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Alex und Benny, zwei obdachlose Kleinkriminelle, haben den perfekten Trick entwickelt. Sie lassen sich am Abend in einem der vielen Kaufhäuser Berlins einschließen und rauben des Nachts in aller Ruhe die Schmuckvitrinen aus. Diesmal haben sich die beiden das KaDeWe ausgesucht, eines der wirklich noblen Häuser in der Innenstadt. Doch dann geht alles schief. Die Schupos scheinen einen Tipp bekommen zu haben, denn plötzlich ist ein ganzer Trupp zur Stelle und durchkämmt Stockwerk für Stockwerk. Während Benny versucht, nach unten zu entkommen, hastet die achtzehnjährige Alex nach oben. Mit viel Glück entkommt sie den Polizisten über die Feuerleiter an der Außenseite des Kaufhauses. Benny aber wird gestellt, flüchtet in letzter Not nach draußen und klammert sich verzweifelt an einem Geländer fest. Und während Alex noch ganz außer Atem unten auf der Straße steht und ihren Freund Benny dabei beobachtet, wie er zu entkommen versucht, tritt ein Polizist auf den Balkon und tritt dem Jungen solange auf die Hand, bis der loslässt und in die Tiefe stürzt.
Niemand außer Alex scheint den feigen Mord beobachtet zu haben. Und wer glaubt schon einer obdachlosen Diebin?
Doch der ermittelnde Kriminalassistent stolpert über den Befund des Leichenbeschauers, der die Verletzungen an der Hand Bennys nicht durch den Sturz erklären kann. Zufällig wird auch Charlotte Ritter in den Fall involviert, denn durch ihre Unachtsamkeit kann die festgenommene Alex der Polizei wieder entwischen. Sie heftet sich an die Spur der jungen Frau und versucht ihren Fehler wieder wett zu machen. Ihr Geliebter und Fast-Verlobter, Kommissar Gereon Rath, hat derweil einen der langweiligsten Jobs aufs Auge gedrückt bekommen, den er sich vorstellen kann. Er beschattet einen aus den USA angereisten jüdischen Auftragskiller. Dass das im Berlin der 30er Jahre, wo sich die SA und die Rotfront in immer heftigere Auseinandersetzungen verstricken, durchaus für Zündstoff sorgen kann, merkt Rath fast zu spät.
Nachdem Volker Kutscher 2008 mit dem Roman "Der nasse Fisch" für Furore sorgte und 2009 den grandiosen Roman "Der stumme Tod" nachlegte, jetzt also der dritte Fall für Gereon Rath, Kommissar im Berlin der 30er Jahre. Und wieder ist Berlin mehr als nur Kulisse für einen verwickelten Mordfall. Es ist von zentraler Bedeutung, wann und wo dieser Krimi spielt. Die soziale Situation der Einwohner, die gespannte Lage zwischen aufkeimender Macht der Nazis in Gestalt der SA, die Aufstände, die die Kommunisten provozieren, die Weltwirtschaftskrise dienen Volker Kutscher als perfektes Szenario für seine Geschichte. Er lässt ganz nebenbei eine Zeit auferstehen, die lange vergessen scheint, eine Situation, die doch irgendwie brandaktuell scheint und die heutige Lage gekonnt widerspiegelt.
Brillant die Idee, einen jüdischen Killer aus den USA zur zentralen Figur zu machen und ihm als Gegenpart eine junge obdachlose Kleinkriminelle gegenüber zu stellen. Dazwischen ein Kommissar, der einerseits "zu den Guten gehört", andererseits aber gezwungenermaßen mit dem Boss des mächtigsten Ringvereins Berlins - einer Mafia-ähnlichen Bande, die die organisierte Kriminalität in der Stadt steuert - paktiert.
Zwar hat die Ausführung einige Schwächen und Logikfehler und baut allzu sehr auf Zufällen auf, doch fesselt die Handlung derart, dass man darüber schnell hinwegsieht. Zu gelungen ist Schilderung durch Kutscher, zu brillant der Vortrag von David Nathan. Die deutsche Stimme von Johnny Depp und Christian Bale vermag den Figuren Seele einzuhauchen und gibt dem Ganzen durch ihren Vortrag eine enorme psychologische Tiefe. Zwar ist immer wieder ein abrupter Wechsel in den einzelnen Handlungssträngen zu beklagen, dies ist jedoch eher der maximalen Länge der Produktion, die auf sechs CDs passen musste, geschuldet, denn der Vorlage Volker Kutschers.
"Goldstein" ist ein hochspannender Kriminalroman, der als Hörbuch von der exzellenten Leistung David Nathans lebt - auch wenn die erfolgten Kürzungen die Qualität der Geschichte ein klein wenig mindern.
Zur Hörprobe bei Argon: "Goldstein"