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Conan, Ai und seine Freunde sind in einen "Gomera-Film" gegangen. Im Kinosaal ist es menschenleer und in der Pause erfahren sie, dass das Kino am nächsten Tag geschlossen werden soll. Alle Angestellten und der Besitzer des Kinos sind sehr traurig, aber ein lärmender und unsympathischer Immobilienmakler, der Schuld am Ende des traditionsreichen Kinos ist, lacht nur. Mitten in der Vorführung des zweiten Teils hängt etwas so ungünstig im Lichtstrahl des Projektors, dass ein Schatten auf die Leinwand fällt. Es ist der erhängte Makler. Conan schöpft Verdacht, findet aber keine Beweise.
Im zweiten Fall gewinnen Conan, Ran und Mori eine Kreuzfahrt. Die Passagiere an Bord benehmen sich sehr merkwürdig, als der Name des Veranstalters fällt: Saizo Kano. Dieser Mann ist vor zehn Jahren verschwunden. Die Polizei war ihm bereits auf der Spur, denn er war ein berühmter Dieb und seine größte Beute, 400 Millionen Yen, blieb verschwunden. Auf dem Schiff geschehen seltsame Dinge und alle scheinen in Lebensgefahr zu sein.
Der erste Fall ist eine Hommage Aoyamas an die kleinen Vorstadtkinos, die auch in Japan den Multiplexen und Riesen-Kinos weichen mussten. Dies verbindet er mit wehmütigen Bildern des japanischen Kinohelden schlechthin: Gomera. Dieser Riesendinosaurier dient als Kulisse für einen raffinierten Mord. Tathergang und Motiv sind fein ersonnen und schlicht und einfach in Szene gesetzt. Die Zeichnungen sind ebenso einfach und klar, sparen in diesem Abenteuer mit Effekten und Action-Sequenzen. Aoyama vermag seinen Zeichenstil und den Text dem jeweiligen Betrachtungsgegenstand und der Art der Ermittlung anzupassen. Dem entsprechend ruhig und einfach sind die Charaktere dargestellt und unprätenziös sind auch die Ermittlung und Lösung des Falles. Der Leser ist in diesem Fall wenig überrascht ob des Täters, nur das "Wie" ist interessant.
Doch Hauptaugenmerk in dem dreiundzwanzigsten Band der Manga-Serie liegt eindeutig auf dem zweiten Fall. Einen derart langen und komplexen, mit einer Rückblende exquisit eingeleiteten Fall hat Aoyama noch nicht gezeichnet. Allein die Länge ist beeindruckend. Weit über die Hälfte des 192 Seiten starken Mangas dienen dem langsamen Aufbau der Geschichte, der Charakterisierung der beteiligten Personen und der Auflösung.
Zu jedem Zeitpunkt wird auf die Beweggründe jedes einzelnen Handelnden größten Wert gelegt. Mit zahlreichen Wendungen, Action-Szenen und zeichnerischen Effekten setzt der Autor immer wieder Kontrapunkte, die die Geschichte weit aus den üblichen kleinen Kriminalfällen herausheben.
Schon die geniale Einleitung, eine Rückblende auf Ereignisse vor zehn Jahren, ist perfekt gemacht. In dunklen Grau- und Schwarztönen gehalten sind sie Auftakt und Anlass für einen Racheepos griechischen Ausmaßes. Der Motivation des Täters wird allerhöchste Aufmerksamkeit zuteil und nach der Präsentation der Lösung endet der Fall nicht, sondern der Täter rückt in den Mittelpunkt.
Seine tragische Lebensgeschichte und die Verzweiflung, die ihn langsam innerlich veränderten und schließlich zum Mörder werden ließen, sind einfach nur grandios gezeichnet und emotional aufrüttelnd vor dem Leser ausgebreitet.
Fall Drei ist nur mit einer Einleitung vertreten und wird im Rahmen des vierundzwanzigsten Bandes vorgestellt.
Fazit: Dies ist der bis dato beste Band der Serie. Beide Fälle sind einfach nur gut. Kein Makel lässt sich finden. Wer nicht alle Bände der Manga-Reihe kaufen will und sich nicht in alle Charaktere einlesen will, sollte einen Blick riskieren. Besseres wird nicht geboten. Für Fans, die jeden Band verschlingen ist er als absolutes Highlight unbedingtes Muss.
Im Anhang findet sich Folge Dreiundzwanzig der Serie der Meisterdetektive der Weltliteratur. Vorgestellt wird der in Europa unbekannte japanische Detektiv Ninzaburo Furuhata. Der passionierte Fahrradfahrer wird höchst amüsant und kenntnisreich vorgestellt. Auch eine Fernsehserie wurde mit ihm als Helden produziert.