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"Ungezähmt" ist der vierte Band der Serie
"House of Night". Es ist nicht möglich, die Handlung dieses Bandes anzureißen, ohne Geschehnisse der vorherigen Bände zu erwähnen oder aufzulösen, daher sollten Leser, die Band Drei der Reihe(
"Erwählt") noch nicht gelesen haben, den Inhaltsteil dieser Rezension überspringen.
Durch den perfiden Plan der Hohepriesterin Neferet, der tatsächlich aufgeht, steht Zoey am Ende der Winterferien komplett allein da. Ihre Freunde haben sich von ihr abgewandt, da sie denken, Zoey würde ihnen nicht vertrauen. Ihr Freund hat mit ihr Schluss gemacht, weil sie ihn betrogen hat. Ihr Seitensprung hat nur mit ihr gespielt und ihr Gefühle vorgeheuchelt. Kein Wunder, dass sie am liebsten nie wieder jemandem unter die Augen treten würde. Doch all das tritt in den Hintergrund, als merkwürdige Wesen sie auf dem Schulgelände angreifen und sie Freunde so nötig hat wie noch nie zuvor. Zur Überraschung aller ist es ausgerechnet Aphrodite, das zickige Biest, das gar nicht mehr so zickig ist und auf einmal wieder auftaucht, als wäre nichts gewesen, die Zoey wieder mit ihren Freunden versöhnt. Immer mehr wächst die ehemalige Feindin in die Clique hinein, vor allem, als sich herausstellt, dass die Göttin Nyx ganz eigene Pläne mit dem Mädchen hat. Die Suche nach dem Ursprung der merkwürdigen Wesen, die Zoey nach dem Leben trachten, führt die Freunde tief in die Sagen der Cherokee-Indianer und offenbart die ganze Tragweite von Neferets Plan.
"House of Night", das hat ein bisschen was von Harry Potter mit Vampiren. Nur ohne das ständige Selbstmitleid eines Harry Potter und ohne das jungfräuliche und zimperliche Getue der Twilight-Reihe. Also, zwei erfolgreiche Romanreihen, die zu etwas komplett Neuem inspirieren - das muss Erfolg haben.
Und das zu Recht. Während sich die Reihe anfangs noch nur auf die Schule beschränkte und es eher nach einem Machtkampf zwischen Neferet und Zoey aussah, wird die Handlung globaler. Im gleichen Maße, wie das House of Night erkennt, dass es die Welt der Menschen akzeptieren muss und sich nicht mehr abkapseln kann, werden die Kämpfe innerhalb der Schulmauern nach außen getragen. Die Sage der Cherokee-Indianer deutet an, dass ein Kampf um die Welt bevorsteht, in dem die Vampyre nicht nur für sich alleine kämpfen werden, sondern auch für die Menschen.
Trotz seiner Dicke verschlingt man diesen Roman geradezu, die Ereignisse überschlagen sich förmlich. Diesmal erhält man auch kaum die Atempausen, die man sonst durch Zoeys Geflirte erhielt. Die Männer, die in den letzten Bänden ständige Begleiter waren, treten diesmal in den Hintergrund zurück - auch wenn Zoey nicht Zoey wäre, gäbe es nicht die ein oder andere verwirrende, bisweilen auch erotische Szene zu lesen. Dennoch, sie hält sich an ihren Vorsatz, auf Männer zu verzichten. Der Handlung tut dies gut. Dieses Mädchen, das ständig von einem Mann zum anderen flattert wie ein Schmetterling, der sich nicht entscheiden kann, welche Blume die schönste ist, und dennoch entsetzt über Aphrodites schamloses Flirten oder sogar über ihr eigenes Verhalten ist, war nicht mehr glaubwürdig. Dies haben die Autorinnen - Mutter und Tochter - anscheinend ebenfalls bemerkt und gelungen gegen gesteuert.
Das Ende des vierten Bandes lässt den Leser fiebrig gespannt zurück. Die gesamte Welt scheint dem Untergang geweiht. Nirgendwo ist jemand, der gegen Neferet steht, mehr sicher, so scheint es zumindest. Doch leider bleibt dem Leser der Reihe nichts anderes übrig, als bis Februar zu warten, dann erscheint mit "Gejagt" der fünfte Band.