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Die Reykjavíker Anwältin Dóra Guðmundsdóttir wird in die Anstalt für psychisch kranke Straftäter gerufen, um für einen verurteilten Pädophilen einen alten Fall neu aufzurollen. Doch entgegen ihrer Annahme, dass der über alle Maßen unsympathische Jósteinn Karlsson damit seine eigene Verurteilung wegen sexuellen Mißbrauchs anfechten möchte, wird sie mit dem Auftrag überrascht, die Unschuld seines Mitinsassen Jakob zu beweisen.
Jakob, ein zwanzigjähriger Schwerstbehinderter, der am Down-Syndrom leidet, soll vor knapp zwei Jahren ein Behindertenheim mutwillig in Brand gesetzt und damit 5 Menschen getötet haben. Eine schwere Anschuldigung, die der geistig behinderte Mann nicht ohne fremde Hilfe von sich weisen kann und wegen der er rechtskräftig verurteilt wurde. Ohne lange zu Zögern nimmt Dóra denn Fall an und stößt schon bald auf eine Menge Ungereimtheiten, deren Ursprung in einer schlampigen Arbeitsweise von Justiz und Anwaltschaft liegen, aber auch in einer Reihe von mysteriösen Vorkommnissen, deren Zusammenhang sich nur langsam erschließt. So beschäftigt sie sich mit einem alten Unfall, bei dem ein junges Mädchen getötet wurde, erhält kryptische Nachrichten, die nur schwerlich zu deuten sind und muss sich mit Menschen auseinandersetzten, deren Moral auf dem Tiefpunkt angelangt ist. Bevor es ihr gelingt, Licht in die grauenhaften Ereignisse zu bringen, warten eine Menge Befragungen und erschreckende Wahrheiten auf die junge Anwältin, die, trotz vieler Rückschläge, ihren fünften Fall mit Bravour zu meistern weiß.
"Feuernacht" ist ein Kriminalroman, der nicht nur von erschreckend real erscheinenden Verbrechen lebt, sondern es darüber hinaus versteht, ein Bild von einem Land zu zeichnen, das nicht nur schöne Seiten besitzt. Dabei gelingt es der Autorin mit einer gut zu lesenden, bildhaften Sprache, die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse einerseits kritisch zu betrachten, andererseits einen Landstrich zu beschreiben, der einen gewissen Reiz nicht entbehren kann. Aber nicht nur die Kulisse des Kriminalromans ist gut gelungen, auch die Figuren, die in ihm eine Rolle spielen, werden derart lebensecht beschrieben, dass der Leser sie förmlich vor sich sieht. Gemeinsam mit einer jungen Anwältin geht er auf Mörderjagd und muss dabei erfahren, dass nicht nur der Umgang mit behinderten Menschen teilweise recht fragwürdig vonstatten geht, sondern Ausmaße annimmt, die man lieber nicht erfahren möchte. Ein wirklich gelungener Plot, der sich auf sehr komplexe und mitunter auch verwirrende Handlungen stützt, dessen einzelne lose Fäden im Verlaufe des Buches schlüssig zusammengefügt werden.
Fazit:
"Feuernacht" ist ein Kriminalroman, dessen Geschichte ungeheuer bewegt und der es schon allein deshalb schafft, seine Leser an das Buch zu fesseln. Aber nicht nur die tiefgründig angelegten Handlungen sind es, die gleichermaßen Glaubwürdigkeit und Spannung vermitteln, auch die in ihm handelnden Figuren erscheinen sehr lebensecht und tragen zu einer atmosphärischen Dichte bei, die ein packender Roman braucht.