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 In feiner Gesellschaft

Lord Peters letzter Fall


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Laurence Harwell, Sohn eines sehr vornehmen und reichen Anwalts und Erbe seines beträchtlichen Vermögens, hat Rosamund geheiratet. Die beiden lieben sich abgöttisch und auch zum zweiten Hochzeitstag hält man sie eher für ein Liebespaar. Die feine Gesellschaft Londons nennt die beiden oft das romantischste Liebespaar der Stadt. Einzig sein Hang zur Eifersucht, bei den zahlreichen Verehrern seiner hübschen jungen Frau nicht ohne Grund, ist ihm anzusehen.
Seine einzige Beschäftigung ist es, sich als Theatermanager zu versuchen. Als ihm von seiner Frau ein unbekannter und erfolgloser Autor, Claude Amery, angedient wird, zögert er zunächst, er hält nicht allzu viel von dem jungen Mann. Auch dass Amery seine Frau anzuhimmeln scheint, stört ihn zunächst nicht, ist er doch solcher Art Schwärmerei gewöhnt.
Doch die Besuche des Autors werden immer häufiger und seine Eifersucht erwacht. Er beginnt, trotz aller Liebe, seiner Frau zu misstrauen und spioniert ihr nach.
Wenige Wochen nach diesen Verwicklungen, die durch plötzliches Desinteresse von Rosamund an dem Autor vergessen scheinen, findet man die junge Frau erstickt in ihrem Landhaus. Sie wurde ermordet. Der Tat verdächtigt wird Claude Amery.
Lord Peter Wimsey wird gebeten, die Ermittlungen in der feinen Gesellschaft zu übernehmen, denn es erfordert eine Menge Takt und eine gute Erziehung, um dort, ohne Aufsehen zu erregen, einigen Ungereimtheiten nachzugehen, die die Polizei entdeckt hat.
Zu Peter und Harriets Erleichterung ist Harwell über jeden Verdacht erhaben, sein Alibi ist nicht zu erschüttern. Nur sein Benehmen stößt Lord Peter in tiefe Verzweiflung.

Im Jahre 1998 war es eine kleine Sensation, dass ein weiterer Roman von Dorothy L. Sayers erschien. Im Nachlass der 1957 verstorbenen Autorin fand sich ein unvollendetes Manuskript, an dem sie die Arbeiten 1937 eingestellt hatte.
Die Verwalter des Nachlasses von Dorothy Sayers gaben das Manuskript in die Hände der Romanautorin Jill Paton Walsh und baten sie, es zu vollenden.
Ihrem eigenen Bekunden nach versuchte sie, die fehlenden (und nicht kenntlich gemachten) Stellen im Stil der Autorin und im Sinne von Lord Peter Wimsey zu füllen.
Dies ist ihr weitestgehend gelungen. Auch dem Kenner der Kriminalromane der Sayers ist es nicht möglich, einen Unterschied festzustellen.
So ist der feinsinnige Humor von Lord Peter, die charmante Art der Ironie und der leise Sarkasmus, mit der er seinen Verwandten begegnet, köstlich zu lesen und ein Highlight dieses Romans. Auch ist der Charakter von Harriet Vane treffend und facettenreich ausgearbeitet; dies kann nur als gelungen bezeichnet werden.
Die Romanhandlung spielt unmittelbar nach der Hochzeitsreise von Lord Peter und Harriet Vane (nachzulesen und zu hören in "Hochzeit kommt vor dem Fall") und führt die eheliche Tour de Force der beiden Liebenden wunderbar heiter und ironisch fort. Für Fans und Kenner ein wahrer Genuss.
Leider trifft dies auf den der Handlung zugrunde liegenden Kriminalfall nicht zu. Er ist vorhersehbar und langweilig. Die Verwicklungen und Ermittlungen sind nahezu ohne Witz und Überraschungen. Leider entsteht aus der Krimihandlung heraus keine Faszination oder Spannung.
Wären nicht die Charaktere von Lord Peter und Harriet, die gelegentliche Briefe der Herzoginwitwe und vor allem die Konfrontationen des Paares mit der herzoglichen Familie - und hier vor allem mit Helen, der Gattin von Gerald, Herzog von Denver - der Krimi bekäme schlechteste Noten.
So aber - dank der Mühe von Jill Paton Walsh und der Vorarbeit von Dorothy L. Sayers, ihre Romanfiguren betreffend - ist das Buch amüsant und leicht zu lesen. Es ist kurzweilig und lässt den Leser oft schmunzeln.

Fazit: Das Autorinnenpaar hat, mit einem Abstand von über 60 Jahren, einen wunderschönen Gesellschaftsroman verfasst - der Krimi hingegen ist misslungen! Dennoch, Fans von Lord Peter und Dorothy Sayers müssen sich dieses Buch einfach kaufen, sein Gehalt an "Lord Peter" ist einfach zu hoch, um ihn zu verpassen.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2000 | ISBN: 3499226383 | Preis: 8,90 Euro | 447 Seiten | Sprache: Deutsch

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