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Special Agent Aloysius Pendergast, wohl einer der faszinierendsten Ermittler, die je erdacht wurden, ist wieder da – und diesmal wird es persönlich. Durch einen Zufall entdeckt Pendergast bei einem Besuch auf dem Stammsitz seiner Familie, dass seine vor zwölf Jahren verstorbene Ehefrau Helen nicht etwa bei einem furchtbaren Jagdunfall ums Leben kam, sondern dass ihr Tod ein eiskalt geplanter Mord war. Pendergast will die Tat natürlich rächen – und rekrutiert umgehend seinen Freund und alten Mitstreiter, Lieutenant Vincent D'Agosta, um das rätselhafte Verbrechen aufzuklären.
Im Zuge der Ermittlungen, die Pendergast und D'Agosta um den halben Erdball führen, muss der FBI-Agent einige schmerzliche Dinge erfahren: Dass Helen ausgerechnet ihn geheiratet hat, hatte einen ganz besonderen Grund – und der hieß nicht Liebe. Helen war zeitlebens auf der Spur eines sagenumwobenen Gemäldes des Malers Audubon, der im späten 19. Jahrhundert lebte. Das düstere Bildnis mit dem Titel "Das Schwarzgerahmte" ist jedoch seit vielen Jahren verschollen. Verbirgt sich hinter dem Werk des Künstlers der Schlüssel zu Helens Nachforschungen – und zu ihrem grausamen Tod?
Mit Special Agent Pendergast hat das Autorenduo Preston und Child eine unwiderstehliche Romanfigur geschaffen, die es schafft, den Leser durch immer neue Facetten und neue Enthüllungen zu fesseln und zu faszinieren. Das gilt in besonderem Maße für den neusten Thriller aus der Feder des erfolgreichen Autorenduos, denn "Fever" ist Pendergasts bislang persönlichster Fall. Diesmal gilt es nicht nur, ein Verbrechen aufzuklären, sondern Pendergast will Rache für den Tod seiner geliebten Frau. Dass das für alle, die daran schuld sind, nicht gut ausgehen kann, ist klar. An der Seite des Special Agents wandelt man als Leser auf dessen Spuren und folgt ihm zunächst in einer atemberaubenden Rückblende zwölf Jahre zurück in die Vergangenheit, nach Afrika. Hier starb Pendergasts Frau Helen auf einem Safari-Ausflug einen brutalen Tod – doch ihr Ableben war kein Zufall.
Nach diesem hochspannenden, atmosphärisch geschriebenen Einstieg geht es zurück in die Gegenwart. Pendergast und Vincent D'Agosta geben ein gewohnt gutes Team ab. Stück für Stück enthüllen sie das düstere Puzzle, in dessen Mittelpunkt die verstorbene Frau von Aloysius steht – doch auch andere Verwandte Pendergasts entpuppen sich als weniger vertrauenswürdig als man bisher dachte.
Preston und Child lassen hier viel klassische Ermittlungsarbeit im Stil einer spannenden Schnitzeljagd einfließen: Die beiden Protagonisten reisen von Ort zu Ort, sammeln Hinweis um Hinweis und befragen eine Menge undurchsichtiger Zeugen. Bald ist klar, dass Helens Tod nur ein Rädchen in einem verwirrenden Gespinst viel größerer Machenschaften ist. Lange rätselt man, was das verschollene Gemälde damit zu tun hat. Die Auflösung ist spektakulär, aber dennoch gerade noch glaubwürdig. Natürlich räumen die beiden Autoren Pendergasts seltsamer Art und seinen ganz besonderen Fähigkeiten wieder ausreichend Raum ein, um den Leser ein ums andere Mal zu verblüffen. Gibt sich Pendergast ja in allen Romanen immer extrem unnahbar, kühl und rätselhaft, so erhält der Leser diesmal immerhin einige kleine Einblicke in seine wahre Persönlichkeit. Darauf haben Pendergast-Fans natürlich lange gewartet, von daher ein toller Schachzug der beiden Autoren, die jedoch darauf bedacht sind, nicht zu viel zu enthüllen.
"Fever – Schatten der Vergangenheit" ist nicht nur ein hochspannender und clever ausgedachter Pageturner, sondern auch der Auftakt einer neuen Trilogie innerhalb der Pendergast-Reihe (die letzte Trilogie, in deren Mittelpunkt Pendergasts böser Bruder Diogenes stand, wurde mit "
Darkness" beendet. Das darauffolgende "
Cult - Spiel der Toten" war ein eigenständiger Roman).
Das Ende des Thrillers ist wieder einmal so offen gestaltet, dass man den nächsten Teil kaum erwarten kann. Hinzu kommt, dass man als Leser Pendergast diesmal in einem Punkt voraus ist: Man erfährt in einer Szene, dass der FBI-Agent hintergangen wird von einer Person, der er absolut vertraut. Wohin wird dieser Vertrauensbruch führen? Es heißt abwarten für die deutschen Leser: Der zweite Teil der "Helen-Trilogie" soll erst im August 2011 unter dem Titel "Cold Vengeance" auf Englisch erscheinen.