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San Juan ist die Hauptstadt von Puerto Rico, und tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Ableger von Andreas Seyfarths Ausnahmetitel "Puerto Rico".
Die Spieler übernehmen die Rollen von Baumeistern, die die Stadt San Juan nach und nach mit Produktions- und Stadtgebäuden versehen. Dabei schlüpfen sie jede Runde in eine von fünf Rollen, die es ihnen erlaubt zu bauen, Handel zu treiben oder nach Gold zu suchen.
Wie in "Puerto Rico" sucht sich jeder Spieler in jeder Runde eine der fünf Rollen aus, deren Aktion dann von jedem ausgeführt wird, wobei der Spieler, der gerade am Zug ist, dabei einen Vorteil bekommt. Beim Baumeister darf jeder Spieler ein Gebäude errichten, beim Goldsucher darf man sich alleine eine Karte ziehen, beim Ratsherren zieht jeder Spieler mehrere Karten und sucht sich davon eine aus, beim Aufseher können bereits gebaute Produktionsstätten mit Waren versehen werden und beim Händler können diese verkauft werden.
"San Juan" verwendet dabei ein sehr cleveres System, in dem die Spielkarten sowohl zu errichtende Gebäude als auch Geld und Waren repräsentieren. Möchte man also eine Bibliothek im Wert von fünf errichten, muss man sich fünf andere Karten auf der Hand aussuchen, die man auf den Ablagestapel legt, welche als Bezahlung dienen. Produziert man Waren, werden die Spielkarten einfach auf den Produktionsstätten abgelegt, um dies zu verdeutlichen - ein simples und geniales Prinzip.
Bei den Produktionsgebäuden gibt es dabei verschiedene Waren, von Indigo bis Silber, die unterschiedliche Preise auf dem Markt erzielen, welche von Runde zu Runde nochmals unterschiedlich sind.
Die violetten Gebäude verschaffen einem dagegen entscheidende Vorteile, seien dies nun mehr Siegpunkte, geringere Baukosten oder Boni beim Ausführen bestimmter Rollen.
Wenn ein Spieler zwölf Gebäude gebaut hat, endet das Spiel und alle Spieler rechnen die Siegpunkte ihrer Gebäude zusammen, wobei jetzt bestimmte Spezialgebäude entscheidende Vorteile bringen können. Derjenige mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
"Puerto Rico" ist als komplexes Strategiespiel recht mühsam zu lernen, "San Juan" als Kartenspielableger speckt bei den Regeln jedoch deutlich ab. Wenn man das große Vorbild kennt, spielt sich "San Juan" fast von selbst, wurde "Puerto Rico" doch in seinen Grundzügen exakt übernommen.
Wie beim großen Bruder gibt es auch in "San Juan" eine exzellente Spielanleitung, die mit Bildern, Beispielen, exakten Erklärungen und einer ausgezeichneten Strukturierung das Lernen auch für Neulinge sehr einfach macht.
Die Funktion der Spielkarten als Gebäude, Zahlungsmittel und Ware ist zunächst vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber nach drei Runden innerhalb des ersten Spiels ist auch das keine Schwierigkeit mehr. Die Sonderfunktionen der Gebäude sind dagegen teilweise nicht ganz einfach zu verstehen, wenn auch die Anleitung einwandfreie Erklärungen für alles liefert.
Eine ideale Strategie wird man in "San Juan" nicht verfolgen können, da viel davon abhängig ist, welche Gebäude man vom Stapel zieht. Ein wirkliches Eingehen auf die Mitspieler findet daher ebenfalls nicht statt, man spielt eher für sich als mit Blick auf die anderen. Dennoch bietet auch "San Juan" Raum zum Taktieren und für eine grundlegende Strategie, schließlich kann man sich von Anfang an überlegen, ob man lieber auf teure oder billige Waren, auf Produktions- oder auf violette Gebäude setzt. Auch "San Juan" bietet dadurch die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Spiels, wodurch man selbst nach mehreren Partien noch was hinzu lernen kann.
In einem Kartenspiel sind natürlich hauptsächlich Karten enthalten - auch in "San Juan" nicht zu knapp -, doch beinhaltet die Schachtel zusätzlich noch die stabilen Rollenkarten aus Pappe, wie man sie vom Vorbild kennt, sowie mehrere Pappleisten, die die aktuellen Marktpreise anzeigen. Größter Vorteil zu "Puerto Rico" ist, dass die Karten diesmal immer eine schöne Illustration des Gebäudes vorweisen, welches sie repräsentieren, was das Spiel viel weniger trocken wirken lässt.
Ein großes Lob dann noch dafür, dass dem Spiel ein Punkteblock mit Stift beigelegt wurde, der vielleicht nicht unbedingt hätte sein müssen, der aber in die Endauswertung wesentlich mehr Übersicht bringt, was äußerst angenehm ist.
Fazit:
"Puerto Rico" für Gelegenheitsspieler ist ein voller Erfolg. Dass die enorme Qualität des Vorgängers mit einem simpleren Spiel nicht ganz erreicht werden kann, dürfte eigentlich klar sein, gegenüber dem eher schwerfälligen Vorbild hat "San Juan" jedoch den Vorteil, dass es sich äußerst flott spielt, einfacher zu lernen ist und man weniger über den richtigen Zug nachgrübeln muss, während das Handelsflair von "Puerto Rico" trotz genrebedingt geringer Ausstattung einigermaßen gut herüber gerettet werden konnte.
Wenn einer Gelegenheitsspielrunde die zwei Stunden des tollen Vorbilds zu viel und zu komplex sind, dann sind sie mit den 45 Minuten dieses flotten und spaßigen Ablegers prächtig bedient. Strategiecracks werden "Puerto Rico" für diese Light-Version jedoch wahrscheinlich nur ungern verlassen.