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Nina ist knapp über dreißig und arbeitet in einer Hamburger PR-Agentur, wo sie originelle Marketingstrategien für allerlei Produkte entwickelt. Ihr Leben findet sie trotz langjährigem Single-Dasein ganz okay, obwohl ihre beiden Geschwister, vor allem ihre große Schwester, schon viel mehr erreicht haben. Nun hat Nina aber gleich zwei Probleme am Hals: Das eine ist der fast gleichaltrige Volontär Tom, der Nina unterstellt ist und der mit seiner oft unkonventionellen Arbeitsweise mehr Probleme schafft als löst. Dass Tom ausgerechnet der Sohn des neuen Auftrag- und damit Geldgebers der Agentur ist, macht die Sache nicht einfacher.
Das zweite, wesentlich größere Problem ist aber der neue Autor, den Nina betreuen soll: Dwayne Bosworth ist Texaner und seines Zeichens unwiderstehlicher Frauenverführer, der die Schnecken gleich reihenweise abschleppt, um sie – sein einziges und erklärtes Ziel – ins Bett zu kriegen. Für Nina ist Dwaynes machohafte, laute und selbstherrliche Art ein rotes Tuch, doch leider muss sie gemeinsam mit ihm und Tom auf Lesereise gehen, um Dwaynes peinlichen Aufreiß-Ratgeber "Ich kann sie alle haben" unters Volk zu bringen. Die Reise erweist sich als anstrengende Tournee quer durch Deutschlands spießigste Provinznester, bei der Dwayne mit seiner Art aneckt, aber erstaunlicherweise auch Erfolge für sich verbuchen kann. Dann ändert ein überraschendes Geständnis alles – und stürzt Nina in eine echte Krise …
"Sahnehäubchen" ist der neueste Roman von Anne Hertz – hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein erfolgreiches Schwestern-Duo – und überzeugt durch Romantik, Witz, Leichtigkeit und viele skurrile Situationen. Das Thema ist natürlich eine Steilvorlage: Schmieriger, selbstverliebter Macho-Autor wird von netter, selbstbewusster und seriöser PR-Frau betreut. Das bietet eine Menge Zündstoff, denn zwangsläufig gräbt der fiese Dwayne auch unermüdlich "Sahnehäubchen" Nina an – und die muss mit Schrecken feststellen, dass der rüde Texaner auch ein paar attraktive Seiten hat, auch wenn sie es sich nicht eingestehen will. Doch natürlich kommt letztendlich alles ganz anders, bis zum Ende des locker-leichten Romans gibt es mehrere Überraschungen und Wendungen.
"Sahnehäubchen" ist die perfekte Unterhaltung für zwei nette Nachmittage auf dem Sofa oder in der Badewanne. Das Buch ist flüssig geschrieben und liest sich wie im Fluge. Natürlich sollte man keinen großartigen Tiefgang erwarten, zumal das Ende auch ein bisschen schnell und nicht 100% überzeugend kommt, aber unterhaltsam ist dieses Buch auf jeden Fall und weit davon entfernt, flach zu sein. Die Schilderung von Dwayne Bosworth ist teilweise zum Schreien – ob vor Lachen oder Abscheu, bleibt der Leserin überlassen. Das Macho-Ekelpaket und die nette Nina sind auf jeden Fall ein Gespann, das super funktioniert, weil es unzählige Möglichkeiten für Reibereien und spitze Dialoge bietet – und vielleicht ja auch für ein wenig Romantik? Urkomisch ist auch Ninas Ausflug zu einer Möbelhauseröffnung im rheinischen Kaarst (die Rezensentin kommt ursprünglich selbst aus Kaarst und kann das Prädikat "Provinznest" nicht ganz teilen, trotzdem ist die Schilderung sehr lustig).
"Sahnehäubchen" ist komisch, unterhaltsam, streckenweise richtig spannend und hat genau den richtigen Schuss Romantik, nicht zu viel und nicht zu wenig. Für eingeschworene Fans von Anne Hertz genauso zu empfehlen wie für Leserinnen auf der Suche nach unterhaltsamen Wohlfühl-Romanen!
Zur Leseprobe auf der Verlags-Website: "Sahnehäubchen"