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Mit den "Hamburg-Krimis" hat das junge Label Vitaphon eine neue Hörspielreihe herausgebracht, deren Fälle in Hamburg und Umgebung spielen. Dabei zeichnen nur lokale Autoren für die kriminellen Geschichten verantwortlich und schaffen es, den rauen Charme der Norddeutschen gut in Szene zu setzen. Nach "Todesfalle Speicherstadt", "Fegefeuer am Grindel" und "Der Tod in Harvestehude" ist "Grüne Hölle Hagenbeck" der vierte Fall der Serie und stammt aus der Feder des Schriftstellers Frank Göhre.
Ein Familiendrama steht im Mittelpunkt des sommerlichen Kriminalhörspiels, das im Tierpark Hagenbeck seinen unrühmlichen Höhepunkt findet. Während der auf seine Karriere bedachte Boss des Hamburger Privatfernsehsenders RAW ein imageförderndes Fest für Freunde und Geschäftskunden vorbereitet, ist seine Frau Tatjana damit beschäftigt, sich ein Leben ohne ständige Demütigungen auszumalen. Denn nicht nur, dass ihr Mann permanent etwas ihr auszusetzen hat, lässt sie an eine Zukunft ohne ihn denken, auch seine immer wieder wechselnden Liebesbekannschaften, nehmen ihr den Glauben an die Fortführung ihrer Ehe. Auf dem Sommerfest des Fernsehsenders kommt es zum Eklat, als Ronni, der fünfjährige Sohn des Paares, spurlos verschwindet. Während die völlig aufgelöste Tatjana versucht, den gemeinsamen Sohn zu finden, macht Heinze sich keine weiteren Gedanken um den Verbleib seines Sohnes. Im Gegenteil. Den Hilfe anbietenden Kommissar Fedder fertigt er kurzerhand ab und statt seiner Ehefrau bei der Suche nach Ronni zu unterstützen, beschäftigt sich lieber mit den Partygästen. Eine Farce, die ihr jähes Ende findet, als die unbekleidete Leiche seiner Assistentin Claudia am Steilhang zum Elefantengehege gefunden wird.
"Grüne Hölle Hagenbeck" ist eines der Kriminalhörspiele, in denen der eigentliche Fall weit hinter den alltäglichen Nöten seiner Charaktere zurückbleibt. Beginnend mit deren privaten und beruflichen Problemen, arbeitet sich der Autor erst allmählich zu dem eigentlichen Verbrechen vor. Eine Herangehensweise, die nicht so sehr die Spannung fördert, dafür aber gut unterhält. Während in humorvoller Art und Weise Szenen aus dem Leben der Protagonisten präsentiert werden, lernt der Hörer diese immer besser kennen und kann die nachfolgenden Reaktionen und Handlungen gut nachvollziehen. Dabei werden die einzelnen Passagen jeweils aus der Sicht eines der Beteiligten erzählt und so erlebt der Hörer das machohafte Gehabe des Mediendirektors Heinze genauso hautnah wie die Frustration seiner Ehefrau. Interpretationen, die von den Sprechern Jens Wawrczeck und Claudia Schermutzki lebensecht umgesetzt werden und dem Hörbuch eine Atmosphäre verleihen, die wie aus dem Leben gegriffen erscheint. Aber auch Sprecher wie Till Demtroder, Robert Missler oder Susanne Ulke wissen zu überzeugen. Kurze Musikeinspielungen und viele, zum Geschehen passende, Geräusche schaffen es, die Handlung gut zu untermalen und eine Geschichte zu erzählen, die humorvoll unterhält.
Aber nicht nur das Hörspiel an sich bietet ein kurzweiliges Vergnügen, auch das beiliegende Booklet überrascht mit einer netten Idee. Auseinandergefaltet, präsentiert es einen Ausschnitt des Stadtplans von Hamburg, auf dem das Geschehen mithilfe von Papierfiguren und einem Würfel spielerisch nachverfolgt kann. Als weitere Zugabe ist ein Rabattcoupon im Wert von 1,50 € enthalten, mit dem der Hamburger Tierpark preisgünstig besucht werden kann.
Fazit:
Ironisch und humorvoll geht es zu, wenn Kommissar Fedderer aus Hamburg einen Fall klärt, der im berühmten Tierpark Hagenbeck spielt. Ein besonderes Vergnügen für alle Hörspielfans.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.