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Vor hundert Jahren waren die Anforderungen, die die Gesellschaft an junge Mädchen stellte, noch ganz andere als die heutigen. Es galt, die vielen Fähigkeiten, die man als Hausfrau und Mutter besitzen muss, zu erlernen und zu beherrschen. Auch handwerkliche Fähigkeiten waren kein Zeitvertreib, sondern ihr Erlernen war pure Notwendigkeit. Und so erstellten zum Üben des Stickens viele junge Frauen in der Vergangenheit wunderschöne Sticktücher, auf denen sie die unterschiedliche Stiche, Alphabete und Techniken übten. Davon können auch heutige Stickerinnen noch profitieren, wie das Buch "Mustertücher" zeigt.
Was damals alltägliches Handwerk war, fasziniert heute den Betrachter. In diesem Buch sind Abbildungen von Tüchern aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Dänemark, Belgien, Spanien, Italien und den Niederlanden versammelt. So kann sich der Leser ein Bild von der traditionellen Stickkunst der jeweiligen Kultur machen. Der Zeitrahmen umfasst hierbei das 17., 18. und 19. Jahrhundert und veranschaulicht so auch die Entwicklung dieses dekorativen Handwerks.
Jedes einzelne Mustertuch ist als großes Bild, teilweise mit Vergrößerung besonderer Details, farbig abgebildet. Hierzu gibt es jeweils eine ausführliche Erläuterung zu den darauf befindlichen Motiven und der verwendeten Technik. Doch jedes einzelne Tuch ist einzigartig, von der Technik, den Farben und den Entwürfen her. Auf manchen werden Stopfstiche gezeigt, andere verblüffen mit floralen Umrahmungen, einfarbiger Symmetrie oder sogar als Erinnerungsstücke eingestickten Haarzöpfen. Was jedoch den Leser am meisten begeistert dürfte, ist, dass dem Buch sechzehn Musterbögen zu den Tüchern vorliegen, so dass man deren Objekte sogar selbst nachsticken kann.
"Mustertücher" ist ein ausführliches Handarbeitsbuch, das nicht nur die Geschichte des Stickens in unterschiedlichen Ländern nachverfolgt, sondern auch den Leser zu eigener Kreativität anregt. Da sich auf vielen der vorgestellten Sticktücher Muster, Stickarten und Abbildungen bunt abwechseln, bekommt man selbst Lust, etwas Neues auszuprobieren und neue Techniken zu testen. Doch bevor man selbst aktiv wird, kann man sich an den wunderschönen farbigen Bildern satt sehen. Auch wenn an einigen Stücken die Farben verblasst sind, erahnt man dennoch ihre Wirkung, als sie noch neuwertig waren.
So schön es auch ist, die Beschreibungen zu lesen, wie die einzelnen Tücher entstanden sind, ruft die Tatsache, dass es Musterbögen gibt, doch noch weitaus mehr Begeisterung hervor. Am Ende des Buches findet man diese Musterbögen in einer Kartentasche. Da die einzelnen Vorlagen sehr detailreich sind, benötigt man jedoch eine Lupe, um all die Symbole, mit denen die Farben gekennzeichnet wurden, voneinander zu unterscheiden. Aber da man beim Sticken zur Sicherheit auch das Original hinzunehmen kann, ist dies nicht allzu schwer. Damit beim Nachmachen nichts schiefgeht, gibt es noch einen kleinen Auffrischungskurs für die verschiedenen Stiche und eine übersichtliche Farbtafel, um den korrekten Farbton zu treffen.
Ein nicht nur geschichtlich, sondern auch handwerklich sehr interessantes Arbeitsbuch, das nicht nur Freude beim Betrachten macht, sondern auch Spaß beim Nachsticken der wunderschönen und traditionellen Vorlagen.