im November 2010 erscheint, storytechnisch die Kurve kriegt.