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 Glücksgift

Autoren: Irma Krauss
Verlag: cbt

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Amanda zufällig Bravo trifft, scheint die Welt für beide stehen zu bleiben. So etwas haben sie noch nie erlebt, es ist buchstäblich Liebe auf den ersten Blick. Bis zu ihrem ersten Kuss scheint die Welt den Atem anzuhalten, danach leben sie eine klassische Liebesgeschichte, die zu schön erscheint, um wahr zu sein. Und wirklich, Amanda ist Perfektionistin. Alles muss perfekt inszeniert sein - ihr Leben, ihr Aussehen und auch ihre Liebe zu Bravo müssen hollywoodmäßig aufbereitet sein. So hat sie eine Kiste, in der sie Geschenke von oder für Bravo sammelt, zieht zu ihm, kündigt ihren Job und setzt ihre gesamte Energie dafür ein, für ihn die perfekte Frau zu sein und ihm ein perfektes Zuhause zu bereiten.
Doch diese Inszenierung kann nicht gutgehen, wenn nur einer das Skript kennt. Bravo reagiert zunehmend anders, als Amanda es sich wünscht. Als er seine Familie in Kroatien besuchen fährt und Amanda allein zurück bleibt, beginnt die Spirale abwärts. Die Energie, die Amanda vorher investierte, um ihre Liebe zu inszenieren, steckt sie nun in die Planung ihres Todes.

Ein ungewöhnlicher Krimi ist "Glücksgift" allein schon deswegen, weil von vorneherein klar ist, wer die Leiche ist, die da im Nobelhotel gefunden wird. Sehr schnell wird dem Leser ebenfalls klar, dass es sich bei diesem Tod um einen Selbstmord handelt, dass die makaberen Geschenke, die um die Leiche des Mädchens aufgebaut sind, alle eine Geschichte zu erzählen haben.
Die Geschichte dieser Geschenke wird in einzelnen Kapiteln erzählt, sie zeigen gleichzeitig den Verlauf dieser intensiven, verrückten und zerstörerischen Liebe zwischen Bravo und Amanda.

Im Wechsel zur Geschichte von Amandas Liebe wird das Auffinden ihrer Leiche erzählt, immer einen Schritt weiter gehen die Ermittlungen der Polizei, bis sich die Zeitlinien treffen und am Ende beide Handlungsstränge zusammenfinden. Das Herangehen an diesen Krimi ist ungewöhnlich und bringt den Leser so dazu, sich noch besser in die Geschichte einzufinden. Man kann nicht auf der Suche nach dem Täter mitfiebern oder darauf hoffen, dass doch alles gut ausgeht. Und so widmet man sich genauer der Geschichte an sich, konzentriert sich auf die ersten Wolken im Paradies und bewertet einzelne Situationen anders, als wüsste man nicht genau, wie es ausgehen wird.

"Glücksgift" zieht den Leser gerade dadurch in den Bann, dass das Ende der Geschichte von Anfang an klar zu sein scheint. Das Geheimnis ist der Weg dorthin. Wie konnte diese große Liebe zu solch einer Tragödie führen? Irma Krauss ist hiermit wirklich ein spannender Kniff gelungen. Versuchen doch sonst alle Autoren, den Leser bis zur letzten Seite möglichst im Unklaren zu lassen, deckt sie alles auf. Amandas komplettes Seelenleben wird offengelegt, doch auch Bravo erhält Raum, um seine Liebe aus seiner eigenen Sicht zu schildern. Gerade dadurch, dass man beide Seiten der Geschichte kennt, wird das Ende umso tragischer. Amanda ist eine intelligente und wunderschöne Frau, doch ihre Liebe macht sie blind. Und so steuert sie selbst auf ein Ende zu, das nicht nötig gewesen wäre.

Anja Thiemé

Probe


Taschenbuch | Erschienen: 20. September 2010 | ISBN: 978-3570160718 | Preis: 9,99 Euro | 350 Seiten | Sprache: Deutsch

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