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Längst vergessene Klassiker der Grusel- und Horrorliteratur aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert stehen im Mittelpunkt der Hörspielreihe des noch jungen Labels "Wolpertinger Hörbücher", das mit "Der Skarabäus" seine erste Folge der "Nachtmahr-Reihe" veröffentlicht hat. Im Jahr 1897 unter dem Titel "The Beetle" erschienen, verzeichnete der als Vorlage dienende Roman des Autors Richard Marsh ungeahnte Erfolge und schaffte es sogar, Bram Stokers "Dracula" für einige Zeit in den Schatten zu stellen.
Es ist der 10. Oktober 1895. Die Armenhäuser im Londoner Stadtviertel Hammersmith sind gnadenlos überfüllt und auf der Flucht vor dem nicht enden wollenden Regen bleibt dem Obdachlosen Alexander Holt nichts weiter übrig, als in ein verlassen geglaubtes Haus einzusteigen. Doch kaum beginnt er dieses nach einem geeigneten Schlafplatz abzusuchen, begegnet ihm eine fürchterliche Kreatur, die sich den hilflosen Menschen sofort zu eigen macht und von nun ab für ihre Zwecke missbraucht.
Zur gleichen Zeit sitzen die junge Marjorie Lindon und ihr Bekannter Sydney Atherton bei einer Tasse Tee und sprechen über sonderbare Vorkommnisse, die sich in jüngster Zeit im Haus von Majories Verlobten Paul Lessingham abspielen. Nicht nur, dass dort überraschend oft die Fensterscheiben zu Bruch gehen, auch ein ungewohntes Chaos im Arbeitszimmer des Politikers bereitet der jungen Frau Sorgen und lässt sie ihren Freund Sydney um Hilfe bitten. Eine Mission, die er fast mit seinem Leben bezahlt. Denn von dem Tag an, als Sydney seinen langjährigen Freund Paul zur Rede stellt, gerät er in einen Strudel von fürchterlichen Ereignissen. Allesamt Auswirkungen eines gut gehüteten Geheimnisses, das seinen Ursprung im alten Ägypten hat und eine Kreatur auf den Plan ruft, die mit allen Mitteln Rache üben will.
"Der Skarabäus" ist eine gut funktionierende Schauergeschichte, die nicht nur gekonnt mit den Ängsten der Menschen spielt, sondern es hervorragend versteht, kurzweilig zu unterhalten. Düstere Gestalten, unheimliche Begebenheiten und der Fluch der Vergangenheit vereinen sich gekonnt mit den düsteren Ecken Londons und lassen den Hörer in eine Zeit eintauchen, in der die Wissenschaft viele Mysterien noch nicht geklärt hat und der Glaube an finstere Mächte tief in den Herzen der Menschen verwurzelt ist. Da kommt ein schreckenerregender Käfer gerade Recht, um den großen Dracula in die Ecke zu drängen und einem Schauerroman zu kurzzeitigem Ruhm zu verhelfen, der auf einer ungewöhnlichen Idee basiert. Grund genug, den Skarabäus erneut hervorzuholen und die Geschichte eines britischen Politikers, der sich wider besseres Wissen mit finsteren Mächten eingelassen hat, in ein Hörbuch zu packen. Ein Coup, der dem Wolpertinger Hörbuchlabel überaus gut gelungen ist. Versehen mit passenden Klängen und Sprechern, denen die Rollen förmlich auf den Leib geschneidert sind, taucht der Hörer tief in die Atmosphäre eines früheren Londons ein und lässt sich dabei völlig in den Bann des Bösen ziehen. Aber nicht nur das Hörspiel selber funktioniert, auch die besonders liebevolle Gestaltung des beiliegenden Booklets weiß zu überzeugen. Portraits und Bildern aus dem alten London verleihen diesem ein passendes Flair. Darüber hinaus sind eine Auflistung der Tracks, eine Kurzbiografie des Autors Richard Marsh und Portraitbilder der Sprecher enthalten, deren Antlitz gekonnt in die vorhandene Ahnengalerie eingefügt wurde. Als weitere Beigabe ist ein Faltblatt mit einer gezeichneten Karte des Londoner Stadtteils Hammersmith eingelegt, welche dem Hörer die räumliche Orientierung ungemein erleichtert.
Fazit:
Mit der ersten Folge aus der neuen Hörspielreihe "Nachtmahr" ist dem Wolpertinger Hörbuchlabel ein Treffer ins Schwarze gelungen. Eine unbedingte Empfehlung an alle Grusel- und Horrorfans, die vor allem die Klassiker des Genres mögen.