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1982 kam ein damals visionärer Film in die Kinos. "Tron" erzählte die Geschichte einer technischen Parallelwelt, innerhalb des sogenannten Grids, kontrolliert von einem genialen Computerprogramm und eine feindliche Umgebung für alle, die sich hinein verirrten. 2010 dann die Fortsetzung dieses Klassikers, mit einer 20 Jahre später einsetzenden Handlung. Diese Lücke muss irgendwie geschlossen werden, da bietet sich ein Spiel zum Film doch geradezu an. "Tron Evolution" soll genau diese Handlungslücke mit Leben füllen und Fans auf den Film einstimmen. Spielbar ist das Spiel natürlich auch für Nicht-Kenner der Filme, es erleichtert aber das Verständnis für die Story ungemein, wenn man zumindest den ersten Film gesehen hat.
Das Spiel findet komplett im Grid statt, als Spieler taucht man ein und übernimmt die Rolle des Programms Anon, eines Wächters. Er wurde von Kevin Flynn – Kennern des Films bekannt – entwickelt und soll das Grid vor einem bösartigen Virus schützen, der aus dem Nichts aufgetaucht ist. Abraxas infiziert und zerstört so nach und nach das gesamte Grid. Anon soll ihn stoppen und klären, wer Abraxas entwickelt hat und was der tiefere Sinn hinter ihm ist.
Leuchtende Frisbees oder lieber LightrunnerSo steuert man Anon durch das Grid und begegnet immer wieder Gegnern, die man bekämpfen muss. Hier kommt viel aus den Filmen in die Handlung: Als einzige Waffe trägt man eine "Disc" bei sich und bekämpft seine Gegner, indem man sie mit diesen leuchtenden Frisbees bewirft. Damit das ganze nicht zu sehr an einen Nachmittag im Park erinnert, gibt es verschiedene Sorten, die alle spezielle Eigenschaften besitzen und für bestimmte Kampftechniken geeignet sind. So kann man sich aussuchen, ob man den Gegner einfach mit einer schweren Disk k.o. wirft oder doch zu etwas anspruchsvolleren Scheiben und Moves greift. Dennoch, auch wenn im Laufe des Spiels mehr Discs freigespielt werden und die Gegner-Anzahl steigt: Theoretisch kann man auch immer den gleichen Angriff verwenden, früher oder später hat man alle Gegner besiegt, egal, wie viele es auch sein mögen.
Die Kampfbewegungen selbst erinnern an Capoeira, und so tanzt sich Anon durch das Grid. Auch die übliche Fortbewegung erinnert an eine Sportart, hier kann man Einflüsse von Parcour erkennen, durchaus ähnlich wie bei anderen Spielen des Genres, beispielsweise "Prince of Persia" oder sogar "Tomb Raider".
Immer wieder müssen weitere Strecken mit dem Lichtrenner bewältigt werden, einer Art Motorrad mit leuchtenden Rädern, aus den Filmen bestens bekannt. Hier werden Nokia-Handybesitzer sich wohlfühlen, das Spielprinzip ist das gleiche wie beim Klassiker Snake. Möglichst nirgends anstoßen, auch nicht mit der eigenen Leuchtspur. Dieses Spiel gibt es auch im Multiplayer, hier gilt es dann, alle anderen Spieler sozusagen einzukesseln, ohne selbst gegen eine leuchtende Wand zu fahren und zu Licht zu werden.
Freiwilliger Spieltod zum WeiterkommenDennoch, auch wenn das Grundprinzip bekannt beziehungsweise leicht erlernbar ist, in der Praxis ist dies schwieriger. Die Steuerung ist nicht so exakt, wie man sich das wünschen würde und so werden selbst einfache Bewegungskombinationen zu einer Herausforderung, wenn der Spieler zwar genau weiß, was er machen muss, die Steuerung dies aber nicht so übersetzt, wie er es sich wünscht. Daher scheitert man oft an einfachen Sprüngen oder muss sich erstmal wieder orientieren, weil das Alter Ego eine Bewegung gemacht hat, die garantiert nicht so beabsichtigt war. Gut, dass die Sprünge in Abgründe keinen großen Verlust bedeuten, da das Spiel automatisch alle zwei Minuten gespeichert wird. Dennoch, es ist ärgerlich, ein und dieselbe Passsage immer wieder wiederholen zu müssen, bis man entdeckt hat, wie genau die Steuerung interpretiert.
Die häufige Speicherung hat noch einen weiteren Vorteil: Man kann auch öfter Selbstmord begehen, um dadurch einen Hinweis zu erhalten, wo man nach beendetem Level weiter kommt. Nicht immer ist das direkt sichtbar und bevor man sich in der wirklich gut gestalteten Welt verirrt, ist es schneller, einfach kurz zu sterben.
Im Einzelspieler-Modus wird das Spiel nach einigen Stunden langweilig, große Abwechslung kommt nicht auf. Hier kommt der Multiplayer-Modus ins Spiel, der zumindest etwas mehr Unterhaltung bietet und zudem den Vorteil hat, dass hier gesammelte Punkte auch für den Singleplayer-Modus gelten – nicht, dass man diese Punkte notwendigerweise brauchen würde, um Level freizuspielen oder ähnliches, aber es ist schön, sie zu haben. Im Multiplayer-Moduls machen auch die Rennen mit den Lichtrennern mehr Spaß, die restlichen möglichen Duelle langweilen leider schnell.
Orginalgetreues DesignDie Aufmachung der Level lässt das Herz eines Tron-Fans höher schlagen. Das Grid wurde düster umgesetzt, durchsetzt von Neonfarben, die zugleich signalisieren, ob ein Programm oder eine Gegend vom Virus befallen ist oder nicht. Diese Welt erinnert stark an die Tron-Filme, die Grafik ist durchgehend gut und überzeugt durchaus, auch wenn sie die Mängel des Spiels nicht wettmachen kann. Besonders auffällig ist, dass hier zu großen Teilen auf die Originalstimmen der Schauspieler der Filme zurückgegriffen wurde. Auch die Musik ist sehr stimmig und passt gut zur Geschichte.
Leider genügt eine stimmige Welt aber nicht, um ein Spiel wirklich kaufenswert zu machen. Tron-Fans werden wohl nicht lange zögern und sich dieses Spiel holen, um die Geschichte komplett zu kennen. Für alle anderen lohnt sich "Tron: Evolution" leider nur bedingt, da das Spielprinzip und die Struktur einfach nicht überzeugen.