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Paul J. McAuley ist eine feste Größe in der Science-Fiction. Der Botaniker und Autor schreibt vorwiegend Romane, in denen die Biotechnologie eine herausragende Rolle einnimmt, so auch in seiner 2008 in England erschienen Geschichte: "The quiet war". Hierzulande publizierte Heyne die Story unter dem Titel "Der stille Krieg" und brachte sie im Juni 2010 auf den Markt.
Nach etlichen Kriegen und Scharmützeln hat sich auf der Erde eine feste, diktatorische Struktur etabliert. Die pazifische Gemeinschaft, Europa und Brasilien bilden die drei größten Machtblöcke und sind damit beschäftigt, die zerstörte Natur wieder aufzubauen. Landschaftsarchitekten, Genetiker und andere Spezialisten versuchen die Ökologie des Planeten zu heilen. Außerhalb der Erde haben sich Menschen auf verschiedenen Welten des Sonnensystems angesiedelt und leben dort seit Generationen. Zwischen Terranern und Außenweltlern herrscht nach den Jahrhunderten der Abgrenzung jedoch Misstrauen. Im Zuge einer gegenseitigen Annäherung und angestrebten Aussöhnung wird ein gemeinsames Biomprojekt durchgeführt. Genetiker der Erde sollen auf einer Kolonie der Außenweltler einen zerstörten See wieder mit Leben erfüllen. Die junge Macy Minnot wird auserwählt, sich dem Team anzuschließen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein Mord geschieht und kurz darauf ein Zweiter. Plötzlich befindet sich Macy inmitten einer politischen Intrige, die nur ein Ziel hat: Ein neuer Krieg soll toben und die Welten des Außensystems brennen.
"Der stille Krieg" erzählt die Geschichte der Erde in einer fernen Zukunft, nachdem Krieg, Ausplünderung und Zerstörung die blaue Kugel zu einem trostlosen Ort für die Überlebenden gemacht haben. Die Wut über jene, die sich vor dem Chaos in Sicherheit bringen konnten, gärt unter der Oberfläche der Terraner. Zudem gelang es den großen Machtblöcken, diktatorische Strukturen zu etablieren, in denen die Abstammung über den Stand in der Gesellschaft entscheidet. Wie leicht ein einfacher Bürger zwischen die Räder dieses Systems gelangen kann, wird am Beispiel der jungen und idealistischen Macy Minnot verdeutlicht. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie in das politische Komplott verwickelt wird, das einen neuen Krieg aufleben lassen will. Die Biotechnikerin versteht es natürlich sich zu wehren, doch jeder Ort zeigt ihr stets aufs Neue: Die Machthaber bestimmen über das Leben der kleinen Leute.
Der Autor schafft es in seinem Roman, die Charaktere gut auszuarbeiten und eine Balance zwischen Gut, Böse und der Grauzone zu schaffen. Die Figuren handeln größtenteils authentisch und ihre Probleme sind gut nachvollziehbar. Auf Action wird zu Beginn fast vollständig verzichtet, stattdessen steht die schleichende Entwicklung hin zum Krieg im Vordergrund. Das Umdenken in der Bevölkerung, angestachelt von Propaganda und gezielt lancierten Falschinformationen (die Gegner halten Biowaffen verborgen) wird beleuchtet. Dabei ist Sri Hong-Owen der zweite Hauptcharakter neben Macy Minnot, der deutlich beschrieben und ausgearbeitet wird. Die skrupellose Genetikerin entwickelt ihre ganz eigenen Pläne und steht an der Seite der mächtigen Dynastien. Leider handeln viele der Nebencharaktere nach einem vorhersehbaren Muster und die Handlung gleitet ein ums andere Mal in Klischees ab. Zudem jongliert der Autor zwar geschickt mit den verschiedenen Handlungsebenen, bietet dem Leser aber keinerlei Überraschung. Twists sucht man in "Der stille Krieg" vergeblich.
Fazit:
Ein Sci-Fi-Roman mit gut durchdachten sozialen Strukturen, interessanter Technik und authentischen Charakteren. Dass der Hintergrund von einem Kenner der Biowissenschaften geschrieben wurde, wird sehr schnell deutlich. Leider werden zu oft Klischees eingesetzt und die Handlung schreitet völlig ohne Überraschungen voran. Auch das Ende versteht es nicht zu überzeugen und lässt viele Fragen offen.