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Jenny Siler, die in den USA unter dem Pseudonym Alex Carr veröffentlicht, gehört zu den Thriller-Autoren, denen man nachsagt, dass sie auch vor den unbequemen Themen nicht zurückscheuen. Im vorliegenden Buch "Verschärftes Verhör" greift die Autorin die Themen Folter und Menschenrechtsverletzung auf und bettet diese in ein komplexes Szenario.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Jamal, der eher durch Zufall in Afghanistan ist. Ursprünglich kommt der Junge aus Marokko und sein Ziel war ganz sicher nicht Afghanistan, sondern der verheißungsvolle Westen, wo die Lebensumstände um ein Vielfaches besser sein sollen als in seinem Heimatland. Wiederum durch einen Zufall landet Jamal in amerikanischer Gefangenschaft und wird auf dem Stützpunkt Bagram von der Verhörspezialistin Kat Caldwell befragt. Ihr gelingt es, den jungen Marokkaner für die CIA anzuwerben und bereitet ihn auf seinen Einsatz vor.
Einige Jahre später steckt der erwachsene Jamal in der Klemme. Nach einigem Hin und Her wurde er in Spanien eingesetzt, wo er in der nordafrikanischen Gemeinschaft Informationen sammelte. Doch die Zeiten ändern sich: Sein ehemaliger Kontaktmann ist spurlos verschwunden und dessen Nachfolger wurde erschossen. Ganz offensichtlich möchte man auch Jamal töten. In größter Not wählt er eine Telefonnummer …
Zeitgleich wird Kat Caldwell, die inzwischen an einem US-Militärcollege lehrt, in den aktiven Dienst berufen und erhält den Auftrag, zusammen mit einem CIA-Mitarbeiter nach Marokko zu fliegen, um Jamal zu finden.
Die Handlung des 320 Seiten umfassenden Taschenbuchs wird auf mehreren Ebenen erzählt und fordert dem Leser einige Konzentration beim Lesen ab. Die Autorin arbeitet mit vielen Charakteren, die zunächst gründlich eingeführt werden. Im Mittelpunkt der Geschichte steht natürlich Jamal, der sehr naiv ist und von allen Beteiligten ausgenutzt wird. Die Verhörspezialistin Caldwell wird ebenfalls eingehend beleuchtet, bevor die Handlung vorangetrieben wird. Der ehemalige Kontaktmann von Jamal und Caldwells neuer Partner werden durch diverse Zeitsprünge ebenfalls gründlich vorgestellt. Die Kapitel sind zwar angenehm kurz, durch die vielen Zeit- und Ortswechsel kann man allerdings schnell den Überblick verlieren. Insbesondere die Kapitel, die circa dreißig Jahre vor der eigentlichen Handlung spielen, sind für die Geschichte eher unwesentlich und bremsen die temporeiche Geschichte regelmäßig aus.
"Verschärftes Verhör" ist ein lesenswertes Buch, wenngleich der Titel und die Inhaltsangabe eine wesentlich stringentere und forderndere Handlung erwarten lassen. Der Originaltitel "The Prince of Bagram Prison" macht schon eher deutlich, worum es in dem vorliegenden Buch geht. Die erste Hälfte des Buches liest sich sehr spannend und man merkt, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Im weiteren Verlauf wirkt die Handlung allerdings zunehmend überladen. Einhundert Seiten mehr hätten der interessanten Geschichte sicherlich nicht geschadet.
Ist man auf der Suche nach einem Spionage-Thriller, der aktuelle Themen aufgreift, macht man mit dem schmalen Taschenbuch nichts verkehrt. Durch die überladene Handlung und die vielen Zeitsprünge geht der rote Faden gelegentlich verloren, trotzdem stellt "Verschärftes Verhör" ein kurzweiliges Lesevergnügen dar.