Kaum ein Jahr ist seit den letzten Hungerspielen vergangen und erneut bereitet sich das Kapitol auf die Zurschaustellung seiner Macht vor. Seit den weit zurückliegenden Aufständen in Panem wiederholt sich das Spektakel Jahr um Jahr. Jeder der zwölf Distrikte schickt jeweils einen männlichen und weiblichen Tribut in die Arena der grausamen Spielemacher. Der letzte überlebende Tribut geht als Sieger aus den Spielen hervor und gewinnt für sich ein sorgenfreies Leben und für seinen Heimatdistrikt zumindest ein Jahr des Wohlstandes und beendet damit kurzfristig den Kampf ums Überleben. Seit Katniss und Peeta als erstes Paar in der Geschichte der Hungerspiele die Arena verlassen haben, werden sie vom Kapitol misstrauisch beobachtet. Als Katniss am Ende der vorangegangen Spiele versuchte, sich und Peeta mit tödlichen Beeren zu vergiften, wurde dies als offene Rebellion gegen die Machtinhaber und die Spiele verstanden. Um dem begeisterten Volk die ersehnten Gewinner nicht vorzuenthalten, wurden sie im letzten Augenblick gerettet. Um sich und ihre Familien vor Präsident Snow und seinem Gefolge zu schützen, müssen sie fortan das glückliche Liebespaar mimen und der übrigen Welt vorgaukeln, dass sie stets im Sinne des Kapitols gehandelt haben. Doch aller Bemühungen zum Trotz, hat Katniss kleiner Funke des Widerstandes ein Feuer der Rebellion entfacht, welches sich schleichend über die zwölf Distrikte ausbreitet.

Um den drohenden Aufstand im Keim zu ersticken, werden die Regeln wie bereits im Vorjahr erneut geändert. Zur Feier der 75. Hungerspiele sollen diesmal die Tribute aus den Reihen der Gewinner ermittelt werden. Für Katniss bricht eine Welt zusammen, denn in ihrem Distrikt gibt es nur drei lebende Sieger, von denen einer als Mentor die beiden übrigen Tribute außerhalb der Spiele unterstützen muss und diesen somit fernbleiben kann. Zum zweiten Mal fällt die Wahl auf Peeta und sie. Als sie erneut den Weg in die Arena antreten, wird jedoch schnell klar, dass sich die Spielemacher in diesem Jahr selbst übertroffen haben. Das Areal gleicht einer gigantischen Wasserwelt, in dessen Zentrum eine Insel voller unnatürlicher Bestien und fremder Gefahren auf sie wartet. Der Kampf ums Überlegen beginnt erneut. Doch wie groß stehen die Chancen für Katniss und Peeta, die Spiele ein zweites Mal gewinnen zu können?

Mit "Tödliche Spiele" präsentierte "Suzanne Collins" ihren Lesern und Zuhörern bereits einen außergewöhnlichen und vielschichtigen Zukunftsroman, der sowohl Jugendliche (Altersfreigabe "ab 12 Jahren") als auch Erwachsene gleichermaßen weltweit begeisterte. Mit ihrer Fortsetzung der Geschichte um Katniss und den Hungerspielen Panems in "Gefährliche Liebe" knüpft sie nun an ihren bisherigen Erfolg an, und der zweite Band ihrer Trilogie "Die Tribute von Panem" übertrifft sogar alle Erwartungen. Die Handlung setzt ein Jahr nach Ende des ersten Romans ein und beginnt zunächst ruhig und wenig spektakulär. Viele der bisherigen Ereignisse werden dem Zuhörer ebenso wie die Beziehungen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Figuren nochmals ins Gedächtnis gerufen. Zwar spart die Autorin dabei nicht mit Rückblenden in Form von inneren Dialogen und Erinnerungen der Hauptfigur, dennoch empfiehlt es sich, den Vorgängerroman zu kennen. Ansonsten wird das Verhalten der einzelnen Figuren auf den ersten Blick wohl recht wunderlich erscheinen und das bedrückende Szenario von Panem und seinen Hungerspielen schon beinahe absurd wirken. Dieser Eindruck schwindet zwar im weiteren Verlauf der Geschichte. Jedoch fehlen dem Zuhörer dennoch einige interessante und wichtige Informationen. Obgleich sich der Inhalt des Hörbuchs auf den ersten Blick kaum von seinem Vorgänger zu unterscheiden scheint, hat sich Collins bei der Inszenierung der Wasserarena selbst übertroffen. Das Gebiet ist diesmal deutlich exotischer und ausgefallener und hält raffinierte Rätsel bereit, die es zu entschlüsseln gilt. Dabei stellen sich die Charaktere recht geschickt an und profitieren von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen der anderen. Da Katniss und Peeta diesmal mit einer größeren Anzahl an Tributen eine Allianz eingehen, bekommen die Geschehnisse in der Arena und deren Auswirkungen in ganz Panem eine interessante Dynamik. Zwar gilt es nach wie vor, am Leben zu bleiben und sich gegen die Karrieros, im Kampf ausgebildete Tribute anderer Distrikte, zur Wehr zu setzen. Dennoch wird bald deutlich, dass diesmal viel stärker im Mittelpunkt steht, wie Katniss und ihr Gefolge sich gegen das Kapitol stellen und bewusst oder unbewusst durch ihr Verhalten die Aufstände außerhalb der Arena zum überkochen bringen. Es scheint, als wäre die Ära der Gewalt und Folter der Machtinhaber dem Ende geweiht.

Die bereits bekannten Charaktere erhalten mit Vorschreiten der Geschichte zunehmend an Schärfe und wieder wird die Tragik und Fremdartigkeit der in Panem herrschenden Gesellschaftsordnung spürbar. Trotz der utopischen Darstellung des gesamten Szenarios zeigt sich dieses in sich jedoch zu jeder Zeit schlüssig und inszeniert eine mögliche Zukunft in der Geschichte der Menschheit. Die Autorin legte zudem viel Wert auf die Darstellung der Emotionen und Gedanken ihrer Hauptfigur. Von widersprüchlichen Empfindungen geplagt, stellt sich Katniss ihren Gefühlen und durchlebt, ungeachtet der allgegenwärtigen Gefahren, die Höhen und Tiefen eines verliebten siebzehnjährigen Mädchens. Maria Koschny verleit Katniss zum zweiten Mal gekonnt und eindrucksvoll ihre jugendhafte Stimme und erzählt aus ihrer Sicht die Ereignisse in Panem. Die gekürzte Einlesung des gleichnamigen Romans wird durch kurze musikalische Einblendungen am Ende der einzelnen Kapitel ergänzt. Diese fügen sich harmonisch in die Geschichte ein und passen perfekt zur Atmosphäre des Hörbuchs.

„Tödliche Spiele“ endet diesmal nicht, wie vielleicht erwartet, mit dem Auszug der Gewinner aus der Arena, sondern schließt mit einem Cliffhanger zum letzten Band der Trilogie ab. Der Zuhörer wird über den Ausgang der Geschichte noch völlig im Unklaren gelassen, was jedoch die ohnehin spannende Atmosphäre nur noch steigert. So bleibt zu hoffen, dass es der Autorin auch in "Flammender Zorn" (erscheint als Hörbuch im März 2011) gelingt, den Zuhörer erneut bis zur letzten Minute zu fesseln und ihre "Panem"-Trilogie mit einem grandiosen Finale beenden wird.