Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Charlotte ist bei weitem nicht das beliebteste Mädchen der Schule, eher im Gegenteil - aber das soll sich nun ändern! Die ganzen Sommerferien lang hat sie hart an sich gearbeitet, hat abgenommen und sich neue Schuhe und neue Klamotten zugelegt. Als sie aber am ersten Schultag an die High-School zurückkommt, muss sie feststellen, dass ihr neues Äußeres rein gar nichts ändert, sie wird nach wie vor nicht zur Kenntnis genommen. Vor allem die fiese Petula macht Charlotte das Leben zur Hölle, und auch ihr heimlicher Schwarm Damon beachtet sie nur mehr oder weniger zwangsläufig, als er ihr im Physikunterricht als Laborpartner zugeteilt wird.
Doch es kommt noch viel schlimmer: Charlotte verschluckt sich nach der Physikstunde an einem Gummibärchen – und stirbt. Als sie wieder zu sich kommt, muss sie feststellen, dass sie sich in einer Art Zwischenwelt befindet und dass auch dort eine High-School existiert, an der es ebenfalls beliebte und unbeliebte Schüler gibt. Gemeinsam mit anderen, ebenfalls toten Kids muss Charlotte nun eine letzte große Prüfung bestehen: ihr altes Leben loslassen und endlich akzeptieren, dass sie tot ist. Doch das ist viel schwieriger als gedacht, denn Charlotte hängt sehr an ihrem Leben und hofft, dass es zwischen ihr und Damon doch noch funken könnte …
"Ghostgirl – Ruhe in Freundschaft" von Tonya Hurley ist eine typische Teenager-High-School-Story, mit dem kleinen, aber wichtigen Unterschied, dass die Hauptfigur bereits am Anfang der Erzählung aus dem Leben scheidet. Eine originelle Idee, die aber leider nicht ganz treffsicher umgesetzt wurde. Im Jenseits angekommen, hat Charlotte weiterhin mit den üblichen Problemen zu kämpfen. Hinzu kommt, dass sie einfach nicht akzeptieren will, dass sie tot und ihr altes Leben damit vorbei ist. Charlotte gelingt es, Scarlet, die (lebende) Schwester ihrer alten High-School-Erzfeindin Petula, zu überreden ihr ihren Körper zu überlassen. Damit kann Charlotte zumindest teilweise unter den Lebenden weilen, wenn auch in einer anderen Person gefangen. Derweil amüsiert sich Scarlet als Seele mit den Verstorbenen, denn sie ist mit Leib und Seele ein Gothic-Girl. Das ergibt einige witzige Szenen und Verwicklungen, aber insgesamt springt der Funke bei "Ghostgirl" nicht wirklich über, es wird nie so richtig spannend oder mitreißend. Das große Finale beim Abschlussball ist dann relativ vorhersehbar.
Der durchwachsene Eindruck mag auch an der gekürzten Lesefassung liegen – irgendwie wirkt die Geschichte unentschlossen und etwas sprunghaft, man kommt nie so richtig hinein und die Figuren bleiben alle merkwürdig blass. Charlotte benimmt sich teilweise so merkwürdig, dass man kein großes Interesse daran hat, ob und wie sie nun ihre Probleme löst.
Sprecherin Josefine Preuß, bekannt aus der erfolgreichen TV-Serie "Türkisch für Anfänger", macht ihre Sache eigentlich gut, liest aber auch recht kühl und distanziert, so dass man nie wirklich warm wird mit dieser Teenie-Herzschmerz-Story über Beliebtheit und die Tücken eines toten Daseins in einer Geisterwelt. Untermalt werden die einzelnen Kapitel des Hörbuchs von atmosphärischer, teils schräger Musik, gelungen komponiert von Vince Clarke (unter anderem Gründer der legendären Band Depeche Mode und Mitglied des ebenfalls sehr berühmten Pop-Duos Erasure).
Die Stimmung wirkt trotz dieser wirklich tollen Musikeinlagen über die gesamte Länge von 166 Minuten etwas farblos und gedrückt, und zwar leider nicht im Sinne von morbide-gruselig, sondern eher unentschlossen und etwas lahm. Schade, denn die Ausgangssituation bietet doch so einiges!
Inzwischen ist ein zweiter Teil der "Ghostgirl"-Reihe erschienen – weiter geht es mit "Ghostgirl: Für immer und ewig".
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website: "Ghostgirl"