Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Comics werden generell ja gerne mal belächelt. Auch heute noch. Im Zeitalter der schönen, neuen Bezeichnung Graphic Novel hat sich das zwar ein bisschen gebessert. Aber eben nur ein bisschen. Daran wird auch das "Comic Jahrbuch 2011" nichts ändern. Die gute Nachricht ist allerdings, dass es das auch gar nicht will. Das Jahrbuch – es erscheint inzwischen seit zehn Jahren – richtet sich vor allem an die, die es ohnehin bereits begriffen haben: Comics sind cool!
Herausgegeben wir das Jahrbuch von Leuten, die sich mit der Materie auch auskennen: Vom ICOM e.V., dem Interessensverband Comic, Cartoon, Illustration und Trickfilm, der es sich seit Anfang der 80er Jahre zum Ziel gesetzt hat, deutschen Zeichnern und Autoren ein Forum zum Austausch von Meinungen und Informationen zu geben und deren berufliche Situation zu verbessern. Die Autoren des Jahrbuchs wissen also, von was sie reden.
Mehrere Dutzend Artikel und Interviews gibt es in dem immerhin 248seitigen Sekundärwerk, dass für ein Fachbuch bei einem Kaufpreis von 15,25 € einen durchaus angenehmen, auf jeden Fall akzeptablen Preis hat.
Die Journalisten, die diesmal Beiträge beigesteuert haben, stammen aus unterschiedlichen Generationen und nehmen sich diverser Themen an. Da geht es um die Rolle, die Comics in der Leseförderung spielen (könnten), um Interessensverbände zum Thema aus der ganzen Welt, darum, wie sich der Comicmarkt im Ausland (natürlich USA, aber auch Frankreich, die Niederlande und Spanien) entwickelt hat und viele, viele, viele Interviews mit deutschen Comiczeichnern, Verlagsmitarbeitern, Künstlern und Fachleuten. Es gibt einen Artikel zu unserem deutschen Science Fiction-Star Perry Rhodan im Comic, zum Trickfilmfestival in Stuttgart und zu Independent-Comics. Kurz gesagt: Der Band will nicht nur die Szene und deren Entwicklung beleuchten, sondern auch auf Themengebiete aufmerksam machen, auf die der eine oder andere vielleicht noch kein Augenmerk gerichtet hat. Ob man mit den Meinungen immer übereinstimmt oder auch nicht, ist unwichtig. Fest steht, dass das Groß der Artikel gut recherchiert und verständlich geschrieben sind.
Das große Thema der 2011-Ausgabe (die übrigens bereits Ende 2010 erschienen ist), ist allerdings das Thema Kinder-Comic. Mehrere Artikel beschäftigen sich mit diesem Thema (u. a. von Klaus Schikowski). Bereits im Vorwort weißt Herausgeber Burkhard Ihme darauf hin, dass Kindercomics schon seit jeher nicht nur von Kindern gelesen werden – und dass sie gemessen an Auflagenzahl und Verbreitung die Spitzenreiter unter den Comics sind. Dabei geht es im Jahrbuch nicht nur (aber auch!) darum, schlaglichtartig aufzuzählen, welche Kindercomics es heutzutage gibt. Der Leser bekommt auch ein bisschen Einblick dahingehend, wie schwierig es überhaupt ist, so einen Comic auf die Beine zu stellen.
Genug Material jedenfalls, um zu mehrmaligen Blättern, zum Querlesen und zum Stöbern einzuladen.
Wer sich noch unsicher ist, kann übrigens in diverse Artikel aus dem Jahrbuch auf der Website des ICOM hineinlesen (und zwar
"hier"!). Für Comicliebhaber bietet die Seite des Interessensverbands ohnehin allerhand. Vorbeisurfen lohnt!