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Patricia Briggs' Werkojotin Mercy Thompson gehört zu den gelungensten Heldinnen, die die Urban Fantasy derzeit zu bieten hat. In "Zeichen des Silbers" erlebt die Automechanikerin aus den Tri-Cities im südöstlichen Washington bereits ihr fünftes Abenteuer:
Eigentlich wollte Mercy das rätselhafte Feenbuch, das sie sich in
"Spur der Nacht" von einem befreundeten Bibliothekar geliehen hat, schon längst zurückgegeben haben. Die Turbulenzen der letzten Wochen haben sie dies aber völlig vergessen lassen. Ein Versäumnis, das sich als Glücksfall erweist, Mercy und ihre Freunde aber gleichzeitig in große Gefahr bringt. Denn irgendjemand scheint das Buch um jeden Preis an sich bringen zu wollen und schreckt dafür auch nicht vor Mord zurück. Nach einer mysteriösen Warnung und einem Anschlag auf ihr Leben wird Mercy klar, dass sie das Buch keinesfalls dem Feenvolk aushändigen darf, das danach Ausschau hält. Doch durch diese Haltung schafft sie sich – wieder einmal – gefährliche Feinde!
Sowohl in ihren High Fantasy-Romanen als auch in den vorangegangenen Bänden der Mercy Thompson-Reihe haben sich vor allem die glaubhaften Charakterzeichnungen als Stärke der Autorin herausgestellt. Konsequenterweise sind die Interaktion der Figuren untereinander sowie die (diesmal gemächliche) Entwicklung der Protagonisten auch in "Zeichen des Silbers" wieder sehr gut gelungen: Mercy muss nicht nur einen Weg finden, den Lebenswillen ihres ehemaligen Lovers Samuel wieder zu wecken, sondern auch gleichzeitig lernen, sich besser in Adams Werwolfrudel zu integrieren. Das hat sie zwar aufgenommen, behandelt sie aber immer noch als Außenseiterin. Nicht alle Werwölfe sind begeistert davon, dass Mercy nun zu ihnen gehört und in der Rangfolge zudem noch als Adams Gefährtin eine hohe Stelle einnimmt. Das sorgt für mächtig Zündstoff.
Leider geht die Hauptstoryline um das Feenbuch im Vergleich zu den Handlungsfäden, die sich aus dem Miteinander der liebgewonnenen Charaktere ergeben, zu sehr unter. Dadurch entsteht der Eindruck, dass – obwohl viel passiert – "Zeichen des Silbers" den Status einen Lückenfüllers innerhalb der Mercy Thompson-Reihe einnimmt. Der Mystery-Fall, den es zu lösen gilt, nimmt zu wenig Raum ein und löst sich schließlich zu unspektakulär auf. Gleiches kann man von Samuels Dilemma sagen, das auf eine Art und Weise ausklingt, bei der der Zufall eine zu große Rolle spielt. Von Patricia Briggs ist man diesbezüglich eigentlich Besseres gewöhnt!
Ob die Reihe mit "Zeichen des Silbers" unter Abnutzungserscheinungen leidet oder die Autorin einfach nur einen Durchhänger hat, wird erst der für Herbst 2011 angekündigte Nachfolgeband klären können. Insgesamt richtet sich der fünfte Mercy-Roman jedenfalls stärker an Fans als an Gelegenheitsleser. Ersteren bietet er immerhin willkommene Wohlfühl-Literatur mit liebgewonnenen Charakteren, die sich im Rahmen des Buches überzeugend weiterentwickeln dürfen.