Der Undercover-Ermittler Frank Mackey befindet sich in den Vorbereitungen für ein gemütliches Wochenende mit seiner neunjährigen Tochter Holly, als ihn ein dramatischer Anruf seiner Schwester Jackie erreicht. Völlig aufgelöst und mit der Bitte sofort zu ihm zu kommen, fordert sie von Frank genau das, was er die letzten zwanzige Jahre vehement vermieden hat. Einen Besuch bei seinem von Hass und Gewalt geprägten Elternhaus. Entgegen seiner vor lange Zeit getroffenen Vorsätze macht er sich sofort auf den Weg nach Faithful Place, um dem Hinweis nachzugehen, dass in einem alten Abbruchhaus der Koffer seiner verschwundenen Jugendliebe Rosie gefunden wurde. Was ihn dort erwartet, ist schlimmer, als er es jemals erahnen konnte. Denn nicht nur Rosies Sachen befinden sich in dem baufälligen Haus, auch die Überreste ihrer Leiche werden unter einer Betonplatte im Keller gefunden. Als dann auch noch sein Bruder Kevin unter mysteriösen Umständen stirbt, zeigt die ganze Straße auf ihn und vermutet hinter dem desertierten Sohn einen kaltblütigen Mörder.

"Sterbenskalt" ist das dritte Buch der irischen Autorin Tana French, deren Geschichten sich vor allem durch eine hohe Authentizität und die Verwendung interessanter Charaktere auszeichnen. Während die eigentliche Handlung mehr oder weniger im Hintergrund abläuft und durch einen aufmerksamen Hörer recht schnell zu durchschauen ist, lebt der Roman vor allem von seinen psychologischen Komponenten. Da ist zum einen Frank Mackey, der als Einziger der Familie den Absprung aus dem Elend geschafft hat und einer überaus tristen und aussichtslosen Gegend von Dublin den Rücken kehrte. Zum anderen gibt es drei weitere Geschwister, die in dem desolaten Elternhaus ausgeharrt haben und nie die Chance hatten, etwas aus ihrem Leben zu machen. Angestaute Gefühle und lang gehegte Geheimnisse bahnen sich ihren Weg, als zutage tritt, was längst vergessen zu sein schien. Die Wahrheit über das Verschwinden eines neunzehnjährigen Mädchens, von der jeder dachte, dass sie nach England durchgebrannt ist.

Doch bis es soweit ist, erlebt der Hörer eine wahre Achterbahnfahrt von Gefühlen, die der Hauptprotagonist Frank Mackey bei der Konfrontation mit seiner unrühmlichen Vergangenheit durchstehen muss. Eine innere Zerrissenheit, die von dem Sprecher Dietmar Wunder mit viel Einfühlungsvermögen und einer fesselnden Interpretation dargestellt wird. So gelingt es ihm, den manipulierenden und vom Leben hart gezeichneten Undercover-Ermittler Frank Mackey genauso glaubwürdig darzustellen, wie den liebevollen Vater einer neunjährigen Tochter. Aber auch den verletzten Bruder nimmt man ihm ab, der enttäuscht vom Verhalten seiner Geschwister nicht verstehen kann, warum der äußere Anschein wichtiger ist, als das Seelenleben eines Familienmitglieds.

Fazit:
Mit "Sterbenskalt" ist Tana French ein außergewöhnlich vielschichtiger und psychologisch gut durchdachter Kriminalroman gelungen, der von glaubwürdigen Charakteren und menschlichen Abgründen lebt und den Hörer unweigerlich in seinen Bann zieht.