Seit sich sein wütendes Religionsbashing "Der Gotteswahn" zigfach in allen Ländern verkaufte - für ein dezidiert atheistisches Werk beachtlich -, ist der Evolutionsbiologe Richard Dawkins ein rotes Tuch für Darwin-Gegner und Religiöse aller Couleur. Mit Zorn und treffsicherem Spott zielte Dawkins (nicht immer elegant, aber wirkungsvoll) auf die klaffenden Wunden der Scheinheiligkeit, wobei ihm vor allem die katholische Kirche und die Dummheiten der Intelligent-Design-Theoretiker ein Dorn im Auge waren.

Nun steht, in sehr ähnlicher Aufmachung, das neue Werk von Dawkins in den Buchläden, pünktlich zur Weihnachtszeit. "Die Schöpfungslüge" ist quasi der wissenschaftliche Ergänzungsteil zum "Gotteswahn". Noch einmal beschäftigt sich Dawkins (wie auch in seinen älteren Büchern, vor allem "Das egoistische Gen") mit den wissenschaftlichen Fakten und Belegen der Evolutionstheorie, um ein für allemal den Apologeten einer Schöpfung, eines "Intelligent Design", den Wind aus den Segeln zu nehmen. Kapitel für Kapitel arbeitet er die gängigen Angriffe der "Designer" gegen Darwins Theorien ab, widerlegt sie und breitet die beeindruckend gute Faktenlage ab; zeigt etwa, dass keineswegs "Bindeglieder" in der Evolutionskette fehlen, zeigt die Tricks auf, mit denen christliche Wissenschaftler die Evolution des Menschen ablehnen und Ergebnisse verfälschen, beschäftigt sich ausführlich mit der evolutionären Beziehung zwischen Affe und Mensch - ein Tabuthema für "Designer" - und bringt ganz nebenbei manche Spitze gegen seine Lieblingsfeinde, nämlich Fanatiker aller Weltreligionen, unter. Dawkins schreibt dabei wieder sehr unterhaltsam, lässt oft Reisebeschreibungen aus seiner langen wissenschaftlichen Arbeit einfließen und bringt selbst komplexe Themen wie die "Geschichte" des Kohlenstoffs oder die Entwicklung der Schildkröte sehr eingängig an seine Leser.

Wer allerdings den gleichen Furor erwartet, mit dem Dawkins seinen "Gotteswahn" schrieb, wird enttäuscht sein. "Die Schöpfungslüge" ist zwar immer noch konfrontativ, richtet sich aber nicht nur an ein atheistisches Klientel. Das Buch ist vielmehr sauber geschriebene, unterhaltsame Wissenschaftslektüre, die ein Interesse an der Evolutionsbiologie voraussetzt. Dawkins lockere Schreibe, ein paar sehr schöne Fotografien und Farbtafeln sowie der immer wieder aufblitzende Spott machen das Buch in jedem Fall lesenswert!