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Es ist nun schon das sechste Mal, dass Carol Jordan und Tony Hill gemeinsam ermitteln. Dabei sieht es zunächst nicht so aus, als ob der erfahrene Profiler zu dem neuesten Fall in Bradfield hinzugezogen wird. Denn rigorose Sparmaßnahmen zwingen Carol Jordan dazu, auf hauseigene Kräften zurückzugreifen.
Während sie gemeinsam mit ihren Kollegen den Mord an einem Kind untersucht, das nach seinem Tod grausam verstümmelt wurde, vertieft sich Tony Hill in einen Fall, der im Nachbardistrikt seine ganze Aufmerksamkeit fordert. Aber nicht nur dieser beschäftigt ihn, auch privat hat er einiges zu klären. Sein Vater, den er nie kennen gelernt hat, hinterlässt ihm ein nicht unbeträchtliches Erbe und seine Mutter ist nicht gewillt, längst fällige Erklärungen abzugeben. Ein Grund, die Vergangenheit erneut aufzurollen und dabei Unglaubliches zutage zu fördern. Doch bis es soweit ist, geschehen in Bradfield und Umgebung weitere Morde und nicht nur Carol Jordan steht in der Pflicht, sich mit der Aufklärung dieser zu beschäftigen. Auch Tony Hills Fall scheint mit den Taten eines Serienmörders zusammenzuhängen, der seine Opfer im Internet kennenlernt - verhängnisvolle Freundschaften, die mit dem Tod enden. Aber warum müssen die im Chatroom ausgesuchten Jugendlichen sterben und was steckt hinter der Verstümmelung ihrer Körper? Fragen, deren Beantwortung viel zu lange dauert.
"Vatermord" ist ein Thriller, der, mit einer stetig herrschenden, unterschwelligen Spannung versehen, an das Geschehen fesselt. Dabei sind es nicht die ungewöhnlich grausamen Morde allein, die einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, sondern vor allem die gut durchdachten, interessanten Charaktere, die es immer wieder schaffen, den Leser zu bewegen. Angefangen mit der Beziehung zwischen Carol Jordan und Tony Hill, die immer wieder neu auf dem Prüfstand steht, über die Zusammenarbeit in Carols Ermittlerteam, bis hin zu den Einblicken in das Leben der Opfer. So sieht der Leser den Jugendlichen quasi über die Schulter, wenn sie sich leichtfertig im Internet mit einer neuen Bekanntschaft verabreden, oder greift mit Carol Jordan zur Flasche, wenn die Last des Alltags sie erdrückt. Momente, die ans Herz gehen und gleichzeitig die Hoffnung wecken, dass noch alles gut werden könnte.
Dabei versteht es die britische Autorin Val McDermid, flüssig zu schreiben und ihre Handlungen in lebendigen Bildern ablaufen zu lassen, die unmittelbar im Kopf des Lesers entstehen. Ein Stil, der in diesem Buch ausgiebig zum Tragen kommt. Überraschende Wendungen ergänzen das Geschehen, das mit ausführlichen Schilderungen und unterschwelligem Humor daherkommt, allerdings keinen durchgängig dramatischen Spannungsverlauf aufweist. Ein Thriller der leisen Töne, der, mit viel Handlung verknüpft, auf eine ganz subtile Art zu unterhalten weiß.
Fazit:
"Vatermord" ist ein lesenswerter Thriller, der mit vielschichtigen Handlungssträngen und interessanten Charakteren versehen ist und überaus lebendig zu unterhalten weiß. Eine Empfehlung für Freunde tiefgründiger Geschichten.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.