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Conan ist mit Ran und Sonoko zum Eislaufen. Er stellt sich ziemlich dämlich an und stößt frontal mit einer jungen Frau zusammen, die ebenfalls Anfängerin ist. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie mit Freunden das Feuerwerk genießen will. Doch als Sonoko wenig später auf die Toilette gehen will, liegt dort das Mädchen, neben ihr eine Schrotflinte und alles ist voller Blut. Conan hat alle Mühe, den eintreffenden Kogoro Mori und die Polizei davon zu überzeugen, wer als Täter in Frage kommt.
Heiji Hattori und seine Freundin sind mit dem Motorrad im Wald liegengeblieben. Der Sprit ist alle und sie haben sich verirrt. Als er einem vorbeifahrenden Wagen seinen Helm hinterher wirft, sitzen darin ausgerechnet Kogoro Mori, Ran und Conan. Beide haben einen Brief von den Takedas mit der Bitte, ihnen zu helfen, erhalten. Deren Haus nennt man das "Haus der Spinnenkönigin am Marionettenpass" und es gilt als verflucht. Man hat in den letzten zwei Jahren drei Menschen in der Scheune des Hauses erhängt aufgefunden, umgeben von seidenen Fäden. Und das ist nicht der letzte Tote, der dort hängen wird.
Im dritten Fall machen Conan, seine Freunde und Professor Agasa eine Wanderung im Bergwald. Sie begegnen einer Verbrecherbande und die Lage wird für die Kinder sehr gefährlich.
Aoyama vereint in diesem nunmehr 25. Band der Manga-Serie um den geschrumpften Superdetektiv Shinichi, jetzt in Gestalt des siebenjährigen Grundschülers Conan, drei völlig unterschiedliche Fälle.
Fall Eins ist vom Tathergang, der Motivation des Täters und der Ermittlung nicht homogen. Die Tat ist einfach zu unwahrscheinlich und zu konstruiert, um real zu wirken. Das Motiv des Täters hingegen ist gewohnt tiefgründig und vielschichtig. Aoyama lässt Vergangenes im Täter heranwachsen zu einem solchen Hass, dass die Tat unausweichliches Ende seines Martyriums ist. Dass er einem tragischen Irrtum aufliegt und sein eigenes Glück nicht gesehen und nun vernichtet hat, ist die Tragik, die Aoyama im Gewand eines Manga, der nur scheinbar für Kinder gemacht wurde, genial zu verpacken weis.
Sehr viel komplexer ist der Fall der "Spinnenkönigin". Denkt man zu Anfang, der Fall ist reiner Blödsinn, denn die Taten wirken überkompliziert und abstrus, entpuppt sich die Auflösung als perfekt und sehr gelungen. Der Täter hatte allen Grund, so zu handeln und in der Rückschau versteht der Leser sehr gut, warum die Taten so und nicht anders von ihm geplant wurden. Ebenso tragisch wie in Fall Eins ist hier der zentrale Irrtum des Täters. Auch er steigert sich in seiner Pein in einen Wahn hinein, der scheinbar zwangsläufig zu den Morden führt.
Erst Conan lässt ihn innehalten und seinen Irrtum erkennen. Seine völlige Verzweiflung und absolute Hoffnungslosigkeit ist in wenigen eingängigen und deprimierenden Bildern eingefangen.
Aoyama gelingt es in beiden Fällen, das Tragische der menschlichen Existenz einzufangen. Die Taten der Menschen, aus Neid, Gier oder Hass begangen, lassen ein Opfer zurück, das in jahrelanger Pein selbst zum Täter wird.
Dieses Motiv findet sich immer wieder in Aoyamas Geschichten und verdeutlicht seine Moralvorstellungen und die seiner Protagonisten. Zutiefst menschlich gehen die "Ermittler", sei es Conan, sei es die Polizei, mit dem Täter um, denn der gibt sich als zwanghaft handelndes Opfer einer viel schlimmeren Tat an ihm selbst zu erkennen. Im Gegensatz zum Täter in der Vergangenheit, zeigt der von Conan Überführte aber Reue und Einsicht. Er bereut seine Tat oder vermittelt dem Leser zumindest das Gefühl, dass er nicht anders hat handeln können.
Auch wenn der westliche Leser diese "Moral der Selbstjustiz" nicht gutheißen kann und auch nicht sollte, versteht er doch den zugrunde liegenden Mechanismus. Dies gelingt Aoyama durch seine große Erzähl- und Zeichenkunst.
Fall Drei entpuppt sich als Klamauk gepaart mit Grausamkeit und Härte. Diese seltsame Mischung aus Albernheit, lächerlichen Begebenheiten und Zufällen ist nicht gelungen. Reiner Spaß der kleinen Helden würde noch angehen, aber die Grausamkeit der Vorgänge, die unerbittliche Handlungsweise der Verbrecher, die auch vor vierfachem Kindesmord nicht zurückschrecken würden, ist nicht "aus einem Guss"! Sie wirkt konstruiert und überinterpretiert. Leider verdirbt dieser dritte Fall den exquisiten Eindruck, den die ersten beiden Kriminalfälle entstehen ließen und hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Von Moral oder Tragik ist jedenfalls im dritten Fall nichts zu spüren.
Fazit: Dieser Band lohnt einen Kauf, denn zwei Drittel des Bandes sind sehr gelungen, den Rest sollte man schnell vergessen!