Professor Sigmund Freud, ein Name, der fast jedem ein Begriff ist. Der berühmte Psychologe lebte von 1856 bis 1939 und entwickelte die These vom Ich, dem Über-Ich und dem Es. Das Musiklabel STIL startet mit "Prof. Sigmund Freud" eine neue Krimi-Hörspiel-Reihe.

Karl Gruber, seines Zeichens als Gendarm in Wien tätig, platzt völlig aufgelöst in eine Sitzung des berühmten Professors Sigmund Freud. Dieser nimmt sich Zeit für den jungen Polizisten und erfährt Furchtbares: Marianne Presslauer, die Tochter des Leiters des Wiener Burgtheaters, wurde ermordet. Die Todesart lässt nur den Schluss zu, dass ein Vampir für die grausige Tat verantwortlich ist. Eine These, die der Psychologe natürlich rundheraus ablehnt. Um dem Gendarm zu helfen, wird Anna Freud aktiv. Doch sie begibt sich auf riskantes Terrain, und bald ist auch ihr Leben in Gefahr ...

Ein völlig neues Krimi-Konstrukt präsentiert STIL dem Hörer mit "Prof. Sigmund Freud". Während bei üblichen Hörspielen aus diesem Genre der Fokus auf der Suche nach dem Täter und der damit einhergehenden Arbeit der Polizei liegt, ist das im vorliegenden Werk anders. Im Mittelpunkt steht der titelgebende Protagonist, fabelhaft gesprochen von Hans Peter Hallwachs. Ihm gelingt es hervorragend, die Handlung zu dominieren und den Hörer zu fesseln. Der normale Handlungsablauf wird immer wieder unterbrochen von einem inneren Dialog, den Freud führt. Das Ich, das Über-Ich und das Es führen auf lautlose Art Streitgespräche. Für die Verbrecherjagd außerhalb der Praxis ist primär Gendarm Karl Gruber zuständig, der von Andreas Fröhlich (Bob Andrews von den drei Fragezeichen) gesprochen wird.
Ihm zur Seite steht Anna Freud, die bei Zeugenbefragungen anwesend sein soll. Im Gegensatz zu dem jungen Polizisten weiß die Tochter des Professors nämlich genau, worauf sie achten muss. Sprecherin der Anna ist Felicitas Woll, vielen sicher noch bekannt durch ihre Rolle in "Berlin, Berlin". Auch sie macht ihren Job hervorragend und komplettiert das Hauptfiguren-Trio. Generell ist sowieso zu sagen, dass STIL bei der Auswahl seiner Sprecher eine gute Wahl getroffen hat; sie verstehen alle zu überzeugen und liefern eine authentische Darstellung ab.
Die Story selbst wird nicht, wie zu Beginn angenommen, vom Krimi-Plot dominiert. Dieser gerät im Vergleich zu Freuds Dialogen und Thesen ins Hintertreffen. Hier bleibt zu hoffen, dass sich das im späteren Verlauf der Reihe noch ändert. Denn so sehr eine Hörspiel-Serie von ihren Sprechern abhängig ist, so wichtig ist auch eine spannende und dichte Handlung.

Positiv zu erwähnen ist außerdem das Artwork der CD, was ausgezeichnet zur Stimmung der Reihe und der Handlungszeit passt. Hier hat Kai Hoffmann tolle Arbeit geleistet. Der Hintergrund ist in düsterem Braun gehalten, während verschiedene Szenen aus der Folge um das Gesicht von Freud angeordnet sind.
Abgeschlossen wird die Auftaktfolge von Psychologin Dr. Salwa Meier, die Stellung zu Freuds Thesen nimmt und ein wenig aus dem Klinikalltag plaudert. Dies ist zwar eine nette Ergänzung, stört aber auch leicht den Nachklang der Story.

Fazit:
Der Auftakt zur Hörspiel-Reihe um fiktive Erlebnisse des Prof. Sigmund Freud ist gelungen. Talentierte Sprecher, ausgefeilte Charaktere und ein tolles Setting. Die Krimi-Handlung sollte jedoch ein wenig stärker betont werden.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website unter http://www.stil.name