Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nur wenige Monate nach dem Erscheinen des langerwarteten vierten Romans der Bartimäus-Reihe ("
Der Ring des Salomo") veröffentlicht cbj den ersten Teil der erfolgreichen Fantasyserie als Graphic Novel. "Das Amulett von Samarkand" in einer Comicfassung – lohnt sich das überhaupt? Ja! Sogar wer Band 1 schon kennt und vielleicht sogar begeistert mehrmals gelesen hat, wird der Graphic Novel bestimmt verfallen. Doch der Reihe nach:
London zur heutigen Zeit in einer Welt, in der die Zauberer die herrschende Gesellschaftsklasse sind und die "Gewöhnlichen" ohne Zauberkräfte von ihnen beherrscht werden. Dem jungen Zauberer Nathanael, der durch eine harte und entbehrungsreiche Ausbildung gegangen ist, winkt eine vielversprechende Karriere mit Wohlstand und Erfolg.
Doch Nathanael konzentriert sich vor allem auf eins: Rache. Rache an dem arroganten Minister Simon Lovelace, der Nathanael einst vor einer großen Menschenmenge bloßgestellt hat. Um den mächtigen Zauberer zur Strecke zu bringen, unternimmt Nathanael trotz seiner geringen Erfahrung eine äußerst riskante Beschwörung: Er bindet den 5000 Jahre alten Dschinn Bartimäus von Uruk an sich. Bartimäus, ein überaus fähiger Geist mit ruhmreicher Vergangenheit und noch viel größerer Klappe, sieht es gar nicht gern, von einem solchen Grünschnabel beschworen zu werden. Doch es kommt noch schlimmer: Nathanael beauftragt den frechen und fantasievollen Dschinn, das sagenhafte Amulett von Samarkand zu stehlen – ausgerechnet aus dem gut bewachten Anwesen von Simon Lovelace …
Jonathan Stroud hat mit seiner
Bartimäus-Reihe eine äußerst erfolgreiche Romanserie geschrieben, die bei Kindern und Erwachsenen einschlug wie eine Bombe. Das liegt nicht nur am herrlich frechen, komischen und respektlosen Dschinn Bartimäus, sondern auch an der cleveren Verstrickung von spannender und lustiger Fantasygeschichte und politischer Gesellschaftskritik.
Die Graphic Novel, die die Handlung des ersten Bartimäus-Romans auf 144 Seiten wiedergibt, richtet sich auf den ersten Blick hauptsächlich an junge Leser. Vor allem die superbunte grafische Umsetzung in Knallfarben sticht sofort ins Auge, ebenso, dass Nathanael sehr kindlich wirkt und dass die Figuren eher für Kinder erdacht sind (natürlich ist Bartimäus ja auch in erster Linie Lesestoff für Jüngere und erst danach ein großes All-Age-Lesevergnügen).
Blättert man dann durch die knallig kolorierten, detailliert ausgearbeiteten Illustrationen, wird man sofort gefangen genommen von der treffenden Umsetzung und der atmosphärisch gelungenen Erzählweise. Die Aufmachung ist viel bunter, als man das von den meisten aktuellen Graphic Novels gewohnt ist, aber keineswegs bloß bonbonbunt-fröhlich; alle gruseligen und düsteren Aspekte der Romanvorlage hat Illustrator Lee Sullivan wunderbar treffend umgesetzt.
Besonders die erste Beschwörung von Bartimäus, der sich gleich von seiner schlechtesten Seite zeigt, und die Visualisierung der anderen Dschinn und Geisterwesen wissen zu überzeugen. Auch das London des Roman-Paralleluniversums ist sehr gut getroffen – so und nicht anders hatte man sich die Welt, in der die Romane spielen, beim Lesen vorgestellt. Einen kleinen Abstrich bei der Handlung gibt es aber doch, und zwar wurde der Handlungsstrang aus Sicht der Widerstandskämpferin Kitty komplett gestrichen. Der Widerstand und Kitty tauchen zwar auf, die junge Frau wird aber nicht wie im Buch als eine der Hauptfiguren aufgebaut und in den Mittelpunkt gerückt.
"Bartimäus: Das Amulett von Samarkand" überzeugt auch als Graphic Novel. Recht eng an der Romanvorlage, sehr farbenfroh und kreativ umgesetzt, wird dieser Comicband vor allem junge Leser begeistern - aber auch erwachsene Bartimäus-Fans sollten auf jeden Fall einmal einen Blick riskieren!