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Alles beginnt mit einem anonymen Brief, den der Anwalt Sebastian Schneider erhält und mit dessen Inhalt er absolut nichts anfangen kann. Neben der ersten Strophe des Kinderliedes "Hänschen klein" enthält dieser ein paar Zeilen von einer ihm unbekannten Frau, die sich wünscht mit ihrem Hans für immer vereint zu sein. Während Sebastian Schneider diese Zeilen als Verwechslung abtut und ihnen keine weitere Beachtung schenkt, ist die Schreiberin des Briefes fest davon überzeugt, altes Unrecht sühnen zu müssen. So dauert es nicht lange, bis das Unglück auf dem Schneiderhof Einzug hält und der Hund der Familie mit einer Mistgabel im Körper tot aufgefunden wird. Eine erste Warnung und die Erinnerung an längst vergessen geglaubte Taten, die eine psychisch kranke Frau vor vielen Jahren verübt hat.
"Hänschen klein" ist ein Hörbuch, das alle Elemente eines guten Thrillers in sich vereint. Da sind zum einen ein mysteriöser Brief, den der Empfänger nicht deuten kann, alte Familiengeheimnisse, die erst im Verlaufe der Handlung zutage treten, und ein Mensch, der zur Erreichung seines Ziels über Leichen geht. Zum anderen begegnet der Hörer einen Protagonisten, der sich beobachtet und verfolgt fühlt sowie einem alten Kinderlied, das genauso eine Rolle zu spielen scheint wie merkwürdig erschreckende Träume. Doch während die Zutatenliste stimmt, ist die Ausführung des Thrillers weniger gelungen. Während es der Autor zu Beginn der Handlung noch schafft, einen gut funktionierenden Spannungsbogen aufzubauen, fällt dieser allerdings nach etwa der Hälfte rapide ab und auch einem ungeübten Hörer wird schnell klar, wer die mysteriöse Briefschreiberin und damit auch die Täterin ist. Überraschende Wendungen und unvorhergesehene Ereignisse kommen ab diesem Punkt der Handlung nicht mehr vor und so lebt der verbleibende Teil des Thrillers von der Erwartung, wann endlich der Anwalt Sebastian Schneider auf die Mörderin trifft und was bis dahin vielleicht noch geschieht.
Gelesen wird das Hörbuch von Simon Jäger, einem versierten Hörbuchsprecher, der für seine mitreißenden Interpretationen bekannt ist. Mit viel Engagement und einer variationsreichen Stimme versteht er es, das Beste aus der Geschichte herauszuholen. Passende Musikeinspielungen und eine immer wieder auftauchende Spieluhr unterstreichen den Gruseleffekt der Geschichte und sorgen für ausreichend Gänsehautfeeling.
Fazit:
"Hänschen klein" ist ein akustisch hervorragend umgesetzter Psychothriller, der dank Simon Jägers herausragender Lesung einige Stunden hörenswerter Unterhaltung bietet. Eine Empfehlung für Thrillerfans, denen Grauen wichtiger ist als Glaubwürdigkeit und die sich durch einen teilweise vorhersehbaren Handlungsverlauf nicht abschrecken lassen.