Anton ist begeistert. Aus der Flasche, die er durch Zufall in dem alten, heruntergekommenen türkischen Laden gefunden hat, steigt eine Rauchwolke auf, die sich als waschechter Flaschengeist entpuppt. Dumm nur, dass seine gesamte Familie das wenig später herausfindet und Anton mit Wünschen überhäuft, die er dem Dschinn vortragen soll. Da Anton ein hilfsbereiter, gutwilliger Junge ist, lässt er sich von seinen Eltern überreden, von dem liebenswürdigen Dschinn Osman zu verlangen, dass aus der baufälligen Bruchbude, die sie seit kurzem bewohnen, ein perfektes Haus wird. Der Dschinn lässt sich nicht lange bitten und schon sitzen Anton, seine Schwester Fanni und seine Eltern in einem wahren Juwel von einem morgenländischen Palast. Leider fehlen Steckdosen, elektrisches Licht und Internetanschluss; sämtliche Geräte, die eben noch ihren Dienst versahen sind nun nutzlose Gegenstände. Darüber hinaus steht das Auto von Antons Papa im Harem des hochherrschaftlichen Hauses und ohne die Wände einzureißen, ist es nicht mehr auf die Straße zu bewegen.
Auf Drängen von Fanni äußert Anton seinen zweiten Wunsch. Steckdosen, Telefonanschlüsse und Internetanbindung stehen ganz oben auf der Wunschliste und werden dem Dschinn vorgetragen. Da Anton aber die Markierungen der Familie falsch wiedergibt und Osman keine Ahnung hat, was Elektrizität überhaupt ist – immerhin hat er mehr als dreihundert Jahre in der Flasche verbracht, ehe sie von Anton wiedergefunden wurde – vergrößert sich das Chaos im Palast jedoch nur. Ehe Anton zu weiteren Wünschen gedrängt wird, erzählt Osman ihm von seinem Schicksal.
1683 wurde der Herr und Meister des Dschinns durch die Schuld des pflichtvergessenen Flaschengeistes getötet und er selbst auf ewig in der Donau versenkt. Als Artur ihm seinen dritten Wunsch anbietet, um die damaligen Ereignisse rückgängig zu machen und die Ehre des Dschinns wiederherzustellen, nimmt Osman gerührt an. Dumm nur, dass außer dem Dschinn auch Artur und Fanni, die im letzten Moment zu verhindern versucht, dass Anton sich etwas derart Törichtes wünscht, ins Jahr 1683 zurückgeschleudert werden. Inmitten des türkischen Heeres, das die Belagerung von Wien in den nächsten Wochen siegreich zu beenden trachtet, müssen Fanni und Anton nun alles versuchen, dem Dschinn zu helfen. Denn wenn der türkische Herr und Meister des Flaschengeistes nicht gerettet werden kann, müssen Fanni und Anton den Rest ihres Lebens in der Vergangenheit verbringen.

2009 erschien "Osman – Der Dschinn in der Klemme" von Ute Krause. Die humorvolle aber auch sehr spannende Geschichte erwies sich als wunderbarer Jugendroman, der fernab jeglichen Klamauks die Belagerung Wiens durch die Türken in dichterischer Freiheit ein wenig anders interpretiert und eine spannende Zeitreise zweier Kinder darum webt. Es geht um Zusammenhalt, Pubertät, Verantwortung und Mut aber auch um Lug, Betrug und Pflichtvergessenheit.

2011 nahm sich die WDR-Hörspielredaktion dieses wundervollen Buches an und verwandelte die komplexe und durchaus ernsthafte Geschichte in ein sehr kurzweiliges Hörspielabenteuer für Kinder. Tolle Sprecher, eine wundervolle Musik und geschickte Kürzungen lassen die Story zu einem lustigen und abenteuerlichen Geschehen werden, das nur noch wenig von der Dramatik des Buches vermittelt.

Doch wer glaubt das nette Coverbild und der lustige Beginn würde dieses Hörspiel zum idealen Hörgenuss für kleine Kinder machen, irrt gewaltig. Spätestens mit der Zeitreise endet der humorige Teil der Geschichte. Nun geht es fühlbar ernster zu und die Kinder geraten mehr als einmal in bedrohliche Situationen. Zwar bleibt "Osman – Der Dschinn in der Klemme" eine locker erzählte Abenteuergeschichte, doch zehn Jahre alt sollten die Zuhörer schon sein, sonst vergehen sie vor Spannung und Angst. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene aber fühlen sich im zweiten Teil dieses Hörspiels sehr wohl und sind mehr als begeistert über die teils dramatischen Ereignisse.

"Osman – Der Dschinn in der Klemme" vereint Humor mit Ernsthaftigkeit, lockere Sprüche mit tiefgreifenden philosophischen Gedanken. Es eignet sich daher eher für ältere Kinder und Jugendliche – die werden begeistert sein über Anton und seine Abenteuer im Jahre 1683.