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Achtung: "Paris sehen und sterben" ist der siebte Teil der Serie "Die weiße Tigerin". Wesentliche Inhalte und Ereignisse der sechs vorherigen Bände kommen in der folgenden Inhaltsangabe zur Sprache. Wer die Serie noch nicht kennt und unvoreingenommen genießen will, sollte den folgenden Abschnitt überspringen.
Lansdale ist der zwar der japanische Kriegsschatz vor der Nase weggeschnappt worden, doch so leicht gibt der amerikanische Agent nicht auf. Er erfährt vom gefangen genommenen Hiroshi die entscheidende Information, wo sich Yoshio Kodama aufhält. Der Japaner hatte im Krieg zwischen Japan und China ungeheure Reichtümer angehäuft und versteckt. Leider sitzt er im Gefängnis von Sugamo und wartet auf seinen Prozess - und wahrscheinlich auf seine baldige Hinrichtung.
Doch Lansdales Macht reicht weit. Niemand will es sich mit den Amerikanern verscherzen. So gelingt es ihm ohne weitere Probleme, Kodama frei zu bekommen. Er nimmt ihm das Versprechen ab, ihn zum Versteck der Schatzkarte zu führen. Er nimmt Alix, die letzte "Weiße Tigerin", und den "Dreifarbigen Drachen", den Franzosen Rousseau, mit auf dieses Himmelfahrtskommando. Doch der erträumte Reichtum und die angestrebte riesige "Schwarze Kasse" für den neu gegründeten amerikanischen Geheimdienst rücken in weite Ferne. Denn Kodama spielt ein falsches Spiel mit Lansdale und statt einer Schatzkarte wartet auf Lansdale, seinen Kollegen Cannon, Alix, Rousseau und ein weiteres Dutzend kampferprobte Helfershelfer ein Trupp Ninjas, die schneller Köpfe abtrennen als die Amis ihre Waffen hochreißen können.
Eine wilde und leider oft auch wirre Verfolgungsjagd reihe sich an die nächste und nicht nur das (fast) vorweggenommene Ende, das Wilbur und Conrad ihrem siebten Streich voranstellen, enttäuschen den Leser und Kenner der Serie "Die weiße Tigerin" ein ums andere Mal.
Da erlauben sich die beiden Szenaristen immer wieder herbe Sprünge und abrupte Handlungsbrüche und von Logik ist in "Paris sehen und sterben" ganz sicher nicht mehr die Rede. Stattdessen sind Action, brutale Gewalt und Leichen im Dutzend angesagt. Aus der anfangs witzigen, humorigen und locker-leicht servierten Geschichte der "Weißen Tigerin" ist endgültig ein Schlachten und Köpfen geworden. Das deutete sich zwar bereits im fünften Band an und setzte sich im sechsten fort, doch was Wilbur und Conrad hier bieten, ist gänzlich humorlos und immer wieder fast sinnlos brutal.
Wären nicht die wundervollen Bilder Conrads, die traumhaft schöne Alix und die packende (wenn auch unlogische) Jagd nach dem Schatz, man müsste sich mit Grausen abwenden. Doch Conrad gelingen wieder einmal geniale Bilder, traumhaft schön koloriert von Julien Lois. In kräftigen Farben, wundervollen Szenen und immer wieder absolut hinreißenden, ganzseitigen Zeichnungen fesselt die Grafik des siebten Bandes jeden Betrachter. Man verschmerzt sogar die Humorlosigkeit, mit der die beiden Autoren zu Werke gehen – immerhin geht es um die Rivalität Japans und Chinas, die wahrlich damals mit härtesten Bandagen geführt wurde (und in manchen Köpfen auch heute noch geführt wird).
"Paris sehen und sterben" ist ein teils enttäuschender, teils grandioser Abschluss der Serie "Die weiße Tigerin". Man vermisst schmerzlich die Leichtigkeit der ersten Bände, sehnt sich nach dem lockeren Humor und der fast spielerischen Art und Weise, wie Handlung und Bilder verschmolzen. Doch Conrad vermag auch dieses grausame, harte und humorlose Ende so gut zu verpacken, dass Fans von Alix nicht zögern sollten, auch den siebten Band zu erwerben. Wer aber die Serie nicht kennt oder bereits Band fünf nicht mehr als gelungen betrachtet, kann getrost verzichten – "Paris sehen und sterben" ist in jeder Hinsicht eine Steigerung der dort erkennbaren Tendenzen.
Zur Leseprobe des Verlags: "Paris sehen und sterben"