Eine Novelle des US-amerikanischen Schriftstellers Howard Phillips Lovecraft diente als Vorlage für die zweite Folge der Hörspielreihe "Nachtmahr", die weniger bekannte Klassiker der Grusel- und Horrorliteratur aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in sich vereint. "Das Grauen von Dunwich" ist eine typische Mythos-Geschichte aus dem Jahr 1928, die es wunderbar versteht, den Aberglauben der Menschen für sich zu nutzen und eine unheimliche Stimmung aufzubauen.

Mit der Aussicht auf einen entspannten Sommerurlaub begibt sich der Arzt Dr. Morgan auf eine Reise in das Hinterland und trifft kurz vor den Bergen auf den kleinen Ort Dunwich, der aufgrund seiner Abgeschiedenheit ideal für ein paar ruhige Tage ist. Doch die Idylle währt nicht lange. Denn gerade als Dr. Morgan gemeinsam mit seiner Wirtin Mrs. Bishop einen Abend in der Küche verbringt, zeigt das unaufhörliche Bellen ihres Hundes an, dass sich jemand dem Anwesen nähert. Obwohl Mrs. Bishop ihren Gast auf das Eindringliste warnt, nicht mit dem gerade erschienen Mr. Whateley mitzufahren, lässt dieser sich nicht davon abbringen, nach dessen todkrankem Großvater zu schauen. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen soll. Denn nicht nur die düstere Atmosphäre auf der Farm der Whateleys lässt den Mediziner erschauern, auch das Erscheinen einer riesigen Schar Krähen, die auf das Ableben des alten Mannes wartet, verschafft ihm mehr als nur eine Gänsehaut. Als Dr. Morgan dann auch noch während eines Spazierganges auf eine satanistische Opferstätte trifft, vor deren Säulen ein menschlicher Schädel liegt, kehrt er der schreckensreichen Gegend den Rücken und reist früher als geplant nach Arkham zurück.
Monate später, Dr. Morgan hatte schön längst die unheildrohende Nacht in Dunwich vergessen, begegnet ihm der Farmer Wilbur Whateley erneut. Diesmal bedrängt er seinen Freund und Kollegen Professor Armitage, um in den Besitz der von ihm benötigten Anrufungsformel zu gelangen. Als dieser sich weigert, dem ungehobelten Menschen das von ihm geforderte "Necronomicon" zu übergeben, kommt es zum Äußersten und nicht nur die beiden Gelehrten müssen um ihr Leben fürchten.

Unheimlich spannend und atmosphärisch dicht präsentiert sich "Das Grauen von Dunwich" und versteht es, seine Hörern das Gruseln zu lehren. Dabei beginnt die Geschichte um Inzucht, Hexerei und übermächtige Wesen zunächst völlig unspektakulär mit der Urlaubsreise eines Gelehrten und gerät erst in Fahrt, als dieser auf immer mehr seltsam abschreckende Begebenheiten trifft. Dabei ist es nicht die Person des furchterregenden Farmers Wilbur Whateley allein, die diese finstere Bedrohung ausstrahlt und den Mediziner zunehmend unruhig werden lässt. Auch ungewöhnlich viele verstümmelte und kranke Tiere, eine Farm, deren Fenster mit dicken Holzbalken zugenagelt sind, oder Vögel, die sich der Seele eines Sterbenden bemächtigen wollen, lassen ihn an eine sofortige Rückkehr nach Arkham denken. Szenen, die der Hörer in seinen schlimmsten Albträumen nicht erleben möchte, die es aber vortrefflich verstehen, spannend zu unterhalten.
Aber nicht nur die schaurige und verworren ersonnene Geschichte ist es, die gänsehauttaugliche Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen lässt, auch die gelungene Umsetzung des Hörbuches weiß einiges dazu beizutragen, dass das Grauen Einzug hält. Eine stimmungsvoll arrangierte Soundkulisse mit passenden Musikstücken und hervorragend präsentierte Leistungen der Sprecher ergeben ein Gesamtarrangement, das sich hören lassen kann. Ergänzt durch ein umfassendes Booklet, das neben der Trackliste und einer Kurzbiografie des Autors eine aus der ersten Folge der Hörspielreihe bereits bekannte Ahnengalerie mit den Konterfeis der Sprecher und eine handgezeichnete Wanderkarte von Dunwich enthält, findet der verwöhnte Horrorfan hier alles vor, was er für eine Stunde feinsten Grusels benötigt.

Fazit:
"Das Grauen von Dunwich" ist ein düster und beklemmend umgesetztes Hörspiel, das es hervorragend versteht, eine schaurige Atmosphäre aufzubauen. Wie auch schon der erste Teil der Nachtmahr-Reihe ist es eine absolute Empfehlung an alle Fans von klassischen Horrorgeschichten.