Großwesir Guliman weiß nicht mehr weiter. Immer wenn er versucht, den Thron von Mandolan zu besteigen, schleudert ihn ein Zauber quer durch den Saal. Da auch sein Hofzauberer Abrasch nichts gegen diesen Fluch tun kann, schreibt Guliman einen Brief an die Oberhexe. Sie kann ihm bestimmt helfen. Als wenig später die kleine Lilli und ihr Flugdrache Hektor vor ihnen stehen, staunen die beiden nicht schlecht. Statt einer alten und ehrwürdigen Hexe bietet ein Kind ihnen an, den Fluch aufzuheben. Dumm nur, dass der Großwesir eigentlich gar kein Anrecht auf den Thron hat und er mit Hilfe des Zauberers Abrasch den wahren Herrscher Mandolans in der "Verbotenen Stadt" eingekerkert hat. Noch dümmer, dass Hexe Lilli gerade noch rechtzeitig den Braten riecht und ihre Hilfe verweigert. Aber sie hat nicht mit der Skrupellosigkeit Abraschs gerechnet. Der hat längst einen Plan, um sich selbst als neuen Herrscher Mandolans zu inthronisieren. Zum Glück kommen Lilli der Straßenjunge Musa, der Flaschengeist und sogar Surulunda, die ehemalige Oberhexe, zu Hilfe. Und auch wenn Hektor eher ein verfressener, wankelmütiger und trotteliger Minidrache ist, versucht er doch alles, um seiner geliebten Hexe Lilli zu helfen.

Nahezu zeitgleich mit dem Kinofilm "Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan", dem zweiten Abenteuer der kleinen Hexe, die der Illustrator und Autor Knister zu einer der erfolgreichsten Kinderbuchreihen gemacht hat, gibt es auch das "Originalhörbuch zum Film".
Dies ist mitnichten die Tonspur des Kinofilms, die als Zweitvermarktung in Form eines Hörspiels Verwendung findet, sondern eine eigenständige Produktion. Die Stimmen der Filmschauspieler - oder ihrer Synchronsprecher wie im Fall des Inders Tanay Chheda (bekannt aus "Slumdog Millionär") – und der Soundtrack des Films werden gemeinsam mit der als Erzählerin zu hörenden Adele Neuhauser zu einem spannenden, lustigen und kindgerechten Abenteuer vermischt.

Denn eins ist schnell klar: Dieses Hörspiel ist konzipiert für Kinder ab sechs und der Verlauf wird Jugendlichen und Erwachsenen des Öfteren schlicht, simpel und gar zu einfach vorkommen. Doch mit zunehmender Dauer – das Hörspiel ist mehr als dreißig Minuten länger als der Kinofilm – fühlt man sich immer besser unterhalten, egal welchen Alters man ist. Zu mitreißend ist die Performance, die Michael Mittermeier als Stimme von Hektor hinlegt. Wer da nicht Tränen lacht, kann mit Sicherheit auch dem Kinofilm und den Büchern über Hexe Lilli nichts abgewinnen.

Spätestens mit dem spannenden Schluss im Thronsaal werden wirklich alle Hörer zufrieden sein mit dieser Produktion – bleibt nur die Tatsache, dass viele Dinge, die erwähnt werden und die man so plastisch zu hören bekommt, der Bilder bedürfen, um vollends ihre Wirkung zu entfalten. Man braucht nur einen Blick auf den Trailer (www.reise-nach-mandolan.de) zu werfen, um nach dem Genuss dieses Hörspiels nur noch einen Wunsch zu haben: den Film zu sehen!

Nicht nur die Hörspielbearbeitung ist gelungen, auch die musikalische Untermalung ist klasse. Ian Honeyman, Klaus Badelt und Mark Anthony Yaeger zeichnen für die verschiedenen Kompositionen verantwortlich, die die Geschichte so gekonnt untermalen. Da auch das mehrseitige Booklet überzeugt, sollte man dem Hörspiel unbedingt eine Chance geben – es kann neben dem Film durchaus bestehen und spricht vor allem kleinere Kinder an, ohne Erwachsene zu enttäuschen. Und wer Mittermeiers Glanzleistung als Drache Hektor verpasst, ist selbst schuld.

Zur Hörprobe auf der Verlags-Website: "Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan"