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 Gruselkabinett, Band 48: Die Squaw


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Das frisch verheiratete Waliser Paar Amelia und George Price hat sich mit den Flitterwochen einen lange gehegten Traum erfüllt: Die beiden reisen durch das romantische Deutschland. Auch Frankfurt steht auf dem Programm. Dort treffen die beiden am Bahnhof Elias P. Hutcheson, einen weitgereisten Abenteurer aus den USA. Man beschließt, die Deutschlandreise gemeinsam fortzusetzen, denn in Nürnberg, dem nächsten Reiseziel, wartet eine schaurige Touristenattraktion: die eiserne Jungfrau, eines der schrecklichsten Folterinstrumente, das jemals von Menschen ersonnen wurde …

"Die Squaw" ist bereits die 48. Folge der großartigen Gruselkabinett-Reihe, stellt aber einen kleinen Ausreißer nach unten dar, was die Qualität und die Story betrifft. Obwohl Bram Stoker ein weltberühmter Schriftsteller ist – vor allem durch sein bekanntestes Werk "Dracula" -, ist "Die Squaw" zumindest in dieser Hörspiel-Fassung eine ziemlich hanebüchene Erzählung, die nicht gruselig ist, sondern nur plakativ blutig und vollkommen unglaubwürdig.

Für den Hörer wird bereits zu Beginn ersichtlich, was ihn im Verlauf der Handlung erwartet, denn die Folge beginnt mit einer äußerst eindringlichen Folterszene, bei der ein Mann an einem Marterpfahl den Tod findet. Wer nach dem minutenlangen Geschrei noch Lust auf mehr hat, den erwartet wie beschrieben eine ziemlich an den Haaren herbeigezogene Story, die genau ab dem Zeitpunkt nicht mehr gruselig ist, wenn man das Stichwort "Eiserne Jungfrau" hört – ohnehin ist ab dann klar, was am Ende zwangsläufig passieren wird.
Besonders nervig ist der Mittelteil geraten, wenn das junge Ehepaar Price den steilen Weg zu der Nürnberger Burg erklimmt, die besichtigt werden soll. Auf dem Weg dorthin erlaubt sich der dritte im Bunde, der Abenteurer Elias Hutcheson, einen "Spaß", der nicht nur dumm ist, sondern im Hörspiel auch ziemlich nervtötend in die Länge gezogen wird. Dazu trägt leider auch Reinhilt Schneider in der Rolle der Amelia Price bei. Schneider ist eine großartige Sprecherin, eine Legende vieler Hörspiele, aber in diese Rolle passt sie nicht hinein, ist sie doch schon fast Mitte 60, also sicher 40 Jahre älter als die Rolle, die sie hier verkörpert.
Tolle Sprecherin hin oder her: Das Gruselkabinett könnte mehr auf junge, "unverbrauchte" Stimmen zugreifen, statt immer wieder die gleichen Sprecher zu verpflichten. Außerdem ist Amelia leider ein recht anstrengender Charakter, der alle Frauenklischees der damaligen Zeit in sich vereint und ständig entweder einer Ohnmacht oder einem Übelkeitsanfall nahe ist, so dass man ihr ständiges Stöhnen und Wehklagen bald nicht mehr hören kann. In weiteren Rollen ist neben Reinhilt Schneider noch Viktor Neumann zu hören (George Price), außerdem Frank Gustavus (Elias P. Hutcheson), Axel Lutter (Museums-Führer), Bettina Weiß (Squaw) und Boris Tessmann (Schächter). Das Hörspiel kommt also mit einer sehr kleinen Besetzung von gerade einmal sechs Sprechern aus – sogar auf die lieb gewonnene Erzählerstimme von Hasso Zorn wurde hier verzichtet -, wogegen aber nichts einzuwenden ist. Dennoch hinterlässt "Die Squaw" insgesamt eher Unzufriedenheit beim Hörer: Die brutalen Szenen und das ewige Geschrei und Gestöhne nerven, die Geschichte ist unglaubwürdig und un-gruselig und reicht einfach nicht an die tollen, stimmungsvollen Inszenierungen heran, die man sonst von Marc Gruppe und Co. gewohnt ist. Schade übrigens, dass Titania in den neueren Folgen der Gruselkabinett-Reihe die Tracks beziehungsweise Kapitelnamen nicht mehr angibt.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 13. November 2010 | ISBN: 978-3785743911 | Laufzeit: 51 Minuten | Originaltitel: The Squaw | Preis: 8,99 Euro | Sprache: Deutsch

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