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Mit Pocket Battles bringt Pegasus eine Spielereihe auf den deutschen Markt, die sich vor allem durch ihr kompaktes Format und ihre kurzen Spieldauer auszeichnet. Dabei stellt sich für Strategiespielfans als erstes die Frage, ob das Spiel dennoch taktischen Tiefgang besitzt.
Das Konzept der Pocket Battles ist recht einfach: Zwei Spieler treten mit jeweils einer Armee gegeneinander an. Gewonnen hat derjenige Spieler, der als erstes die Hälfte der gegnerischen Armee geschlagen hat. Ein witziges Element der Reihe ist dabei, dass alle Kartensets gegeneinander antreten können. Im ersten von Pegasus veröffentlichten Set findet sich eine römische und eine keltische Armee. Pegasus hat bereits weitere Sets angekündigt, beispielsweise Orks vs. Elfen. Sollte die Serie regelmäßig erweitert werden, dürfte die Bandbreite an möglichen Kombinationen schnell zunehmen und jede Menge Phantasieschlachten möglich werden lassen.
Doch wie funktioniert das Spiel?
Die Spieler einigen sich auf die Größe der Armee. Dafür können sie einen Aufstellungswert zwischen 50 und 100 vereinbaren. Jeder Spieler nimmt sich dann aus seinem Kartenset, in diesem Fall Römer oder Kelten, so viele Truppen wie er mit dem vereinbarten Aufstellungswert auswählen kann. Da in jedem Set eine Vielzahl an militärischen Truppentypen vorhanden ist, beispielsweise Reiterei, Infanterie, Hilfstruppen, Belagerungswaffen, Helden, die unterschiedliche Wertigkeiten besitzen, gibt es eine praktisch unbegrenzte Vielzahl an Variationen mit der ein Spieler in die Schlacht ziehen kann.
Haben beide Spieler ihre Truppen gewählt müssen sie verdeckt Einheiten aus ihnen zusammenstellen. Dabei werden Truppen mit anderen zusammengelegt. Im weiteren Spiel bilden diese kombinierten Truppen eine Einheit und können nicht mehr voneinander getrennt werden. Ist auch dies geschehen, setzen die Spieler abwechselnd ihre Einheiten auf das Schlachtfeld. Dieses besteht aus mehreren Reihen und drei Abschnitten. Jeder Spieler hat eine Front und einen Rückraum, die jeweils nochmal in Zentrum, linker Flügel und rechter Flügel aufgeteilt sind. Zwischen den Spielern befindet sich die Gefechtszone.
Das Spiel läuft nun so ab, dass der erste Spieler Angriffe befehlen kann. Je nach vereinbartem Aufstellungswert haben die Spieler in jeder Schlachtrunde eine bestimmte Anzahl an Befehlen, die sie für Angriffs- und Verteidigungsmanöver benutzen können. Werden Angriffe befohlen, muss der angreifende Spieler die betreffende Einheit in die Gefechtszone ziehen und ansagen gegen welche gegnerische Einheit der Angriff geführt wird. Der angegriffene Spieler kann Angriffe mit anderen Einheiten abfangen und so den Angriff auf eine andere Einheit erzwingen. Sind alle Befehle aufgebraucht, beziehungsweise will der Spieler an der Reihe nichts mehr ausführen, ist Spieler 2 an der Reihe.
Zusammenstöße zwischen Einheiten werden durch Würfelwurf entschieden. Jede Truppe trifft den Gegner bei bestimmten Würfelwerten. Jeder Treffer fügt gegnerischen Truppen Schaden zu. Wenn Truppen einen bestimmten Schadenswert erreicht haben - die meisten Truppen können nur ein oder zwei Treffer einstecken - sind sie vernichtet und müssen dem Gegner ausgehändigt werden. Es werden so viele Schlachtrunden gespielt bis ein Spieler die Hälfte aller Aufstellungspunkte des Gegners vernichtet hat.
Pocket Battles: Kelten vs. Römer ist durchaus ein Kartenspiel mit Tiefgang. Die hohe Anzahl an verschiedenen Truppenkarten, und deren unbegrenzte Möglichkeiten an Kombinationen, ermöglicht viele verschiedene Taktiken. Hinzu kommen Spezialfähigkeiten über die nur einzelne Truppen verfügen, die aber in Einheiten mit anderen Truppen kombiniert werden können. Neben dem Nahkampf gibt es auch Einheiten wie Bogenschützen oder Belagerungswaffen mit denen Fernangriffe möglich sind. Dazu kommen Möglichkeiten der Einheitenverteilung auf den Flügeln oder im Zentrum, wodurch verschiedene Strategien möglich werden: Greift man lieber konzentriert auf einem Flügel an oder marschiert man lieber gleichmäßig auf allen Frontabschnitten nach vorne?
Auch wenn die weiteren Pocket Battles noch nicht erschienen sind dürfte ersichtlich sein, dass die Reihe durchaus Potential besitzt immer besser zu werden. Während der erste Eindruck sein könnte, dass die Möglichkeit einer Schlacht beispielsweise der Römer gegen Orks nur ein plumper Gag ist, merkt der Spieler schon nach wenigen Runden, dass darin durchaus auch eine taktische Herausforderung zu finden ist. Denn die keltische Armee unterscheidet sich sehr von der römischen. So besitzen zum Beispiel nur die Römer Belagerungswaffen. Wenn die Autoren für die folgenden Sets genügend interessante individuelle Stärken und Schwächen der Armeen einbauen, dürfte jede Kombination auch einzigartige strategische Probleme und Vorteile mit sich bringen. Also Potential ist vorhanden.
Ein großes Problem des Spieles ist allerdings die sehr schlechte Anleitung. Haben die Spieler erst einmal in das Spiel gefunden, merken sie schnell wie sich die Regeln logisch ergeben. Die Anleitung ist aber oft verwirrend und nicht eindeutig an jeder Stelle; weswegen es eine Weile dauert bis die Spieler sie wirklich durchschaut haben. Auch ist die Anleitung seltsam strukturiert. Ergibt sich eine Frage, blättern die Spieler oft ewig lange in dem kleinen Büchlein, bis sie die Antwort an unerwarteter Stelle finden. Man kann nur hoffen, dass Pegasus die Anleitung für die nächsten Teile überarbeitet.
Abschließend sei noch zum Spielmaterial geschrieben, dass es, klein und kompakt, seine Aufgabe gut erfüllt. Die Truppenkarten mit ihren Werten und Symbolen sind gut unterscheidbar und erkennbar. Dem ein oder anderen Ästheten werden die Karten vielleicht zu wenig kunstvoll sein, aber sie erfüllen ihren Zweck gut.
Insgesamt ist Pocket Battles: Kelten vs. Römer also ein durchaus anspruchsvolles Strategiespiel für zwischendurch, das noch einiges an Potential mitbringt. Es ist sein Geld wert und kann jedem Strategiespielfan empfohlen werden.