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Der zwölfjährige Mik hat es nicht leicht im Leben – seine Mutter ist tot, sein Vater säuft, sein Bruder, zu dem er bewundernd aufblickt, hat eine Menge krumme Geschäfte laufen und ist ohnehin fast nie da. Eines Tages steht das Jugendamt vor der Tür und bringt Mik gegen seinen Willen zu seiner Tante nach Selet, einem kleinen Örtchen ganz im Norden Schwedens. Obwohl hier nicht viel los ist und Mik mit nur dreizehn anderen Kindern in die Schule geht, fühlt er sich bald zuhause. Bei seiner Tante Lena erfährt er zum ersten Mal, was Geborgenheit und eine intakte Familie bedeuten. Am liebsten würde Mik für immer hier bleiben, doch bald meldet sich das Jugendamt erneut. Tante Lena sei nicht geeignet, ein Kind bei sich aufzunehmen, und Mik soll in eine Pflegefamilie. Das neue Zuhause entpuppt sich als Hölle auf Erden und Mik reißt aus, um nach Selet zurückzukehren. Es kommt zu einer dramatischen Entscheidung auf Leben und Tod …
"Ihr kriegt mich nicht!" ist ein zweiteiliges Hörspiel nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Mikael Engström. Wer sich einmal hineingehört hat in die packende Inszenierung, wird sich nicht mehr davon losreißen können. Beklemmend und absolut unter die Haut gehend ist die Beschreibung von Miks Weg, der eigentlich nur eine normale Familie will und dem es bei seiner Tante Lena gut geht – doch das Jugendamt weiß viel besser, was für Kinder gut ist, und reißt Mik direkt wieder aus seinem neuen Leben heraus.
"Ihr kriegt mich nicht!" ist stellenweise fast schon zu bedrückend, vor allem Erwachsene wird der Stoff betroffen machen, wahrscheinlich mehr als die jungen Zuhörer, die eher mit gespannter Erwartung zuhören, was Mik als nächstes zustößt und was am Ende passieren wird.
Das Hörspiel beginnt direkt mit einem harten Einstieg, der deutlich macht, was den Hörer für die nächsten 113 Minuten erwartet: Gemeinsam mit Schulfreunden bombardiert Mik Obdachlose mit Steinen, weil er alle Säufer hasst und sich wünscht "dass sie verrecken". Auch die weitere Entwicklung geht unter die Haut und wurde in der Hörspielfassung extrem lebendig, aber bisweilen auch traurig und akustisch bedrohlich inszeniert. Immer wieder wird die Erzählung von dissonanten Tönen unterbrochen, die, wie man erst im zweiten Teil erfährt, aus den Zombie-Horrorfilmen stammen, die Mik am liebsten mag. Schließlich fühlt er sich selbst oft genug wie ein Zombie.
Neben dem wirklich guten Hörspielscript (Hörspielbearbeitung: Cordula Dickmeiß, Regie: Tobias Krebs) überzeugt das talentierte Sprecher-Ensemble über die gesamte Laufzeit. In der Hauptrolle als Mik bringt Wyn Laurids Engeholm eine beachtliche Leistung. Ganz am Anfang wirken gerade die jungen Sprecher zwar noch etwas gestelzt, aber dann gerät man in den Sog der Geschichte und alles wird immer natürlicher. Sehr angenehm sind auch die Stimmen von Sascha Icks als warmherzige, etwas spleenige Tante Lena, Hans Diehl als die beiden schrulligen Brüder Bertil und Bengt oder Stefan Roschy als Miks großer Bruder Tony.
Die Geschichte um Mik könnte so, wie sie sich entwickelt, ein sehr, sehr schlimmes Ende nehmen, doch – so viel sei verraten – am Ende gibt es Hoffnung und eine Auflösung, die Mut macht und all die schlimmen Dinge zwar nicht vergessen macht, aber doch aufwiegt.
"Ihr kriegt mich nicht!" ist packend, verstörend, traurig und am Ende dann doch tröstlich und unheimlich schön – ein richtiges Wechselbad der Gefühle!
Ein spannendes und abenteuerliches Hörerlebnis für Kinder ab zwölf, das man auch sehr gut als Eltern gemeinsam mit den Kindern hören kann, um das Gehörte gemeinsam zu besprechen, denn der Roman ist eben auch sehr schmerzlich-realistisch und keine harmlose Kindergeschichte, wo sich immer alles in Wohlgefallen auflöst.