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Es ist ein ungemütlicher, verschneiter Wintertag, an dem Prudence Rutledge ihre Nachbarn zu sich in ihr einsam gelegenes Farmhaus bittet. Der junge Orrin Bosworth, der alte Diakon Hibben und der griesgrämige Sylvester Brand sind von der Einladung mehr als überrascht, haben sich doch weder Prudence noch ihr Mann Saul in letzter Zeit im Dorf blicken lassen. Was ihnen Prudence Rutledge dann am Kaminfeuer eröffnet, verschlägt den Dreien glatt die Sprache: Saul Rutledge ist von einem Fluch befallen und steht offenbar mit Geistern im Kontakt. Den drei Männern ist Sauls Aussehen Beweis genug, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt - der ehemals gutaussehende Mann ist rasend schnell gealtert und offensichtlich todkrank. Dann eröffnet Prudence den geschockten Besuchern, dass ihr Mann offenbar seit Längerem Kontakt zu einer Verstorbenen pflegt – und zwar ausgerechnet zu der toten Tochter von Sylvester Brand …
Mit "Verhext", erzählt nach der Gruselgeschichte "Bewitched" von Edith Wharton, wendet sich die Gruselkabinett-Reihe wieder ganz und gar der klassischen Schauerromantik zu. Die Folge zählt zu den Highlights der Hörspielserie und gibt sich extrem atmosphärisch und geheimnisvoll, was auch der cleveren Vorlage aus dem Jahr 1925 zu verdanken ist: Geschickt spielt die Erzählung mit dem Hörer und ergeht sich in Anspielungen und Wirrungen, so dass man sich bis zum Ende hin nicht sicher sein kann, was nun tatsächlich passiert ist. Gibt es einen Fluch oder gibt es keinen? Wandelt Sylvester Brands verstorbene Tochter als Geist unter den Lebenden – oder ist hier etwas ganz anderes im Spiel? Diese Fragen können auch am Ende nicht ganz zweifelsfrei beantwortet werden und laden gerade deshalb ein, eigene Spekulationen anzustellen.
Für "Verhext" hat Titania Medien wieder einmal eine ganz ausgezeichnete Sprecherriege verpflichtet, allen voran Hörspiellegende Susanne Uhlen in der Rolle der Prudence Rutledge, die die kühle, spröde und undurchsichtige Farmersgattin sehr überzeugend mimt. Ernst Meincke ist als Saul Rutledge zu hören; Frank Schaff spielt den jungen Orrin Bosworth. Auch Jochen Schröder als besonnener Diakon Hibben, der mehr weiß, als er zugibt, macht seine Sache sehr überzeugend, ebenso Uli Krohm als aufbrausender und vom Schicksal gebeutelter Sylvester Brand.
Eine großartige Rolle hat auch Dagmar von Kurmin – ebenfalls eine Hörspiellegende – als Cressidora Cheney; sie gibt eine verrückte alte Dame und sorgt hier für Gänsehaut beim Hörer! Insgesamt sind es fünfzehn Sprecher, die an "Verhext" mitgewirkt haben, was für eine Gruselkabinett-Folge relativ viel ist, aber nicht für Verwirrung beim Hörer sorgt, denn viele Rollen kommen nur in kurzen Rückblenden zum Zuge.
So ist "Verhext" eine spannende, glänzend gespielte und angenehm undurchsichtige Folge der grandiosen Gruselkabinett-Reihe, die durch Atmosphäre und hollywoodreife Stimmen über eine Stunde lang ausgezeichnet unterhält.
Zur Hörprobe bei Titania Medien: "Verhext"