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 Der hellste Stern am Himmel

Autoren: Marian Keyes
Übersetzer: Susanne Höbel
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In ihrem neuesten Roman "Der hellste Stern am Himmel" bringt Marian Keyes dem Leser auf ihre unverwechselbare Art die Lebensschicksale ganz unterschiedlicher Menschen nahe: In einem Mietshaus in der Star Street in Dublin lebt die PR-Managerin Katie, deren Job es ist, für ein Musiklabel durchgeknallte Rockstars zu betreuen und sie auf Partys zu begleiten. Die Vierzigjährige ist seit kurzem mit dem äußerst erfolgreichen Geschäftsmann Conall liiert. Sie ist sich aber nicht sicher, ob die Beziehung das Wahre ist, denn Conall ist nicht nur gutaussehend und reich, sondern auch ein eiskalter Workaholic, der Katie häufig sitzenlässt und lieber dem nachgeht, was er am besten kann: um die Welt reisen, zwanghaft sein BlackBerry konsultieren, Leute feuern und ganze Lebensentwürfe dem Erdboden gleichmachen.

Im gleichen Haus lebt die alte Jemina, die hellseherisch veranlagt ist und gerade ihren Pflegesohn Fionn zu Besuch hat. Der etwas unbedarfte, aber sehr liebesbedürftige Gärtner hat in Dublin die Aussicht auf eine eigene Fernsehshow und sieht so unverschämt gut aus, dass er sämtlichen weiblichen Wesen im Umkreis die Köpfe verdreht. Derweil kämpfen die beiden Polen Jan und Andrej eine Etage höher mit ihrer zickigen Mitbewohnerin, der Taxifahrerin Lydia, die trotz ihres kleinen, süßen Erscheinungsbildes der Teufel in Menschengestalt ist - das finden jedenfalls Jan und Andrej. Und dann sind da noch Matt und Maeve, ein echtes Traumpaar, das sich in einer Beziehung voll inniger Liebe befindet. Verbunden sind alle durch ein schicksalhaftes Ereignis, das in genau 60 Tagen stattfinden wird – doch davon ahnen die Bewohner der Star Street im Moment noch nichts …

Wie immer bei Marian Keyes startet der Roman recht locker-flockig und humorvoll, doch je tiefer der Leser in die Geschichte eintaucht, umso mehr wird deutlich, dass nicht alles in der Star Street 66 so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Bald ahnt man, dass die so harmonische Beziehung von Maeve und Matt ein sehr, sehr düsteres Geheimnis birgt, dass die kratzbürstige Lydia eine schwere Bürde trägt und dass der himmlisch gutaussehende Fionn gar nicht so nett ist, wie man aufgrund seiner einnehmenden Art denken könnte. Geschickt breitet Marian Keyes die Träume, Sehnsüchte und Wünsche aller Bewohner des großen Hauses vor dem Leser aus und verbindet sie alle durch ein leicht übersinnliches Element: In der Star Street geht eine seltsame Entität um, die der Leser nicht direkt einordnen kann, die die Bewohner aber sehr genau beobachtet und rätselhafte Andeutungen macht über ein Ereignis, das in 60 Tagen stattfinden wird (die Kapitel zählen diesen Zeitraum rückwärts wie ein Countdown). Das erhöht die Spannung und lässt den Leser sehr lange Zeit im Dunkeln – handelt es sich bei dem Geisterwesen, das alles von außen betrachtet, um den Tod? Wird die Hausbewohner ein schlimmes Schicksal ereilen, oder ist etwas ganz anderes im Gange?
Dieser Kunstgriff ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr gut gelungen, weil er die einzelnen Schicksale der Romanfiguren zusammenbringt und den Weg für etwas Größeres bereitet. Bevor es aber so weit ist, werden die Bewohner der Star Street gehörig durcheinander gemischt und in immer wieder neue Beziehungen gestürzt. Das Ende, so viel darf verraten werden, bringt aber alles wieder ins Lot.

Marian Keyes schafft es wieder einmal, die genau richtige Balance zwischen lustigen, absurden, liebevollen und brutal-dramatischen Szenen zu finden, ganz wie das Leben eben spielt. Insofern ist der Roman kein ausschließliches Frauenbuch, auch wenn es hier wieder viel um Liebe und Beziehungen geht. Auch ernste Themen kommen zur Sprache – Trennung, Krankheit, Tod, Gewalt. Dennoch ist "Der hellste Stern am Himmel" ein ausgesprochen leichtfüßiges, sehr unterhaltsames Buch, mit dem man sich am liebsten unter die Decke kuscheln oder in die Badewanne legen möchte. Trotz der Länge – der Roman hat 736 Seiten – vergeht die Erzählung aus der Star Street wie im Flug. Ein schöner, teils lustiger, teils romantischer, teils bedrückender Roman, sowohl einfühl- als auch unterhaltsam!

Für "Der hellste Stern am Himmel" hat der Heyne Verlag übrigens gnädigerweise einfach den Originaltitel ins Deutsche übersetzt und nicht, wie sonst, einen zuckersüßen, dafür aber völlig unpassenden Titel gewählt, siehe etwa "Neue Schuhe zum Dessert" oder "Erdbeermond", die als Romane sehr gut sind, aber unter den klischeehaften, frauenroman-kompatiblen Titeln leiden.

Auf der Website des Heyne-Verlags kann der Leser in "Der hellste Stern am Himmel" reinlesen.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 23. August 2010 | ISBN: 978-3453265950 | Originaltitel: The Brightest Star in the Sky | Preis: 21,99 Euro | 736 Seiten | Sprache: Deutsch

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