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München zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Die Bürgerstochter Genoveva Leibert, genannt Veva, reist in Begleitung ihres Bruders nach Innsbruck, um sich dort in den Stand der Ehe zu begeben. Die arrangierte Hochzeit mit dem Sohn eines Geschäftspartners ihres Vaters lässt ihr Herz zwar nicht höher schlagen, dennoch fügt sie sich gehorsam in ihr Schicksal.
Als sie von einer Bande Räuber in einen Hinterhalt gelockt werden, zerschlagen sich jäh die Zukunftspläne ihres Vaters Bartholomäus: Vevas Bruder und das restliche Gefolge werden ermordet und Veva selbst wird verschleppt und gefangen gehalten. Tage später gelingt ihre Befreiung und sie kommt lediglich mit dem Schrecken davon. Obwohl ihr keine Schändung widerfahren ist, spricht man ihr die Jungfräulichkeit ab. Selbst der altersschwache Vater schenkt ihr weder Glauben noch Gehör.
Um den Fortbestand des Handelshauses Leibert dennoch zu sichern, wird sie Ernst Rickinger als Frau versprochen, der als Weiberheld und Feind der Kirche in München ein zweifelhaftes Ansehen besitzt. Somit erhält Vevas Vater nach dem Tod des Sohnes nun doch noch einen Nachfolger. Ernsts Vater seinerseits sieht die Vermehrung seines Besitzes bereits in greifbarer Zukunft, denn der Zustand des alten Leibert verschlechtert sich von Tag zu Tag.
Bereits kurz nach der Hochzeit begibt sich das junge Paar nach Augsburg. Dort soll Ernst in die Dienste des erfolgreichen Kaufmanns Jakob Fugger treten und dort das Handelshandwerk erlernen. Veva stellt bald fest, dass ihr Gatte sowohl einen wachen Verstand als auch einen guten Charakter besitzt und sieht bald mehr in ihm als den verantwortungslosen Heißsporn aus Jugendtagen. Noch ahnt sie nicht, dass Ernst heimlich die ketzerischen Schriften des Augustinermönchs Martin Luther verbreitet, in denen dieser das Geschäft mit den Ablassbriefen aufs Schärfste kritisiert. Die Lage spitzt sich zu, als sich die Aufmerksamkeit der ansässigen Oberhäupter der Kirche auf Ernst richten und er Gefahr läuft, als Anhänger Luthers entlarvt zu werden. Zeitgleich stirbt Vevas Vater und während der gierige Schwiegervater die Geschäfte an sich zu reißen versucht, streckt ein weiterer Neider seine Finger nach dem Handelshaus Leibert aus und schreckt dabei nicht davor zurück, über Leichen zu gehen.
In "Die Ketzerbraut" widmeten sich diesmal das Autorenehepaar Ingrid Klocke und Elmar Wohlrath, die bereits die Bestsellerreihe "
Die Wanderhuren-Trilogie" unter dem Pseudonym
Iny Lorentz veröffentlichten, verstärkt den Intrigen und Machenschaften der katholischen Kirche. Historische Figuren wie beispielsweise Martin Luther oder der Kaufmann Jakob Fugger wurden als schmückendes Beiwerk der Geschichte hinzugefügt. Diese beschäftigt sich unter anderem mit brisanten Themen wie dem Ablassgeschäft oder dem ausschweifenden Leben oder vielmehr Liebesleben so mancher Geistlicher dieser Zeit. Das Schicksal der jungen Veva und die Intrigen um das Handelshaus Leibert stehen dennoch im Fokus der Geschehnisse und bilden die Rahmenhandlung. Der Hörbuchtitel erscheint daher etwas irreführend, da die Hauptfigur bzw. ihrem Gatten nur nebensächlich die Ketzerei vorgeworfen und zu keiner Zeit nachgewiesen wird.
Die Handlung beginnt zunächst etwas schleppend, doch spätestens durch die Verwicklungen und Intrigen um Geld, Ansehen und politischem Einfluss gelingt es den Autoren, den Zuhörer zunehmend zu fesseln. Die Figuren werden dabei detailliert und eindrücklich beschrieben und erhalten nicht zuletzt durch die grandiose Stimme von Anuk Ens ihre Lebendigkeit. Geschickt führt Ens durch die Handlung, wobei sie durch ihre charismatische Stimme und deren angenehmen Klang das Zuhören zu einem wahren Vergnügen macht. Durch die unterschiedlichsten Variationen von Tonlage, Aussprache und Geschwindigkeit inszeniert sie jede Figur einzigartig und orientiert sich während der 442 Minuten Laufzeit zu jeder Zeit an der Dramaturgie der Handlung.
Im direkten Vergleich mit vorangegangen historischen Werken der Autoren fehlt es der Romanvorlage leider an wirklich innovativen Ideen. Auch vermisst man ein außergewöhnlich tragisches oder mitreißendes Schicksal der Hauptfiguren. Der Aufbau der Handlung gleicht vielen seiner Vorgänger und letztlich ist der Schluss absehbar. Bei "Die Ketzerbraut" handelt es sich daher um ein gut inszeniertes und interessantes, aber letztlich doch nur durchschnittliches Hörbuch von
Iny Lorentz.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Webseite: "Die Ketzerbraut"