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Erotik und Liebe spielen in Vampirromanen meistens eine nicht unwesentliche Rolle. Bei "Blutlust" aber spielen sie die Hauptrolle, und die Vampirhandlung ist den Schwerpunkten des erotischen Romans untergeordnet.
Protagonistin und Ich-Erzählerin ist Sinna, eine junge Frau, die in New York studiert. Dort lernt sie Max kennen, geheimnisvoll, charismatisch und offensichtlich an ihr interessiert. Vom ersten Moment an ist Sinna fasziniert von dem gutaussehenden Mann und will unbedingt mit ihm zusammen sein, was ihr auch ohne größere Schwierigkeiten gelingt. Sie lernt Max' Freunde kennen und muss feststellen, dass diese sich für Vampire halten: Sie trinken Blut und feiern miteinander sexuelle Orgien, bei denen sie sich gegenseitig beißen. Als sie einer dieser Orgien beiwohnt, überwindet Sinna, berauscht von der Stimmung, ihre Hemmungen und macht dabei mit. Sie wird gebissen, weigert sich allerdings, selbst Blut zu trinken, obwohl sie genau das gerne würde. Ohne es zu merken, gerät sie immer tiefer in den Sog der Vampire. Für sie zählt nur noch, mit Max zusammenzusein und hemmungslosen Sex zu haben.
"Blutlust" fällt im Vergleich zu anderen (erotischen) Vampirromanen stark ab. Zum einen fehlt völlig die Spannung, zum anderen mangelt es an Originalität und faszinierenden Figuren.
Sinna lernt Max kennen, Sinna sieht anderen beim Sex zu, Sinna hat selbst Sex; mit Max, ebenso wie mit anderen Männern und Frauen. Für einen erotischen Roman ist das nicht ungewöhnlich. Allerdings lesen sich die erotischen Szenen ganz und gar nicht anregend, denn besonders schön ist der Schreibstil der Autorin nicht. Zum einen werden die sehr einfachen Sätze irgendwann zu eintönig, zum anderen ist die Wortwahl eher abstoßend oder unfreiwillig komisch. Stimmung will nämlich nicht so recht aufkommen, wenn laufend jemand "aufgespießt" wird oder sich "in sie spießt". Auch die restliche Wortwahl erinnert eher daran, wie sich vielleicht manche (männliche) Teenager über Sex unterhalten mögen. Von Romantik oder einer Liebesgeschichte keine Spur. Alles, was Sinna empfindet, ist permanentes sexuelles Verlangen. Spannung kommt dabei auch keine auf. Erst zum Ende hin, als Sinna endlich begreift, dass sie durch Max und seine Freunde wohl doch in Gefahr geraten könnte, wird es etwas interessanter.
Auch die Figurenzeichnung ist nicht besonders gelungen, alle handelnden Personen bleiben ziemlich blass. Selbstverständlich sehen alle blendend aus, Max ist schön, die anderen Vampire sind schön und Sinna ist es natürlich auch. Was Sinna an Max nun so fasziniert, ist nicht nachvollziehbar, denn außer dass er gut aussieht, kommt von ihm nichts, was diese Anziehung erklären würde. Wobei er natürlich fantastisch im Bett ist, Sinna mit sämtlichen gängigen Sexualpraktiken nimmt und ihr innerhalb von drei Tagen mehr Orgasmen beschert, als sie bislang in ihrem Leben hatte. Dass in erotischen Romanen ein bisschen übertrieben wird, ist nicht ungewöhnlich, aber was die Autorin ihrer Protagonistin hier an ständigen multiplen Höhepunkten gönnt, ist einfach zu viel.
Fazit: Ein Vampirroman mit viel Erotik, der vielleicht jenen Lesern gefallen wird, die derbe, deutliche Sexszenen lesen wollen und romantische Szenen nicht mögen. Wer beim Klappentext annimmt, einen Vampir-Liebesroman vor sich zu haben, wird allerdings enttäuscht werden.